Kapitel 7

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Zuhause angekommen, erstmals aufs Bett fallen lassen. Ich war froh, dass sich Tikkis Zustand besserte. Sie ist die letzten Tage zuhause in meinem Bett geblieben, während ich in der Schule war. Doch heute war ja eine Ausnahme, wenn ich eben zu spät zur Schule. Trotzdem brauchte sie noch weiterhin Medizin, doch das Empneo-Fläschchen war leer. Ich musste also wohl oder übel zu Meiser Fu gehen. Und auch indirekt zu Adrien. Ich hoffte bei ihm im Hirn ist nicht noch weiteres beschädigt. Nicht, dass wenn ich bei Meister Fu bin, plötzlich auch Cloé antreffe. Oder noch besser, dass sie von uns Bescheid weiß. Das wäre ein Fiasko.

„Es ist echt schade, dich nicht mehr lächeln zu sehen", sagte Tikki und legte sich zu mir.

„Tja", sagte ich, „woran das wohl liegt."

„Es ist nicht richtig, sein Glück an Menschen festzumachen. Sie kommen und gehen. Wobei ich mich schon frage, was mit Adrien ist. Ich müsste mal Plagg fragen."

Wieso alle den Grund immer herausfinden wollten. Mann ehrlich, das war seine freie Entscheidung. Alle sollten sich damit abfinden, wieso tut das keiner außer ich?!

„Soll er halt machen", sagte ich genervt. „Als ob da noch ein tieferer Grund dahinter steckt. Lebe ich in einem Actionfilm oder was?"

Ganz ehrlich, wenn er noch etwas für mich empfinden würde, hätte er es mir mit Cloé nicht mit so einer kalten Art gesagt. Oder er hätte sich irgendwie entschuldigt. Und nicht vor meinen Augen extra mit ihr rumgeknutscht. Seit dem er das gemacht hatte, war er bei mir eh schon ganz tief unten.

„Ziemlich feige von dir, Marinette", sagte Tikki.

Ruckartig drehte ich mich zu ihr um.

„Wie meinst du das?"

„Du gibst dich mit der Sache zufrieden wie sie ist, doch du maulst rum und änderst die Dinge nicht. Kämpfe. Das ist doch die Sache, die Superhelden so tun, oder?"

Ich drehte mich zurück auf den Rücken und starrte auf die Decke.

„Rede mit ihm, gehe auf ihn zu. Lass nicht zu, dass er einen Fehler begeht..."

Oh Mann. Tikki hatte Recht.

„Und jetzt gehen wir und holen uns noch Empneo-Öl."

Gesagt, getan. Ich nahm meine Tasche, Tikki hüpfte hinein, und ich ging die Treppe hinunter.

„Marinette, wo willst du denn hin, Madame?"

Ich blieb erstarrt vor der Tür stehen und drehte mich langsam um.

„Wo willst du wieder hin?"

Meine Mutter stand mit einem prüfenden Blick da und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Zu Alya", log ich.

„Ach so, und Bescheid sagen willst du vorher nicht, wie?"

Maman habe ich schon lange nicht mehr so wütend erlebt.

„Wo warst du letzte Nacht?"

Mist. Woher...?

„Ich wollte gestern nach dir sehen, und du warst unauffindbar. Wo warst du?!"

Verdammt. Ich saß so richtig in der Patsche. Ich darf nichts Falsches sagen. Am besten einfach auf unschuldig tun.

„Ich war auf dem Balkon und konnte nicht schlafen", sagte ich.

Maman hob die linke Augenbraue.

„Komisch, die Balkontür war offen, aber auf dem Balkon warst du nicht."

Mein Herz hämmerte wie verrückt. Was habe ich vorhin erwähnt zum Thema „Nichts falsches sagen"?

Maman seufzte und ihr Gesichtsausdruck änderte sich. Von wütend auf besorgt.

„In letzter Zeit ist doch etwas mit dir. Ich finde es schade, dass du mit mir nicht darüber reden willst."

Autsch. Ich fand es auch nicht schön, Maman damit so zu kränken, aber es ging nicht anders.

„Ach Maman, es ist einfach...", begann ich, doch sie winkte ab.

„Nein Schatz, keine Ausreden, wenn es ein Problem ist, kannst du immer zu mir kommen, ja? Vergiss das bitte nicht."

Ich lächelte gerührt und sie nahm mich in den Arm.

„Danke, das weiß ich sehr zu schätzen", sagte ich leise.

Wir lösten die Umarmung und ich schaute sie erwartungsvoll an.

„Geh schon", sagte sie und rollte lächelnd mit den Augen.

Ich strahlte sie an und ging los. Etwas mulmig war mir schon. Ich ging ja nicht nur zu Meister Fu, sondern auch zu Adrien. Doch ihn musste ich zur Rede stellen, das werde ich nicht mit mir machen lassen.

Ich klingelte, lief das Treppenhaus hoch und betrat Meister Fus kleine Wohnung.

„Ich brauch nur Empneo-Öl", sagte ich laut. So laut, dass es auch Adrien hören konnte, und nicht gleich aufbrausend wird.

„Komm doch rein", lud mich Meister Fu ein.

Ich schluckte und ging hinein. Ich ging ins Wohnzimmer, wo er in einer Schublade mir ein neues Fläschchen gab.

„Sei sehr sorgsam damit, das ist sehr selten und kostbar."

Ich nickte und legte es in meine Tasche, worauf Tikki hinausflog.

„Wo ist Adrien?", fragte ich leise.

„In seinem Zimmer", antwortete Meister Fu, wobei er noch einen tiefen Atemzug holte, als wollte er noch etwas hinzufügen.

Doch ich ging schon weg. Als ich vor seiner Tür stand, zögerte ich etwas.

Doch dann klopfte ich.

„Adrien? Bitte mach auf", sagte ich.

„Marinette, geh bitte", kam es aus dem Zimmer. Doch es klang nicht böse oder wütend, sondern eher traurig. Brauchte er Hilfe?

„Mann, Adrien, was ist los?", drängte ich.

Aus mir kam ein tiefer Seufzer. Und es kam mir so vor, als ob Adrien dasselbe tat.

Ich setzte mich auf den Boden und lehnte mich gegen die Tür.

„Bitte", flüsterte ich, und zum ersten Mal seit Tagen kamen mir die Tränen. 

Der Druck steigt... - Teil 2Where stories live. Discover now