Kapitel 8

741 54 2
                                    



„Ich schreibe grad mit Cloé, geh einfach."

Diese Worte kamen sehr gepresst durch die Tür. Ich stand hoffnungslos auf, wischte mir die Träne weg und ging zu Meiser Fu.

„Ich wollte dich noch warnen, mein Kind", sagte er mir, als er mein endlos trauriges Gesicht sah.

Ich zuckte mit den Schultern und flackte mich auf einen Stuhl neben ihm.

„Er wirkt seit ein paar Tagen sehr zurückgezogen. Er kommt nur aus seinem Zimmer, wenn Essen fertig ist. Ab und zu hilft er mir natürlich, doch er schweigt, als ob er nicht mehr reden könnte."

Hm, machte ich. Egal woran es lag, ob es wegen seinem Vater ist, seiner Mutter, Heimweh, was auch immer, es tat ihm nicht gut.

Auf einmal flog Tikki wild umher.

„Marinette?", sagte sie und ihre Stimme zitterte.

„Was ist los, Tikki?", fragte ich sie. Ihr Ton war alles andere als ruhig.

Tikki zitterte schon am ganzen Körper. Was ist los? War das ein Rückschlag, brauchte sie Empneo-Öl? Doch ich schüttelte den Kopf, als ich es aus meiner Tasche holen wollte.

„Nein, Marinette! Plagg! Ich nehme seine Gegenwart nicht mehr wahr."

Ich sprang ruckartig vom Stuhl auf. Was heißt das jetzt?!

„Adrien, er hat...", begann Tikki, doch ihre Stimme versagte. Doch ich ahnte, was passiert. Ich rannte zu seinem Zimmer, und klopfte wie bekloppt dagegen.

„Adrien, was machst du für ein Mist?! Mach gefälligst auf", rief ich aufgeregt, doch er antwortete nicht. Ich klopfte nochmals.

Scheiße, Mann. Was hat er vor? Wird ihm alles zu viel, oder was?

Meister Fu kam angelaufen mit einem Ersatzschlüssel.

„Adrien, mach jetzt bitte auf, sonst sperr ich selbst auf", drohte er.

Doch nichts passierte.

Meister Fu sperrte auf und riss die Tür auf. Nein, das konnte nicht sein. Das ist jetzt nicht passiert. Ich schaute umher. Er war weg. Adrien war weg, und das Fenster weit offen.

Oh Gott. Wenn Plagg nicht mehr da ist, und er aus dem Fenster...

Ich wurde kreidebleich. Das würde ich mir niemals verzeihen. Meister Fu wohnt zwar im zweiten Stock, aber...

Schnell rannte ich zum Fenster und befürchtete das schlimmste. Doch er war unten unauffindbar. Was ist dann passiert? Ist er abgehauen? Hat ihn jemand entführt, wenn er sich nicht... Ich schüttelte den Kopf, sonst müsste er doch...

„Er ist hinuntergeklettert", ahnte Tikki voraus. „Wir müssen hinterher!"

Tikki hüpfte in meine Tasche und ich rann aus der Wohnung, die Treppen hinunter, wo wir Adrien davonliefen sahen. Ein Glück, er lebte noch, ich seufzte vor Erleichterung. Er lief in irgendwelche engen Gassen, bis er bei einer etwas dunkleren stehen blieb. Warte, wer war das vor ihm? War das...Cloé?! Was macht gerade sie denn in so einem Viertel? Ich versteckte mich wieder hinter einem Haus in der Nähe.

„Und kannst du Plagg spüren?", fragte ich Tikki angstvoll.

„Nein, leider nicht. Er scheint weg zu sein."

Mist, das kann nichts Gutes heißen. Ich spähte wieder von der Hauswand aus hinüber zu Cloé und Adrien. Was fällt ihm ein, sich mit ihr an so einem Ort zu treffen. So weiß sie ja, wo er sich ungefähr versteckt hält.

Ich versteckte mich wieder, nicht dass sie mich noch sehen.

Plötzlich knallte etwas, und ich erschrak. Tikki und ich tauschten erschrocken Blicke und ich drehte mich wieder um und spähte hinüber. Ich riss die Augen auf. Was passierte hier grade?! Ich musste mehrmals blinzeln. Ich traute meinen Augen nicht. Nein, das konnte nicht echt sein. Nein, einfach nein.

Cloé verwandelte sich, so ähnlich, wie wenn sie akumatisiert wurde. Sie lachte hämisch, sagte noch etwas zu Adrien, was ich aber nicht verstand. Sie weitete die Flügel, und flog davon.

Als sie weg war, rannte ich zu Adrien, der angewurzelt dastand.

„Hey, was ist passiert? War das Cloe? Was hat sie gemacht?"

Adrien schaute mich verzweifelt mit einem leeren Blick an.

„Es ist aus", sagte er tonlos.

Ich schaute ihn verwirrt an. Was ist aus? Die Beziehung? Der Sinn des Lebens?

„Es tut mir leid, was ich dir alles angetan habe."

Wie todtraurig er dastand.

Ich seufzte.

„Alles ist gut. Du lebst ja noch. Ich dachte, du hättest dich aus dem Fenster geschmissen", sagte ich teils in Sorge, teils erleichtert.

„Das hatte ich auch zunächst vor", gestand er. „Aber damit wäre niemanden geholfen. Nicht mal mir, auch wenn es erstmals so schien."

Was zur Hölle redete er da? Ich fasste ihn an der Schulter.

„Adrien, sag mir jetzt genau, was passiert ist!"


Der Druck steigt... - Teil 2Where stories live. Discover now