Ist es wirklich Liebe?

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Sie ging einfach aus dem Grill raus und drehte sich nicht mehr um. Sie ließ mich ohne ein Wort so stehen. Ohne ein einziges Wort. Sie zeigte mir die eiskalte Schulter. Und ich hatte wirklich gehofft, sie würde mich auch mögen. ,,Kol, hör auf!", drang plötzlich Hopes Stimme wie durch Watte an meine Ohren. Ich sah auf meine Hände. Sie waren voller Blut. Ich sah mich im Mystic Grill um. Überall blutüberströmte Leichen. Und meine Nichte, die neben mir stand und mich erschrocken ansah. ,,Es tut mir so leid", nuschelte ich und ließ mich auf den Boden sinken. Ich spürte Tränen meine Wangen runter laufen. Zum ersten mal seit 1000 Jahren spürte ich echte Kummertränen auf meinen Wangen. Ich hatte befürchtet, Hope würde abhauen und für immer Angst vor mir haben. Aber sie setzte sich neben mich und zog mich in ihre zarten und doch starken Arme. ,,I... Ich hatte gehofft, Lia würde mich vielleicht auch mögen", stammelte ich und legte meinen Kopf auf ihre Schulter. ,,Hey, sie mag dich doch auch", murmelte Hope, während sie mir sanft durch die Haare strich. ,,Ich hab nichtmal bemerkt, dass ich all diese Leute hier getötet habe. Ich bin ein Monster! Könnte sie mich je lieben, wenn sie wüsste, was ich wirklich wär? Kann sie mich überhaupt jemals lieben?" ,,Kol Mikaelson", wies sie mich dann zu Recht, ,,Du bist ein tausend Jahre alter Ur-Vampir und hast vor deiner Verwandlung Magie praktiziert. Da wirst du doch wohl mit so etwas wie Liebeskummer fertig werden. Mal abgesehen davon gibt es viele Beweise dafür, dass mein Vater oft das eigentliche Monster war." Da hatte sie Recht. ,,Wir müssen irgendwie die Leichen entsorgen", nuschelte ich vor mich hin und rappelte mich wieder auf. ,,Ich mach das schon", meinte darauf dann Hope und machte sich bereit, einen Zauber auszuführen, ,,Incendia." Ich stellte mich möglichst so, das ich alles abkriegen würde, wenn der Grill zu schnell in die Luft fliegen würde, aber wir rannten mit Vampirtempo raus, während der Grill weit hinter uns explodierte. Die Leute fingen an, zu gucken. Zum Glück waren wir dank unserer Geschwindigkeit weit genug vom Geschehen weg. Aber ich würde niemals vor meinen Gefühlen weg laufen können. Ich hatte seit 1000 Jahren nicht mehr so für einen Menschen empfunden. ,,Ich muss da was erledigen", nuschelte ich in Hopes Richtung. ,,Geh schon", kam es von ihr zurück und das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich hatte ihr Auto gerade noch so erwischt, um ihnen zu folgen, wartete aber erstmal ein Weilchen im Schatten des Nachbarhauses. Ich hörte auf das, was in ihrem Haus so vor sich ging. ,,Ich hab dir doch gesagt, geh nicht zu ihm!", hörte ich ihre Mutter brüllen. ,,Verdammt nochmal mom!", brüllte Cecilia zurück, ,,Ich bin kein kleines Kind mehr! Wenn du mich weiter so behandelst, dann werd ich ja nie hier ausziehen können!" ,,Oh, dünnes Eis Fräulein!" ,,Ich hab hier jemanden gefunden, der mich versteht mom! Hinter Kols unglaublich schönen Augen steckt echt viel. Er hat das gleiche durchgemacht, wie ich!" Sie hatte Hinter Kols unglaublich schönen Augen gesagt. Mochte sie mich vielleicht doch? Ich musste jetzt einfach zu ihr. Entschlossen überquerte ich die Straße und klingelte an der Haustür. Wütendes gestapfe war zu hören, dann wurde die Tür aufgerissen und Lia stand vor mir. ,,E... Es tut mir leid, dass du wegen mir mit deiner Mutter streitest", stammelte ich und wusste nicht, was ich sonst sagen oder tun sollte. ,,Eigentlich muss ich mich doch bei dir entschuldigen", nuschelte sie zurück, ,,Ich mein, ich hab dich da einfach so zurück gelassen, ohne was zu sagen. Und dann waren da diese schmerzvollen Schreie..." Bei diesen Worten sah ich zu Boden. In dem Moment konnte ich ihr nicht in die Augen sehen. Sie wusste vielleicht nicht, was ich war, aber mir war es trotzdem unangenehm. ,,Ich bin froh, dass es dir gut geht. Ich hab mir echt Sorgen um dich gemacht." Und diese Worte ließen mich wieder aufschauen. Und lächeln. Auch Lia lächelte zaghaft. Dieses Lächeln war es, weshalb ich mich damals in Silvia verliebte. Heute war es einer der Gründe, warum ich mich in Cecilia verliebte. Ich würde es ihr nur nie sagen können. Vielleicht mochte sie mich, aber wenn sie wissen würde, was ich schon alles getan hatte, dann würde sie Angst vor mir haben. Und das wollte ich nicht. Sie sollte keine Angst vor mir haben. ,,Ich sollte dann auch mal...", stammelte ich, als mir auch mal auffiel, dass ich ne ganze Weile stumm dagestanden hatte. ,,Ja, wir sehn uns dann morgen in der Schule", stammelte sie ebenso perplex zurück. Dann wandte ich mich um und wollte gehen. Ich weiß nicht, was mich dazu trieb, aber ich drehte mich nochmal um und küsste sie ganz leicht auf die Wange. Gott, ihre Haut war so unglaublich weich. Und zart.

Schweren Herzens war ich dann wirklich gegangen.

Zu Hause angekommen stichelte Nik natürlich sofort: ,,Und, wie war dein Date?" ,,Ich hab mich nur dafür entschuldigt, dass sie wegen mir Streit mit ihrer Mutter hatte", gab ich zurück und rannte hoch in mein Zimmer, wo ich mich aufs Bett schmiss und an die Decke starrte. Was hatte ich getan? Klar, ich hatte sie auf die Wange geküsst, aber wieso hatte ich das getan? Sie dürfte nie wissen, dass ich mich nach nur einem Tag in sie verliebt hatte. Sonst würde sie irgendwann dahinter kommen, was für ein Monster ich war. Stunden vergingen in denen ich einfach nur da lag, an meine Zimmerdecke starrte und an Cecilia dachte. Ihre unbeschreiblich schönen Augen, die wie zwei Topase funkelten. Ihre fast dunkelblonden Haare mit einem leichten Rotstich. Ihre makellose Haut.

Kurzentschlossen lief ich zu ihrem Haus und versuchte, zu hören, wo ihr Zimmer war. Es war auf der anderen Seite des Hauses, wie ich an der Musik hörte. Also versteckte ich mich im Schatten des Gartens und sah sie von dort an ihrem Fenster sitzen. Sie hatte sich auf ihren Schreibtisch gesetzt und lehnte sich im geöffneten Fenster an den Fensterrahmen. Ihre Haare fielen ihr dabei in ihren sanften Locken um die Schultern und wiedereinmal konnte ich kaum begreifen, dass sie wirklich real war. Ihre Schönheit war unfassbar. Als sie jedoch in meine Richtung sah, lief ich wieder einmal weg. Vor meinen Gefühlen lief ich immer wieder davon.

Good in evilWhere stories live. Discover now