7. Fahnenspiel

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Ich joggte gerade wieder auf der Strecke um das Camp, während über die weißen, mitschwingenden Kopfhörer eines meiner Lieblingslieder in meinen Ohren summte.

Es war noch relativ zeitig, sodass die Sonne noch nicht zu hoch am Himmel stand und alles in einem silbernen Nebelscheier erschien.
Der Morgen war zudem auch noch warm.

Konzentriert auf Atmung, Tempo und nebenbei auch noch das Lied summend rannte ich über den Waldweg. Ringsum war alles von Bäumen umgeben.

Momentan machte ich mir keine Gedanken. Ich hatte genug Zeit, um mich zumindest etwas auszupowern und etwas runter zu kommen.

Irgendwann spürte ich plötzlich eine Hand auf der Schulter. Das war das Letzte mit, dem ich gerade jetzt gerechnet hätte! In meiner Panik machte ich einigen gewaltigen Satz nach hinten.

"Hab ich dich erschreckt?", fragte Luke mit einem breiten Grinsen.

Vorsichtig atmete ich ein und aus, dabei stützte ich die Hände auf die Oberschenkel, bis mein Herz wieder langsamer schlug und ich mich annähernd beruhigt hatte.

"Ja! Hast du!"
Mit der Hand griff ich mir ans Herz.
"Ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen!"

"Übertreibung ist auch dein liebstes Stilmittel, nicht? Gut, beim nächsten Mal rechnest du dann wohl damit."

"Ich werde nie wieder normal Joggen gehen können!"
In der Tat würde ich mich ab sofort alle paar Meter panisch umsehen.

Luke rannte einige Meter vor mich.
"Kommst du?"

"Ehrlich gesagt, überlege ich mir das gerade noch!"

"Hab dich mal nicht so, Tessa!"

Mit einem Lächeln und ausgestreckter Hand kam er mir wieder zwei Schritte entgegen.
Wie hätte ich da 'Nein' sagen können?
Ich nahm sein Angebot an, indem ich seine Hand nahm.

Dann joggten Luke und ich nebeneinander her. Keiner sagte ein Wort, was beim Joggen auch kaum möglich war. Trotzdem herrschte eine angenehme, ruhige Atmosphäre.

In der letzten Nacht hatte ich darüber nachgedacht, welche Beziehung ich jetzt zu Luke hatte oder eher wo genau wir nun standen.
Wir mochten uns. Wir konnten miteinander reden und lachen. Und wir hatten uns geküsst.

Also was war das zwischen uns?
Wenn es nach Chiron und Zeus ginge, war es gar nichts. Wenn es nach Annabeth und Grover gehen würde, wäre es die große Liebe. Doch die eigentliche Frage war ja, was Luke empfand und wie es laut ihm weiter gehen sollte.

Momentan genoss ich zwar einfach nur seine Gesellschaft, trotzdem schwirrte diese Frage einfach durch meinen Verstand.
Ich konnte sie Luke ja auch nicht einfach so direkt stellen... Also ich konnte schon, ich wollte nur nicht wirklich.

Verstohlene Blicke aus den Winkeln meiner Augen warf ich dem blonden Halbgott einfach zu.
Wenn ich ihn so ansah, erkannte ich kaum Ähnlichkeiten zu seinem Vater.

Hermes war eher mittelgroß, wie auch Luke, aber er hatte härtere Gesichtszüge und dunklere Haare. Auch die Augen seines Vaters waren dunkler. Luke hatte richtig schöne blaue Augen, die an einen See in der Sonne erinnerten. Im richtigen Licht funkelten sie sogar genau so.

Mit Luke Schritt zu halten war gar nicht mal so schwer. Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt, immerhin war er schon länger im Götterspross-Trainingsprogramm als ich, aber mit ihm auf einer Höhe zu laufen war nicht so schwer, wie ich es vermutet hatte. Vielleicht lief er auch einfach nur langsam.

Der Wald lag in Stille da. Mittlerweile zog sich gelegentlich ein leichter Windstoß durch die Luft und die Kronen der Bäume. Über uns raschelten die Blätter, als würden sie Musik machen und gleichzeitig wurden sie von der goldenen Wärme der Sonne umspielt.

Halbgötter?! - Percy Jackson (Luke x OC) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt