2. Kapitel: Wiedersehen

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Neben mir waren noch zwei Männer im Auto, der der mich abgeholt hatte und der Fahrer, jedoch hatten beide vorne Platz genommen und somit war ich ganz alleine hinten. Ich versuchte mich zu orientieren, damit ich vielleicht erahnen könnte in welches Gebiet Londons wir fahren. Doch das geht nicht so einfach, wenn man nicht mehr als das Innere des Wagens sehen kann. Ich gab es auf, lehnte mich einfach zurück und wartete darauf das wir ankamen.

Nach knapp einer Stunde hielten wir und mir wurde aus dem Wagen geholfen. Ich wollte mich umsehen, doch es war dunkler geworden und somit konnte ich nicht viel erkennen. Man führte mich in ein Gebäude und dann weitere Gänge entlang bis wir vor einer Tür stehen blieben. Mir wurde die Tür wieder aufgehalten und ich trat in den Raum.

„Schwesterherz", sagte eine Stimme, die ich nur allzu gut kannte.

„Bruderherz", sprach ich und die Freude konnte man mir ganz deutlich anmerken.

Ich hatte ihn schon über Monate hinweg nicht gesehen und lief deshalb auf ihn zu und er nahm mich daraufhin in den Arm.

„Ich hab dich vermisst", hauchte ich.

„Ich hab dich auch vermisst, Elly"

„Wieso warst du dieses Mal so lange weg?", fragte ich ihn.

„Wahrscheinlich hätte ich noch länger bleiben müssen, aber ich konnte es nicht ertragen dich so lange nicht zu sehen", antwortete er mir und drückte mich noch etwas fester an sich.

„Das ist lieb, aber wenn du mich weiterhin so fest an dich drückst, weiß ich nicht ob du dann noch viel von mir hast", sprach ich und er lockerte seine Umarmung.

„Ok. Aber lass dich mal ansehen.", sagte er und drückte mich etwas von sich weg, um mich ansehen zu können.

Ich lächelte ihn an und er lächelte auch zurück, es war beides ehrlich gemeint. Wir konnten uns nämlich beide ziemlich gut verstellen und niemand konnte hinter unsere Masken blicken, außer der jeweils andere. Er musterte mich eindringlicher und seine Miene verdunkelte sich sofort. Mir fiel auch wieder ein wieso, mein blaues Auge.

„Wer war das?", fragte er mich besorgt aber dennoch mit einem gewissen Ernst in der Stimme.

„I-ich...es ist nicht so schlimm", stotterte ich vor mich hin.

Er besah jetzt auch noch den Rest meines Körpers und schob die Ärmel meines Mantels hoch. Dort sah er auch noch die blauen Flecken und Hämatome auf meinen Armen und ich konnte sehen wie er sich sofort anspannte.

„Das beantwortet nicht meine Frage. Wer war das?!", wollte er nun mit mehr Nachdruck wissen.

„Es...es waren", ich hatte schon etwas mit dem Tränen zu kämpfen, da die ganzen Erinnerungen an das Geschehen wieder hochkamen, „Einige aus der Universität."

Ich konnte meinen Bruder dabei einfach nicht in die Augen sehen und sah deshalb zu Boden und erzählte weiter: „Ich hätte gedacht, dass ich so etwas nie wieder erleben muss...ich hab ihnen doch gar nichts getan...und sie haben einfach auf mich eingeschlagen..."

Ich wollte nicht weinen, ich wollte nicht wieder das kleine verletzte Mädchen von früher zum Vorschein lassen, aber die ganzen Erinnerungen erschlugen mich regelrecht und ich konnte nicht anders. Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und fiel meinen Bruder um den Hals, daraufhin strich er mir sanft über den Rücken, um mich zu beruhigen.

„Ich hab dir versprochen, dass so etwas wie vor vielen Jahren nicht noch einmal vorkommt und dennoch haben sie es geschafft dir das anzutun.", machte er sich Vorwürfe.

„Es ist nicht deine Schuld", murmelte ich immer noch weinend in seinen Anzug, da ich nicht wollte , dass er sich irgendwelche Vorwürfe macht.

„Doch, das ist es. Ich hätte besser auf dich aufpassen sollen"

„Aber keine Sorge, sie werden dir nichts mehr antun", redete er wieder beruhigend auf mich ein.

„Woher...willst du das wissen...wissen das sie nicht nochmal über mich herfallen", brachte ich unter einigen Schluchzern hervor.

„Ich werde mich persönlich darum kümmern", versicherte er mir und der Ton seiner Stimme verriet mir, dass es nichts bringen würde nachzufragen, also schniefte ich nur ein leises „Okay".

Mein Bruder hatte es geschafft mich wieder einigermaßen zu beruhigen und er drückte mich erneut etwas von sich. Er sah mich an und wischte meine verbleibenden Tränen weg mit den Worten: „Ein bezaubernder Engel, wie du, sollte nicht weinen"

Diese Worte entlockten mir ein kleines Lächeln und ich erkannte erneut, wie sehr ich ihn doch brauchte. Er war der Einzige der immer für mich da war und es auch immer sein wird. Mein Bruder war der einzige bei dem ich mich sicher und geborgen fühlte. Er führte mich zu der Couch die im Raum stand und setzte mich darauf.

„Ich werde uns jetzt eine Tasse Tee machen und ich weiß, dass es schwer ist...aber du musst mir alles erzählen was du über die weißt, die dich angegriffen haben.", sprach er vorsichtig und wartete auf meine Reaktion.

„Okay", sagte ich und atmete dann einmal tief durch, ehe ich anfing zu erzählen.

Ich zählte ihre Namen auf, wie sie aussahen, Familie, schulische Leistungen und auch noch andere Kleinigkeiten die mir bei ihnen auffielen. Und zu guter Letzt, dann noch die Orte an denen sie sich oft aufhielten. Jim unterbrach mich kein einziges Mal und hörte mir nur aufmerksam zu. Ich war so froh darüber. Als ich geendet hatte, kam Jim auch schon mit zwei Tassen Tee in der Hand zu mir. Er stellte die eine Tasse vor mich auf den kleinen Tisch und setzte sich dann gegenüber von mir in den Sessel.

„Elly, wir bekommen das schon hin und jetzt trink deinen Tee bevor er auskühlt.", lächelte er mir zu.

Jim nennt mich immer Elly, da mein richtiger Name Emily ist, er nennt mich aber auch Schwesterchen, Schwesterherz, so wie ich ihn Bruderherz und zeitweise auch Engel, anscheinend sieht er mich als solchen. Ich musste darüber schmunzeln, ich mochte nämlich diese Kosenamen, die er für mich hatte.

Ich hob die Tasse zu meinen Lippen und nahm einen Schluck des Tees. Doch irgendetwas war seltsam. Der Tee schmeckte nicht wie gewohnt, jedoch konnte ich nicht herausschmecken, was mit dem Getränk nicht stimmte. Aber ich konnte mich auch nicht weiter damit befassen, da mir etwas schwindelig wurde. Ich stellte die Tasse wieder auf den Tisch und hielt die Hände an meinen Kopf, da der Schwindel immer stärker wurde und ich große Mühe hatte die Augen offen zu halten.

„Ist alles in Ordnung?", fragte mich mein Bruder und ich hörte wie er seine Tasse ebenfalls abstellte.

„Ja, mir ist nur...etwas schwindelig", gab ich als knappe Antwort.

Er kam zu mir auf die Couch und er drückte mich etwas zu sich so, dass ich mich an ihn anlehnen konnte. Meine Augen wurden immer schwerer und ich nahm alles nur noch ganz dumpf war. Ich wollte mich dagegen wehren, doch es half nicht viel.

„Nicht dagegen wehren, einfach zulassen", hörte ich die Stimme meines Bruders, jedoch kam es mir so vor als wäre er ganz weit weg, so dumpf wie seine Stimme bei mir ankam.

Ich weiß nicht wieso, aber ich hörte auf mich zu wehren und die Dunkelheit empfing mich und ließ mich in einen traumlosen Schlaf gleiten.

Hey,

Und schon sind wir am Ende des zweiten Kapitels. Wie schnell das doch geht. Hat vielleicht irgendwer von euch schon erahnen können, dass Jim Emilys Bruder ist? (; Und wie findet ihr eigentlich meine Darstellung von dem legendären und einzigen Consulting Criminal? Ich weiß er ist ein wenig out of Charakter, aber vielleicht ist das ja auch nur eine Seite von dem Napoleon des Verbrechens, die wir noch nicht kennen. Wer weiß?! Ich hoffe jedenfalls, dass es euch gefallen hat und ihr auch wieder beim nächsten Kapitel dabei seid. Bye :)

Psychopaths and Sociopaths *pausiert*Where stories live. Discover now