20| Ginny weiß Bescheid

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"Miss Granger?"

Hermine schreckte hoch, ohne zu wissen, wo sie sich befand. Helles Licht blendete sie und plötzlich starrte sie direkt in das freundliche, rundliche Gesicht von Professor Slughorn. Kurz kniff Hermine noch einmal die Augen zusammen, dann blinzelte sie und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken.

Verdammt, sie war eingeschlafen. Mitten im Tränke Unterricht.

Sie richtete sich jetzt richtig auf ihrem Stuhl auf und warf Slughorn einen schuldbewussten Blick zu.

"Miss Granger? Geht es Ihnen gut?", fragte er sie und trat ein wenig näher an ihren Tisch heran.

Hermine warf einen besorgten Blick in ihren Kessel, in dem der Trank aber immer noch ruhig vor sich hin brodelte.

"Äh ... ja", antwortete sie nach einer gefühlten Ewigkeit. Sie war jetzt schon zum zweiten Mal in diesem Schuljahr eingeschlafen wegen diesem schrecklichen Trank. Sie hatte weder auf Madam Pomfrey, noch Draco gehört. Sie hatte den Traumlos Trank nämlich nicht abgesetzt. Denn sie hatte Angst vor den Albträumen und deswegen zögerte sie Abend für Abend das Absetzen des Trankes hinaus.
Seit fast einem halben Jahr.

"Sind Sie sich sicher?", hakte Slughorn nach und musterte sie unschlüssig.

"Ja. Es ist alles ... gut", murmelte sie und griff nach der Kelle. Sie traute sich nicht zu schauen, ob jemand von ihren Klassenkameraden ihr Gespräch mit dem Professor beobachtete. Mit jemand meinte sie Draco aber über den wollte sie nicht mal nachdenken.

Es tat nämlich ziemlich weh ihn zusammen mit Astoria Greengrass zu sehen. Seine neue Freundin oder was auch immer sie waren. Noch keine zwei Wochen war es her, dass Hermine ihn zum Reden gezwungen hatte.

Unglücklicher hätte der Abend nicht verlaufen können, denn jetzt erinnerte sie alles in ihrem Schlafzimmer an diese Begegnung. Seitdem hatte sie nicht noch einmal mit Draco geredet. Trotzdem konnte sie nicht verhindern, dass ihr Magen sich zusammen zog, sobald sie ihn sah.

Es tat weh und das Problem dabei war, dass sie noch nicht mal wirklich sauer auf ihn sein konnte. Klar, er könnte sich gegen seine übergriffigen Eltern wehren aber Hermine konnte sich nur allzu gut vorstellen, dass das nicht so ganz einfach war. Sie hatte nie viel mit Lucius Malfoy zu tun gehabt aber wie sie ihn bereits erlebt hatte, ließ darauf schließen, dass er definitiv nicht der angenehmste Vater war. Und er hatte Macht über Draco, obwohl er in Askaban saß.

Jetzt hatte sie schon wieder viel zu viel über Draco nachgedacht. Ärgerlich biss Hermine sich auf die Unterlippe und tat ein paar Baldrianwurzeln in ihren Harmonie Trank. Sie riskierte nun doch einen Blick an den Nachbartisch der Ravenclaws und musste festellen, dass sie mit der Herstellung des Trankes weit zurücklag.

Schnell rührte sie, einen Ticken zu energisch, in der grünlichen, klaren Flüssigkeit herum und hob dabei den Blick nicht noch einmal.

~~~

Irgendetwas stimmte nicht mit Ginny. Ihre Freundin saß, gegenüber von ihr, am Gryffindortisch in der großen Halle, Pergament und Bücher vor sich ausgebreitet und starrte seit einer geschlagenen halben Stunde immer wieder hinter Hermine. Diese hatte schon etwa die Hälfte ihres Aufsatzes fertiggestellt und versuchte die, wieder aufkommende Müdigkeit, zu ignorieren.

Ginny kaute nun auf Ihrer Unterlippe rum und umschloss den Federkiel etwas fester.

"Ginny? Alles in Ordnung?", fragte sie schließlich und legte ihre eigene Feder nieder. Sie drehte sich um, um zu sehen, was Ginny da so anstarrte.

Hinter ihr saßen Bullstrode und Zabini. Zabini.
Das erklärte natürlich so einiges.

"Was ist passiert?", fragte Hermine in einem Flüsterton weiter. Ginny schenkte ihr nun endlich Aufmerksamkeit und seufzte leise.

Beyond The Evil| Dramione ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt