10 - Eine neu entdeckte Gabe

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„Penelope?", fragte ich erstaunt. Vielleicht hätte ihre Gabe ja etwas mit Gedanken lesen oder Menschen orten zu tun. Ich nahm mir vor, sie bei Gelegenheit danach zu fragen.

„Nein, hier ist Alec."

Oh, ich musste zugeben, für kurze Zeit hatte ich ihn vergessen, da Josh alles andere aus meinen Gedanken verdrängt hatte. Und ich hatte keinen blassen Schimmer, was ich machen sollte, wenn Alec mir sagen würde, dass er nie wieder etwas mit mit zu tun haben wollte.

„Darf ich reinkommen?", fragte er unsicher, weil ich nicht antwortete.

„Äh, ja klar, sorry."

Die Tür ging mit einem kaum hörbaren Knarzen auf – das jedoch in dem Moment so laut klang wie das Kratzen auf einer Tafel, einfach weil es so still war – und Alec stand vor mir. Nervös blickte er zu Boden, als wäre ihm die Situation völlig peinlich. Wenn es ihn beruhigte, für mich war es auch nicht gerade besser. Das Schweigen dehnte sich so lange aus, bis ich es irgendwann nicht mehr aushielt.

„Ich weiß, wahrscheinlich ändert das nichts. Aber ich wollte dir nochmal sagen, dass es mir wirklich leid tut. Ich hätte dich nicht anschreien dürfen, auch wenn ich einen miesen Tag hatte."

Als er immer noch nichts sagte, schaute ich vorsichtig hoch. Jaja, ich hatte die ganze Zeit auch nur auf den Boden geguckt, ich Feigling. Alec sah überrascht aus, was mich total verwunderte.

„Was? Nein, ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen. Mir ist wohl die Geduld ausgegangen, als dieser Typ aufgetaucht ist. Ich kenne Jungs wie ihn, und es hat mich einfach so geärgert, dass du ihn angeschaut hast als wäre er das achte Weltwunder in Person", ich zog ungläubig und vielleicht etwas amüsiert die Augenbrauen hoch, „jedenfalls habe ich überreagiert. Du hattest recht. Es geht mich nichts an. Also tut mir leid. Mit wem du abhängst oder so ist nicht meine Sache."

Das war ja mal ein Ding, ein Junge, der seine Gefühle durch analysierte und sie dann auch noch aussprach. Ich musste zugeben, dass ich ihm diese emotionale Reife nicht zugetraut hätte.

„Ich denke wirklich nicht, dass du dich entschuldigen muss. Ich stand wirklich da wie eine hirnlose Vollidioten", gab ich zu, „es ist nur so, dass wir uns schon lange kennen und...", frustriert schüttelte ich den Kopf, „irgendwie kann ich so etwas gar nicht, das mit dem ganzen Erklären."

Alec winkte ab. „Ist okay, du schuldest mir keine Erklärung."

„Ist dann jetzt alles wieder okay?", fragte ich vorsichtig und hoffte vom ganzen Herzen auf ein Ja.

Ich wollte ihn echt nicht verlieren, denn je mehr ich ihn kennenlernte, desto sympathischer wurde er mir.

„Ich denke schon." Er hob seine Hand und ich schlug mit einem kleinen Lächeln ein.

Weil ich aus welchen Gründen auch immer das Gefühl hatte, es ihm schuldig zu sein, obwohl er es eben erst verneint hatte, setzte ich dazu an, von Josh erzählen: „Es stimmt wirklich, wir hatten nichts mitei-", doch er unterbrach mich: „Nein, glaub mir, du willst nicht mit mir über so etwas reden. Mädchengespräche", murmelte er beinahe verängstigt.

Gespielt schaudernd schüttelte er sich. Erleichtert suchte ich nach einem anderen Thema, was mir gar nicht schwer fiel, da mich das auch brennend interessierte. „Weißt du schon deine Gabe?"

Er überlegte kurz, dann: „Ich habe eine Vermutung, manchmal denke ich, ich kann spüren, was andere fühlen. Zum Beispiel, dass mein Mentor unsere hochverehrte Professorin Bellefonte bewundert. Jedes Mal, wenn er ihren Namen nennt, fühle ich so ein Glücksgefühl bei ihm, obwohl er immer abfällig von ihr spricht."

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