1| Ich werde mich ganz sicher nicht bedanken

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»Aviola!«, schreit mir Dorian ins Ohr. »Was zum..«, murmele ich und falle vom Bett. Auf dem Boden angekommen, stöhne ich erstmal vor Schmerz auf. »Was zur Hölle stimmt nicht mit dir?«, frage ich genervt und stehe vom Boden auf. Sein teuflisches Grinsen auf dem Gesicht macht die ganze Situation auch nicht besser.

»Mama hat gesagt du sollst einkaufen gehen.« Desinteressiert spielt er mit seinen Fingernägeln. »Deswegen hast du mich aus dem Schlaf gerissen, du Zwerg?« Ungläubig schüttel ich den Kopf. War das sein verdammter ernst?

»Wie alt bist du? Fünf? Nicht mal ich benehme mich so«, rollt er mit den Augen. »Du bist die größte Diva die ich kenne, Dorian!« Er macht eine wegwerfende Handbewegung und murmelt ein wie auch immer. Mit diesen Worten dreht er sich einfach um und verlässt mein Zimmer.

Schmunzelnd greife ich nach einer Jogginghose unter meinem Bett. Er weiß, dass ich Recht habe. Ich laufe die Treppen nach unten und gehe in die Küche. »Schätzchen, du musst einkaufen gehen«, sagt meine Mum und stellt das Frühstücksessen auf dem Tisch. »Ja, ich habs beim ersten Mal verstanden.« Verstohlen sehe ich meinen Bruder an, der so tut, als würde er mich nicht sehen. Was für ein Idiot.

Ein paar Minuten später stehe ich vor der Haustür und ziehe meine verdreckten Sneaker an. Ich nehme noch meine Schlüssel aus der Schüssel, die auf der Kommode steht. Auf dem Weg stecke ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und lausche der herrlichen Musik, die mich für einen kurzen Augenblick vergessen lässt, wo ich mich befinde.

• • •

»Das macht dann 50 Dollar bitte.« Ich überreiche ihr das Geld und packe die Sachen in die Tüte. »Kassenzettel?«, fragt mich die Frau hinter der Kasse. »Nein, können Sie als Andenken an mich behalten.« Sie schmunzelt leicht und wendet sich der nächsten Kundin zu. Ich summe leicht zum Lied mit, als ich plötzlich gegen eine Hauswand gedrückt werde.

Erschrocken lasse ich die Einkaufstüte auf dem Boden fallen. Der Mann vor mir starrt mich wütend an. »Gib mir deine Tüte, oder ich werde dich erschießen!« Für einen Moment war es vollkommen leise, als ich einfach laut loslache. Die Tränen wische ich mir von den Augen und lehne mich gegen die Wand. »Puh, Sie sind aber ein Witzbold.«

Verwirrt und wütend zugleich schubst er mich erneut gegen die Wand, was mein Lachen verstummen lässt. »Das ist mein ernst, Kleine.« Ich halte mir die Hand vors Gesicht, damit kein erneuter Laut meinen Mund verlässt. »Das war jetzt ziemlich dumm von Ihnen. Sie drohen mir, mich zu erschießen. Ich könnte jetzt einfach die Cops anrufen und Ihr Gesicht beschreiben.« Siegessicher verschränke ich die Arme vor der Brust.

»Wie willst du das anstellen, wenn ich dich erschieße?«, fragt er belustigt. »Nun ja..nehmen wir mal an Sie erschießen mich nicht. Ich meine, ich bin doch witzig und alles.« Jetzt scheint er noch verwirrter zu sein, als vorher. Hah, so ein Idiot.

»Jetzt reicht's aber«, zischt er und zerquetscht meine Handgelenke. »Aua, sind Sie noch ganz dicht im Kopf?«, rufe ich entzürnt. »Ich weiß, der Wickeltisch war zu hoch und Ihre Eltern zu ungeschickt, aber das müssen Sie doch nicht an mir rauslassen.« Der Mann vor mir schreit genervt auf und knallt meinen Kopf gegen die Wand. Ich falle auf meinen Hintern und stöhne auf, da meine Jeans bestimmt Flecken bekommen wird.

»Halt die Fresse!«, brüllt er und will mir eine Scheuern, als ihn eine andere Hand aufhält. Der Mann fällt zu Boden und der andere Typ stürzt sich auf ihn. Gespannt verfolge ich den Kampf mit und seufze auf, weil ich kein Popcorn gekauft habe. »Zehn Dollar auf den Jungen über dem psychisch instabilen Mann!«, rufe ich. Vielleicht sollte ich dazwischen gehen, aber was soll das schon bringen? Warscheinlich komme ich mit gebrochenen Armen und Beinen aus dieser Schlägerei.

Weird LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt