17 - Wegen Liz verschlafe ich noch!

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Ich saß an der Wand gelehnt da und versuchte Ordnung in meine Gedankenwelt zu bringen. Was sollte ich bloß tun? Davide nicht mehr zu treffen kam nicht infrage, aber meine Mutter hatte mir auch sehr deutlich zu verstehen gegeben, was passieren würde, sollte ich mich meinen Eltern widersetzen. Aufseufzend ließ ich den Kopf hängen. Es wurde Zeit, der niederschmetternden Wahrheit ins Gesicht zu blicken: Ich wusste nicht mehr weiter.

Ironischerweise hatte ich früher die Vorstellung geliebt, eine dramatische Liebesgeschichte zu haben, die verboten war wie die von Romeo und Julia. Doch jetzt wünschte ich mir nichts sehnlicher, als dass meine Eltern endlich akzeptierten, dass ich mein Leben so leben wollte, wie ich es selber bestimmte. Aber ich hatte nicht mehr die Hoffnung, zu glauben, sie würden sich ändern. Sie wären nicht einmal zufrieden, wenn sie das Beste bekämen, wollten immer noch mehr.

Eine Hand berührte mich leicht an der Schulter, ich blickte auf.

„Davide", flüsterte ich.

Obwohl er Teil meines Problems war, um nicht gar zu sagen, der Ursprung des Ganzen hatte, konnte ich nicht anders, als ihn glücklich anzustrahlen. Ein Blick in sein Gesicht ließ mich für kurze Zeit alles andere vergessen – noch ein Grund mehr, wieso ich ihn nicht aufgeben konnte und wollte.

„Hey Elli."

Ich liebte es, wenn er mich so nannte. Sanft strich er mir über die Wange. „Hast du geweint?"

Ich blinzelte, eine Träne tropfte auf den Boden, mir war gar nicht aufgefallen, dass ich angefangen hatte zu weinen. Schniefend wischte ich mir über die Nase.

„Nein, Heuschnupfen", antwortete ich, wohl wissend, dass er mir das nicht abkaufen würde, dafür kannte er mich viel zu gut – mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass Vampire keinen Heuschnupfen bekamen.

Und wirklich. „Was ist denn passiert?"

Ich konnte es nicht, konnte ihm nicht erzählen, dass meine Eltern mir verboten hatten, ihn weiterhin zu sehen, konnte ihm nicht gestehen, wie sehr ich ihn brauchte, dass ich ohne ihn nicht wusste, wie ich mit alldem zurechtkommen sollte, also schwieg ich und schüttelte den Kopf. „Ist nicht so wichtig."

Ich wachte auf und seufzte genervt. Super, noch eine Vision von Liz. Wieso eigentlich? Ich fragte mich, ob ich nicht mitbestimmen konnte, von wem oder was ich die Vergangenheit sah. Wobei ich zugeben musste, dass die Visions-Liz deutlich angenehmer zu ertragen war als die Aktuelle. Auch wenn sie mehr Probleme mit sich herumschleppte als sonst irgendjemand, den ich kannte und bisher in jeder Vision am Ende in Tränen ausgebrochen war.

Nach einem kurzen Blick auf den Wecker sprang ich erschrocken auf. Es war höchste Zeit, mich fertig zu machen. In Rekordzeit sprintete ich ins Bad und zog mich um. Ganz klassisch in dunkler Jeans und T-Shirt, für ausgefallenere Kombinationen blieb mir keine Zeit, dann frisierte ich meine Haare zu einem einfachen Pferdeschwanz und packte wohlweislich Collegeblöcke und Stifte in eine Tasche. Zufrieden registrierte ich, dass ich für das alles nicht länger als ein paar Minuten gebraucht hatte, Vampirschnelligkeit sei Dank. Ein kurzes Frühstück später, bestehend aus einer Tasse Kakao und ein wenig Baguette, lief ich in Eile zum Klassenraum. Zu spät zu kommen wäre wohl ein reiner Selbstmordversuch gewesen – wenn man ich war und Annamaria meine Lehrerin. Ich war sogar zu früh, was auch nicht unkommentiert gelassen wurde.

„Mademoiselle erweist mir die Ehre ihrer Anwesenheit und erscheint pünktlich zum Unterricht?", wurde ich spitz von ihr gefragt.

Ich brachte ein gepresstes Lächeln zustande, nickte und setzte mich an einen Einzeltisch. Heute standen sie aus welchem Grund auch immer auseinander, Madame musste wohl durch Tische umrücken Aggressionen hinauslassen. Da die anderen Schüler noch nicht da waren, schrieb ich die Vision auf. Wenn das so weiterging, könnte ich glatt eine Biografie über Liz veröffentlichen. Elizabeth wasweißichwas, schockierende Enthüllungen, der Gedanke hatte seinen Reiz. Als die anderen alle nacheinander eintrudelten, packte ich meinen Block weg – es mussten ja schließlich nicht alle wissen, was für abgedrehte Dinge ich träumte oder eher visionierte, gab es das Wort überhaupt? Evan schob die einzelnen Tische zu einem Gruppentisch zusammen, sodass er sich mit Sorcha und Alec zu mir setzen konnte, was ihm ein verärgertes Stirnrunzeln von unserer Professorin einbrachte, doch zu meiner Erleichterung sagte sie nichts. Innerlich stöhnte ich auf, als Liz mit ihrem Gefolge den Raum betrat.

My(stery) storyUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum