Schuld 4

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Magnus PoV

Irgendwann fand ich die Kraft etwas anderes zu tun als zu denken und ich stand wortlos auf, ging ins Schlafzimmer und holte eine schwarze Reistasche.
Alec stand im Türrahmen und sah mir schluchzend zu, wie ich ein paar seiner Klamotten und das Zeug aus dem Bad einpackte und den Reißverschluss zuzog.

Ich stellte mich vor ihn und hielt ihm mit geschlossenen Augen die Tasche hin und er nahm sie ohne zu zögern und ging zur Tür, während sein herzzereißendes Schluchzen durch das Loft hallte.
Die Tür fiel mit einem Knall ins Schloss und ich sank auf die Knie während ich von draußen seinen wütenden Schrei vernahm.

Ich schluchzte leise in meine Hände.
Parabatai hin oder her, er hätte mich für ihn für immer verlassen und mit diesem Gedanken konnte ich nicht leben.
Nicht, wenn ich an den Lightwood vor ihm dachte.
Ich hätte damals auf meine innere Stimme hören sollen, die mir geraten hat, mich nicht in Alexander Gideon Lightwood zu verlieben, nicht in seine blauen Augen oder seine schwarzen Haare oder seine roten Lippen oder seine schüchterne Art einfach, nichts von all dem!
Und nun hatte ich ihn mich verletzten lassen, schon wieder.

Erst hatte ich gedacht, ich würde ihn nie wieder sehen und nun hatte ich ihn weggeschickt um ihn wahrscheinlich auch nie wieder zu sehen.
Wäre es dann nicht besser gewesen, wenn er gestorben wäre und ich mich nicht fragen müsste ob er nun jemand anders hatte oder seine Eltern ihm noch einredeten, ich sei eine Phase gewesen und er wäre nicht schwul?

Verschließt er sich nun wieder und hatte ich ihn als letztes lächeln gesehen? Hatte ich ihn heute morgen wirklich erst geküsst, berührt? Es kam mir schon vor als wäre es Jahre her.

Das einzigste was geblieben war, war der Schmerz und das gebrochene Herz, das ich schon fast körperlich spürte.
Wie es in meine Rippen schnitt und mein Inneres bluten ließ und das einzige, was die Blutung stoppen könnte, war Alecs sanfte und tiefe Stimme, die mir seine Liebe gestanden, jeden Tag aufs neue.
Und die Ironie, dass ich doch wegen ihm blutete und trotzdem seine Nähe wollte ließ mich unter Tränen etwas hysterisch kichern.


Alec PoV

Ich konnte die Tränen nicht aufhalten als er mich rauswarf und ich verzweifelt zum Institut zurück kehrte. Ohne jemandem zu sagen, dass ich hier war ging ich in mein altes, unbenutztes Zimmer, packte die Tasche aus und zog mir eine Trainingshose an.
Ich wartete, in dem ich auf meinem Bett saß, darauf, dass es Nacht wurde um ungestört in den Trainingsraum zu gehen.

Ich musste mich abregen und ja vielleicht auch ein bisschen Schmerz spüren.
Mein Kopf war wie leer gefegt und ich fragte mich, wie es so weit kommen konnte, dass ich ihn verloren hatte.
Aber Jace zu retten war meine Pflicht.Ich hätte mich auch vor Izzy geworfen. Selbst vor Clary, fiel mir mit einem bitteren Lachen auf.
Und ohne zu zögern hätte ich mich vor Magnus geworfen.


*Spoiler vom Buch meine lieben*

Mit einem Schlag fiel mir auf, vor wen ich mich nicht hatte werfen können und es stach wie eine Seraphklinge durch mein schon zersplittertes Herz: Max.
Er war in der Schlacht vor ein paar Jahren von Sebastian getötet worden und er fehlte mir jeden Tag.
Er war zu jung gewesen und doch hatte er schon dafür gelebt, seine Rune mit Stolz getragen.

Und das war schließlich unsere Aufgabe, wofür wir erschaffen wurden. Wir wurden von Raziel erschaffen um die Mundis mit unserem Leben zu beschützen.
Vielleicht hasste ich sie deswegen so sehr oder weil sie wirklich rumwuselten wie Ameisen.

Es war nun elf Uhr und ich konnte sicher gehen, dass niemand mehr auf den Fluren unterwegs war also schlich ich mich in den Trainingsraum und dehnte mich bevor ich meine Hände bandagierte und mich vor den Boxsack stellte.
Ich schlug auf ihn ein, immer und immer und immer wieder, jeder Schlag mit Bedeutung.

Einen dafür, dass ich Max nicht retten konnte. Einen dafür, das Valentine meinen Parabatai bekommen hatte. Einen dafür, dass ich Izzy nicht beschützen konnte. Einen dafür, dass meine Eltern Kreismitglieder waren.
Einen dafür, dass ich schwul war. Einen dafür, dass ich mich von Gefühlen ablenken ließ. Einen dafür, dass ich mich in Magnus verliebt hatte. Einen dafür, dass ich ihm weh getan hatte. Einen dafür, dass ich mich von Magnus brechen ließ. Einen dafür, dass ich schwach war.

Immer mehr Gründe fielen mir ein und mit jedem mal schlug ich härter, ignorierte meine blutende Knöchel oder das Brennen oder die Tränen.
Ich schlug bis das Blut auf den Boden tropfte und ich keine Kraft mehr hatte.
Ich ließ mich benommen auf den Boden fallen bevor ich beschloss mir nichts anmerken zu lassen.
Für mich selbst und meine Familie. Also stand ich auf, putzte das Blut weg und ging in mein Zimmer.

Ich verband meine geschwollenen Knöchel und wischte das letzte mal die getrockneten Tränen weg bevor ich mich ins Bett legte und die Augen schloss.
Ich würde meine Gefühle verstecken und einen Roboter meinen Körper über nehmen lassen. Das konnte ich damals für Max nicht tun, den Magnus hatte es durchschaut und mir die Sicherheit gegeben, meine Gefühle zu zeigen doch das war vorbei. Ich würde nicht schwach wirken. Nicht noch einmal.


Teil1: Malec Oneshots SmutWhere stories live. Discover now