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Jonas' Sicht:

Okay, das musste ich jetzt erst einmal verdauen. Ich hatte sie zwar ungefähr sechs  Jahre nicht mehr  gesehen, aber sie hatte sich kaum verändert.

Klar war sie erwachsener und auch hübscher geworden, aber ihre eisblauen Augen, ihre Gesichtszüge, ihre Nase und ihre dunkelblonden Haare sagten mir, dass es meine kleine Schwester sein musste.

Hoffentlich lag ich auch richtig, aber sie hatte die gleiche Nase wie ich. Das konnte doch kein Zufall sein.

Aber was machte sie hier. Und was hatte sie mit Erik zu tun. Erik, mein bester Freund. Normalerweise erzählten wir uns alles. Aber was war jetzt. Ich wusste nicht, dass sich Erik mit einem Mädchen traf, dass womöglich meine Schwester war.

Tausend Fragen schwirrten mir durch den Kopf. Erst als mir Erik mit seiner Hand vor meinem Gesicht rumwedelte, bemerkte ich, dass ich die beiden wohl ziemlich lange angestarrt hatte.

"Jonas, was ist los mit dir, du guckst als hättest du einen Geist gesehen!" fragte mich Erik leicht verwirrt, aber auch lachend.

Ich fand es im Moment sehr unangepasst zu lachen. Aber konnte ich es ihm verübeln? Nein. Auf keinen Fall. Er konnte ja meine Gedanken nicht lesen und  wusste den Ernst der Lage nicht zu schätzen

"Äh-.Ne-.Also-." stottere ich herum.

Zu mehr war ich in diesem Moment nicht in Stande. Ich brauchte mal ein paar Minuten um mich zu sammeln und um zu realisieren, was da gerade vor sich ging.

"Äh. Ich brauch mal gerade einen Moment für mich!" sagte ich also schnell und verließ daraufhin eilig das Wohnzimmer. Das Haus. Die Tür schlug ich hinter mir zu.

 Ich setzte mich auf die kalten Steinstufen vor unserem Haus und dachte nach.

Wie wird sie darauf reagieren, wenn ich ihr sage, dass ich ihr Bruder bin? Wird sie sich an mich erinnern?
Was haben meine Eltern zu ihr gesagt, warum ich nicht mehr zuhause wohne? Wird sie mir überhaupt glauben? Was hat Erik mit der ganzen Sache zu tun.

Mit jeder neuen Frage wurde mein schlechtes Gewissen größer, ob es damals wirklich die richtige Entscheidung gewesen war.

In dem Moment bin ich zu überfordert mit allem. Mit meinem Leben. Aber um eine Antwort auf meine Fragen zu bekommen, musste ich da wohl oder übel wieder rein und mit ihr reden.

Ich rappelte mich also hoch und ging mit einem flauen Gefühl im Magen zurück zu den anderen. Die anderen beiden schauen mich komisch an.
Wieso komisch? Hatte ich etwa was im Gesicht kleben?

"Leonie? " fragte ich vorsichtig.

"Woher weißt du wie ich heiße?" Fragte sie mich verwirrt, aber auch gleichzeitig geschockt. Auch Erik  war verwirrt.

"Weil du-." Meine Stimme brach ab.

Auffordernd sahen mich die beiden an. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Ich musste es ihr sagen.

„Weil du m-meine Schwester bist!" sagte ich, wobei es sich aber eher nach einem Flüstern anhörte, so dass es eigentliche niemand hören konnte.

Aber da hatte ich mich wohl getäuscht.

"Wie meinst du das?" Leonie schaute mich verwirrt an.

"So wie ich das gesagt habe! Du bist meine Schwester!" sagte ich jetzt mit festerer Stimme als zuvor.

Jetzt schaute mich Erik noch verwirrter an. Sagt mal ist das wirklich so schwer zu kapieren.

"Aber ich hab doch gar keinen Bruder!"

War ja klar, dass meine Eltern ihr nichts gesagt haben.

"Das ist eine lange Geschichte." Seufzte ich.

"Bitte, ich möchte sie aber hören!"

Also setzten wir uns auf die Couch und sie hörten mir gespannt zu.


Zu schön um wahr zu sein ! (Erik Durm&Jonas Hofmann FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt