Ungeahntes

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Cecilia hatte so eine selbstbewusste Aura und als Rebekah sie angiftete, verspürte ich den unglaublich großen Drang, dieses unbekannte Mädchen zu beschützen. Das ging mir die gesamte Geschichtsstunde durch den Kopf. Und als die Stunde endete, beeilte ich mich, meiner Schwester zu folgen, um ihr klar zu machen, sie solle gefälligst freundlicher zu ihren Mitmenschen sein. Und ganz besonders gegenüber Cecilia. Als die meisten Schüler vom Gang in ihren Räumen verschwunden waren, fuhr Rebekah zu mir rum und fragte: ,,Was willst du Kol?" ,,Ich will wissen, was das soll", gab ich zurück, ,,Weder Hope noch ich brauchen einen Babysitter." ,,Ach und das Menschenmädchen schon?", fragte sie darauf spöttisch. Ich lachte freudlos, dann erklärte meine Schwester endlich: ,,Nik befürchtet, du könntest wieder Chaos verursachen. Und das auch zu Recht. Wir wurden ja heute bereits an dein Massaker 1001 kurz nach unserer Verwandlung erinnert." ,,Hat unser Bruder dir etwa auch noch einen Weißeichenpfahl mitgegeben, damit ich schon wieder getötet werde?", fragte ich sarkastisch, verschwand dann aber Richtung Musikraum. Gott, wie ich meine Schwester an manchen Tagen hasste! Ich hörte schon aus der Ferne die Stimmen von Cecilia und meiner Nichte Hope. Cecilia wurde von Hope in den Raum gezogen und sie lachte. Es war ein wunderschönes Lachen. Aber gleichzeitig erinnerte es mich auch an meine erste Liebe, von der außer mir niemand wusste.

,,Und zu spät kommt mal wieder Kol Mikaelson", hörte ich die Stimme des Lehrers neben mir. ,,Eigentlich müsste ich dann ja mal eine Bonuskarte bekommen", scherzte ich und ging zu meinem einsamen Tisch rüber. Musik war so ziemlich das einzige Fach, auf das ich mich freute. Ich musste während der Stunde immer wieder zu Cecilia schauen und dabei fielen mir einige kleine Merkmale auf: Sie hatte immer einen Stift hinterm Ohr stecken und wenn sie nachdachte, verlor sich ihr Blick in weiter Ferne. Gott, sie war so umwerfend schön. Was zur Hölle war mit mir los? So dachte ich doch sonst nicht! Mal abgesehen davon kannte ich sie gerade erst ein paar Minuten. Ich musste wohl einfach nur mal wieder den Kopf frei kriegen. ,,Kann ich mal kurz an die Luft?", fragte ich dann unseren Lehrer, ,,Mir ist irgendwie nicht gut." Er machte nur eine kleine Andeutung mit der Hand und ich verschwand noch im Menschentempo. Auf dem Flur dachte ich mir erstmal: ,So ein Schwachkopf'. Dann rannte ich mit Vampirgeschwindigkeit nach draußen, wo mal wieder die übliche Schwänzertruppe zu finden war. Sie bestand immer aus den selben drei Leuten. Dem ersten brach ich das Genick, worauf mich die anderen anstarrten, als wäre ich ein psychiotischer Killer. Was ich in gewisser weise auch war. ,,Hallöle", war alles, was ich zu ihnen sagte. Dem ersten der versuchte, zu entkommen rannte ich mit Vampirgeschwindigkeit hinterher und riss ihm kurzerhand das Herz aus der Brust. Seine kleine Kumpeline wich auf dem Boden kriechend immer weiter vor mir zurück. Aber irgendwann war da die Wand im Weg. Ich hob sie an ihrer zarten Kehle hoch und rammte ihr dann meine Eckzähne in die Halsschlagader. Sie versuchte sich zu wehren, aber das interessierte mich nicht. Ich wollte nur weiterhin dieses süßliche, wohlig warme Blut schmecken. Ihre Proteste wurden langsam schwächer, als die Stimme meiner Schwester alles zunichte machte, die mir entgegenbrüllte: ,,Kol, lass den Blödsinn! Hope benutzt viel Magie, um das hier alles zu verbergen und gleich drei auf einmal?" Ich hatte für den Moment, in dem Rebekah mir ihre Predigt hielt, das Mädchen los gelassen und feuerte zurück: ,,Tut mir ja leid liebste Schwester. Aber das ich bin wie ich bin ist einzig und allein Mutter zu verdanken. Irgendetwas geht immer schief, wenn man dunkle Magie nutzt. Sie widerspricht den Geistern." ,,Mein Gott, hör damit auf Bruder, bevor das arme Ding noch länger leidet", meinte Rebekah verächtlich und brach dem Mädchen das Genick. ,,Na toll. Jetzt hast du wertvolles Blut verschwendt!", beschwerte ich mich. ,,Und du hast dich mit Blut eingesaut", kam es darauf von Rebekah zurück. Ohne ein weiteres Wort rannte ich los nach Hause.

Ich hatte mich in der alten Villa einquartiert, in der meine Mutter diesen Ball gegeben hatte.

Ich hatte mich in der alten Villa einquartiert, in der meine Mutter diesen Ball gegeben hatte

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In meinem Badezimmer angekommen warf ich einen Blick in den Spiegel und Rebekah hatte Recht. Ich hatte das halbe Gesicht voll mit Blut. Aber immerhin hatte ich jetzt den Kopf frei. Und ich konnte in Ruhe über Cecilia nachdenken. Im Grunde war sie nur irgendein weiterer Mensch auf dieser Welt, genau wie Silvia. Obwohl Silvia 1001 viel mehr als nur irgendein Mensch für mich war. Was machte diese Cecilia nur mit mir? Wieso war ich in ihrer Gegenwart nicht mehr ich selbst? Nicht mehr Herr meiner Sinne? ,,Aw, haben wir uns wiedereinmal in einen Menschen verliebt?", hörte ich plötzlich Niklaus' Stimme aus meinem Schlafzimmer. ,,Was willst du Nik?", fragte ich so emotionslos wie möglich. ,,Erstens wollte ich wissen, wie es meiner Tochter geht. Und zweitens erinnert mich dein kleines Mädchen an deine Flamme von 1001." ,,Erstens Hope geht es bestens", gab ich so kalt wie möglich zurück, ,,Und zweitens ihr Name war Silvia." ,,Silvia, richtig!", schien ihm dann auch noch ein Licht aufzugehen, ,,Mutter hat uns verwandelt, in einem Gefühlsrausch wolltest du ihr deine Gefühle gestehen, hast sie aber getötet, weil der Duft ihres Blutes zu verlockend für dich war und hast daraufhin aus Wut ein Massaker in unserem Nachbardorf veranstaltet. " Ich wischte mir schnell das Blut aus dem Gesicht und sagte einfach nur zu Nik: ,,Hör mir bloß damit auf. Ich hatte keine Gefühle für Silvia. Nicht mehr nach der Verwandlung. Und Cecilia und Silvia ähneln sich nicht in geringster Weise." Gut, es war beides gelogen. ,,Ach was du nicht sagst", meinte mein Bruder noch, dann erhob er sich endlich von der Fensterbank und verschwand. Ich selbst sprang aus dem Fenster und rannte in den Wald. Ich musste auf irgendwas einschlagen, was kaputt ging. Ich hatte einen schön fetten Felsen gefunden. Erster Schlag. Ich hatte nicht nur Gefühle für Silvia gehabt, ich hatte sie abgöttisch geliebt. Zweiter Schlag. Aber Klaus hatte Recht. Ich hatte sie getötet und deswegen das Massaker ausgeführt. Dritter Schlag. Der Fels zerfiel in Brocken. Ich hatte keine Ahnung, was das war, was ich gegenüber Cecilia empfand.

Good in evilWhere stories live. Discover now