1. Kapitel: Details zählen

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Ich kam gerade von der Universität und musste mich nun durch die vielen Menschen quetschen, um noch einen Platz in der U-Bahn zu bekommen. Es war ein anstrengender Tag gewesen, mir tat alles weh, und natürlich waren durch die vielen Personen hier, kein Sitzplatz mehr frei und auch kaum ein Stehplatz. Aber als ich weiter nach hinten ging konnte ich mich hinstellen ohne, dass ich zu sehr eingequetscht wurde. Zum Glück hatte ich es nicht weit bis zu meinem Haus. 

Ihr denkt euch sicher, dass das nicht zusammenpasst, eine Studentin und ein eigenes Haus. Um genau zu sein könnte ich mir das Haus auch niemals leisten, schon ganz zu schweigen von meinem Studium. Meine Eltern...ereilte schon recht früh der Tod, als ich ungefähr sieben Jahre alt war, von daher hatte ich keine Unterstützung von ihnen, obwohl sie hätten mich auch nicht unterstützt, wenn sie noch leben würden. Doch mein großer Bruder hat mir immer beigestanden. Er kümmerte sich mehr oder weniger um alles und das schon von klein auf. Er finanziert das Haus, das Studium, einfach alles. Ich wollte zuerst nicht, dass mein Bruder so viel für mich tut, doch er ließ sich nicht davon abbringen. Er ist so süß und tut wirklich alles für mich und ich würde auch alles für ihn tun. 

Wenn ich an ihn denke, muss ich unwillkürlich lächeln. Er ist der einzige der dazu im Stande ist ein ehrliches Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern. Alle anderen bekommen meist ein aufgesetztes Lächeln, eine Maske zu sehen.

Weil ich so in Gedanken war, hätte ich beinahe meine Station verpasst, doch ich konnte mich noch rechtzeitig durch die Menschenmasse drängen und sprang dann schon fast aus der U-Bahn, weil die Türen drohten vor meiner Nase zu zugehen. Ich stieg die Treppe nach oben und machte mich weiter auf den Weg zu meinem Haus. 

Während ich so durch die belebten Straßen Londons ging, beobachtete ich die Menschen wie sie hektisch umherirrten. Manche sind blond andere braunhaarig, die einen groß die anderen klein, die einen riefen sich ein Taxi und wiederum andere liefen, mit dem Handy am Ohr, zur U-Bahn. 

Ich hätte mehr an ihnen ablesen können, als nur diese oberflächlichen Sachen, aber ich hatte im Moment nicht wirklich Lust bei irgendeinen von ihnen weiter zu deduzieren. Aber eines hatten alle von ihnen gemeinsam, sie sind hektisch und gestresst. Wie kann man nur ein Leben führen, dass augenscheinlich so viel Stress und Hektik beinhaltet? Nun ja, ich bin froh, dass mein Leben das nicht ist, dennoch kann ich nicht behaupten das mein Leben einfach oder gar sorglos wäre. Denn das ist es ganz bestimmt nicht. Und natürlich gibt es auch Momente in denen ich gestresst oder hektisch bin, doch zum Glück gibt es davon nicht viele.

Ich bog links ab und befand mich nun in einer etwas wohlhabenderen Gegend, welche auch mein Haus beinhaltete. Auf den Weg zu meinem Haus, grüßten mich einige der Nachbarn und ich grüßte freundlich zurück und setzte ein Lächeln auf. Über die Jahre hatte ich dies perfektioniert, niemand kann durch meine Maske sehen, außer meinem Bruder natürlich. Er kennt mich einfach zu gut.

Ich war nur noch wenige Meter von meinem Haus entfernt und holte deswegen meinen Schlüssel aus der Manteltasche. Ich legte meine Tasche im Flur ab und wollte mich gerade von meinem Mantel befreien, als meine Augen beim Spiegel hängen blieben. Sie fixierten mein linkes Auge. Es war noch leicht bläulich von dem Schlag den ich kassiert hatte. Doch das meiste hatte ich durch Make-up abdecken können. Da fiel mir ein, ich sollte vielleicht das Make-up auffrischen, wenn ich das Veilchen mit freiem Auge erkennen konnte. Eigentlich bin ich ja dagegen mich zu schminken, doch in solchen Fällen ist es nicht so schlecht. 

Meine Augen wanderten zu meinen Händen und ich schob die Ärmel meines Mantels hoch, um zu sehen ob die blauen Flecken und Blutergüsse noch da waren. Und zu meinem Bedauern waren sie das. Also werden die anderen Flecken und Hämatome, die auf meinen ganzen Körper verteilt sind, auch noch da sein. Ok, was habe ich erwartet, die Schlägerei war auch erst einige Tage her, aber für das, schmerzte mein Körper nicht mehr so stark. 

Ich weiß nicht wieso einige aus der Universität das getan haben. Sie waren bis zu diesem einen Mal nie handgreiflich geworden. Bis vor ein paar Tagen hatten sie mich nur verachtet und gelegentlich beschimpft. War aber nicht weiter schlimm, da ich es nicht beachtete oder wenn nötig ausblendete. 

Sie taten das, weil ich in ihren Augen anders war, nicht so wie sie. Ich war vielleicht in vieler Hinsicht eigen, aber ich fand das noch lange keinen Grund einen Mitmenschen so zu behandeln. Vor allem nicht, wenn dieser schon viel Schlimmes erlebt hat und möglicherweise seine Psyche darunter gelitten hat. Ok, sie hat ganz sicher darunter gelitten, denn bei den Sachen die mein Bruder und ich erlebt haben, konnte man danach nicht mehr wirklich klar im Kopf sein. Aber darüber will ich jetzt eigentlich nicht sprechen. 

Soviel ich weiß, haben sie auch nicht mitbekommen das ich bzw. mein Bruder viel Geld besitzen, so dass sie mich deswegen zusammengeschlagen hätten. Ich habe es aber auch nie darauf angelegt, dass ich offen zeige das ich viel Geld habe. Meine Kleidung ist normal, vielleicht etwas schicker, aber nicht so, dass es einem sofort ins Auge springt und irgendwelche anderen Sachen würden mir nicht einfallen, die möglicherweise zeigen würden, dass ich zur gehobenen Klasse gehöre. Ich gebe damit nicht an und bin sehr bescheiden. 

Aber ich werde nichts dagegen machen können, dass sie damit weitermachen werden, außer es versuchen nicht an mich heran zu lassen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte das auch funktioniert, aber ich weiß nicht wie das wird, wenn so etwas vielleicht jetzt öfters passieren wird. Ich werde meine Gefühle einfach weiter im Griff behalten, wie bisher und ihnen nur das zeigen was ich ihnen zeigen will, und das wird auf keinen Fall das sein, was sie wollen.

Ich wollte mich nun endlich meines Mantels entledigen, doch dann klopfte jemand an meiner Tür. Ich ging auf sie zu und sah durch den Spion. Ein Mann, 32, stand vor der Tür. Er hatte braunes Haar, trug einen Anzug unter dem sich eindeutig Muskeln abzeichneten, er trainiert also regelmäßig. Kein Ehering, also nicht verheiratet, und auch keine Anzeichen dafür, das er mit jemandem in einer Beziehung wäre. Bei noch genauerem Mustern, fiel mir die Waffe an seinem Gürtel auf, war nicht gerade leicht, die vom Türspion aus auszumachen. 

Aber dann fiel mir noch ein kleines Detail auf. Die meisten hätten es einfach übersehen, doch nicht ich. Es waren Manschettenknöpfe, und zwar nicht irgendwelche, sondern sie hatten die Form einer Spottdrossel. Die Anspannung, die sich aufgebaut hatte, fiel sofort von mir ab und ich wusste was dieser Mann wollte. Ja, manchmal können die kleinsten Details über etwas Entscheiden, so wie in diesem Fall. Ich hörte auf durch den Spion zu schauen und öffnete dem Mann die Tür.

„Können wir, Miss?", fragte mich der Mann, der eindeutig für meinen Bruder arbeitete.

Ich nickte, schloss die Tür hinter mir und folgte dem Mann im Anzug. Vor dem Haus wartete eine schwarze kleine Limousine mit ebenfalls schwarzen Scheiben, so das man weder rein noch raus sehen konnte. Mir wurde die Tür geöffnet und ich stieg ein. Dann fuhren wir los. 

Hey

Wie gesagt ist das meine erste Sherlock Ff und hoffentlich waren nicht zu viele Fehler drinnen. Aber ich hoffe es hat euch gefallen und das ihr vielleicht sogar wissen wollt wie es weiter geht. Ich würde mich freuen, wenn einige von euch auch beim nächsten Kapitel dabei sind. Bye :)

Psychopaths and Sociopaths *pausiert*Where stories live. Discover now