Von neuer und alter Liebe

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Cecilia hatte beinahe meine Vampirzähne gesehen. Ich konnte mich gerade noch rechtzeitig wegdrehen.

Zu Hause angekommen saß Silvia auf der Treppe zum Eingang und rief mir zu: ,,Interessant, dass deine kleine Freundin keine Ahnung hat, wer du in Wirklichkeit bist." ,,Du solltest eigentlich tot sein Silvia", gab ich nur zurück und brach ihr im vorbeigehen das Genick, ,,Schade, dass du nicht tot geblieben bist."

Ich meinte es in dem Moment exakt so, wie ich es gesagt hatte. ,,Ach Kol, sie liegt im Weg", beschwerte sich Rebekah, die aus der Tür stolperte. ,,Tut mir ja leid Schwester", gab ich nur zurück, ,,Aber es interessiert mich nicht, wem sie im Weg liegt. Hauptsache, sie redet nicht mehr." ,,Wow, wo ist deine abgöttische Liebe hin?", fragte sie ernsthaft. ,,Die starb mit Cecilias erstem Tag hier", gab ich nur zurück und marschierte hoch zum Flügel. Während ich spielte dachte ich über Silvia nach: Was wollte sie wirklich? Wieso ist sie nicht früher zu mir zurück gekommen? Wo war sie in den letzten 1000 Jahren? Diese Fragen und noch viele weitere geisterten mir durch den Kopf.

Und bei dem Gedanken, dass sie bald wieder aufwacht, machte ich mir Sorgen um Cecilia. Klar, kein Vampir kann ein Haus betreten, ohne rein gebeten zu werden, aber ich machte mir trotzdem Sorgen. Weshalb ich aufsprang und zu ihr rannte. Ich hielt mich wie immer im Garten in den Schatten versteckt. Als ich darauf hörte, was drinnen so los war, hörte ich Lia verzweifelt rufen: ,,Verdammt, mom, hast du Omas Verlobungsring?" ,,Nein, tut mir leid Schatz", kam es von ihrer Mutter zurück, ,,Aber vielleicht ist dein Geburtstag morgen wieder ein Glückstag und du findest ihn wieder. Dein Geburtstag war doch schon immer dein persönlicher Glückstag." ,,Ja, hoffentlich", hörte ich Cecilia sagen, da war ich schon in ihrem Zimmer. ,,Wie sieht der Ring denn aus?", fragte ich sie, wobei sie erschrocken zu mir rum fuhr. Ich konnte ein kleines Lachen nicht unterdrücken. Sie fing ebenfalls an, zu lachen und kam dann zu mir, um mich zu küssen. Da ließ ich sie nicht lange drauf warten.

Als wir uns dann wieder gelöst hatten, kramte sie ein Bild aus ihrer Nachttischschublade und erklärte: ,,Das ist der Ring. Und der ist mir wirklich sehr wichtig."
Ich kannte den Ring. Rebekah hatte so einen mal getragen. Vor über 1000 Jahren. Er war aus einem Bergkristall gefertigt, in den ein Bernstein eingetropft war. Elijah hatte ihn Rebekah zu ihrem Geburtstag geschenkt. Sie hatte ihn nach der Verwandlung jedoch verloren. ,,Okay, dann begeben wir uns auf die Suche", schlug ich vor und gab ihr das Bild zurück.

Wir krochen ohne Witz in jede Ecke ihres Zimmers und Lia wollte schon aufgeben, als ich ihn im hintersten Winkel unterm Bett fand. ,,Gefunden!", rief ich triumphierend aus. Sie fiel mir stürmisch um den Hals und lachend steckte ich ihr den Ring wieder an.
Als sie mich dann küsste, hörte ich, wie schnell ihr Herz schlug. Mein eigenes schlug mir schon bis zum Hals!

Der Kuss wurde leidenschaftlicher, fordernder. Sie war mit ihrer Hand am Saum meines Shirts angelangt, als ihre Mutter erbarmungslos die Tür aufriss. Erschrocken fuhren wir auseinander und Lia schnauzte entsetzt: ,,Mom! Wie wärs mit anklopfen?" ,,Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass du morgen machen kannst, wozu auch immer du Lust hast", kam es zurück, wobei ich aufmerksam gemustert wurde. Das Schweigen war relativ unangenehm, dann sagte ich schließlich: ,,Ich sollte... Meine Nichte braucht mich bestimmt." Ich küsste Lia noch zum Abschied flüchtig auf die Stirn, dann ging ich an ihrer verdutzten Mutter vorbei und als ich außer Sicht war, rannte ich los nach Hause (mit kleinem Umweg über den Juwelier, um ein Geschenk für meine Lia zu kaufen). Und tatsächlich schien Hope auf mich zu warten.

Es hatte sich herausgestellt, dass Hope einfach nur langweilig war. Kein Wunder in dem großen Haus.

Ich konnte kaum schlafen in der Nacht, so sehr vermisste ich meine Lia. Am nächsten Morgen in der Schule begegnete ich nicht zuerst Cecilia sondern Silvia. Ich wollte wieder gehen, aber sie flötete: ,,Hey Kol. Mein Genick tut übrigens immer noch weh." ,,Bitte, gerne", gab ich genervt zurück und lehnte mich an die Wand, ,,Was willst du von mir?" ,,Ich von dir?", fing sie dann an, ,,Du könntest damit anfangen, mit Cecilia Schluss zu machen und dich bei mir zu entschuldigen. Immerhin hast du mich zweimal getötet." ,,Hast du auch verdient", gab ich kalt zurück. ,,Hey Kol", kam es plötzlich von hinten. ,,Hey Geburtstagskind", gab ich zurück und wirbelte meine Freundin durch die Luft, ,,Du siehst wirklich hübsch aus." ,,Danke", gab sie schüchtern zurück, ,,Das Kleid hab ich von mom bekommen." ,,Du, wie wärs, wenn du dich heute von mir mal zum Essen einladen lässt? Im Grill?" ,,Klar, gerne." Und sie lächelte wieder so wunderschön. Ich glaube, Silvia wollte irgendwas sagen, aber ich ignorierte sie. Ich hatte nur Augen für meine Freundin, die wirklich unglaublich schön in diesem geblümten Sommerkleid aussah. Sie sah sonst auch wunderschön aus, aber so! Das war nochmal eine andere Liga!

Der Schultag verging überraschend schnell, obwohl Silvia immer wieder versuchte, mich anzubaggern. Ich hatte sie vor tausend Jahren mal geliebt, da kann sie doch nicht ernsthaft erwarten, dass sie nach tausend Jahren immer noch die eine für mich sein würde!

Jedenfalls fuhr meine Schwester mit Hope vorrübergehend nach Hause (wofür ich ihr mein Auto anvertraute), während ich mit Lia zum Grill spazierte.

Es war schön, einfach mal mit Cecilia im Grill zu sitzen, ohne das ihre Mutter anrief oder reinplatzte. ,,Oh, ich hab noch was für dich", fiel es mir dann wieder ein, ,,Zum Geburtstag." Sie wirkte skeptisch aber auch neugierig, während ich in meiner Hosentasche nach dem Beutelchen suchte. Als ich es gefunden hatte, legte ich es ihr vorsichtig in die Hand und sah ihr zu, wie sie den Inhalt des Beutelchens in ihre Hand leerte. ,,Oh mein Gott", hauchte sie, ,,Kol, die ist wunderschön." ,,Ich hab sie mal bei einem Juwelier gesehen und hab mir gedacht, wie gut sie zu deinen topasblauen Augen passen würde", erklärte ich knapp. Sie musste nicht unbedingt wissen, dass das eine 500- $-Kette war. ,,Hilfst du mir mal?", fragte sie und hielt mir die Kette hin. Also ging ich um den Tisch rum, legte ihr die Kette um und küsste sie sanft in den Nacken. ,,Danke", sagte sie leise und zog mich zu sich runter, um mich zu küssen. Gott, wie sehr ich sie liebte. Ich schwebte jedes Mal auf rosa Wolken wenn wir uns küssten. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Am liebsten hätte ich nie wieder damit aufgehört, sie zu küssen, aber eine quietschvergnügte Gestalt namens Hope Mikaelson machte mir da einen Strich durch die Rechnung, in dem sie fröhlich ausrief: ,,Mensch, jetzt hört mal auf, zu knutschen! Beks und ich haben auch noch was für Lia!" Lachend lösten wir zwei uns wieder voneinander und ich ließ mich brav Lia gegenüber auf die Bank fallen. ,,Wo ist meine Schwester denn abgeblieben?", fragte ich belustigt. ,,An der Bar", antwortete Hope, ,,Flirtet mit einem Quarterback." Und das brachte nicht nur mich zum lachen!

Good in evilWhere stories live. Discover now