Eins| Zurück in Hogwarts

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Erster September 1998.

Sie hätte sich freuen sollen. Eigentlich.

Hermine hätte glücklich sein sollen, dass sie nach Hogwarts zurückdurfte. Den Krieg hinter sich lassen konnte.

Doch sie konnte es einfach nicht. Immer und immer wieder versuchte sie sich ins Gedächtnis zu rufen, dass sie gleich auf dem Weg nach Hause sein würde. Aber auch das entlockte der Gryffindor keinerlei Vorfreude, während sie schweigend am Gleis 9 3/4 stand. Ginny stand neben ihr und sagte ebenfalls kein einziges Wort. Es herrschte eine erdrückende Stille, die Hermine schlucken ließ. Ihr lederner Koffer wog viel zu viel und lastete unangenehm in ihrer Hand.

Zuerst hatte sie sich gefreut. Ganze Freudensprünge hatte sie vollführt, als der Brief in ihr Zimmer geflattert war.
Nicht viel hatte in ihm gestanden. Nur, dass Hogwarts wieder aufgebaut worden war und Hermine herzlich eingeladen war, ihr letztes Schuljahr nachzuholen.

Ja, da hatte Hermine sich noch auf Hogwarts gefreut. Hatte sich darauf gefreut, dass sie mit Ron und Harry zurückkommen würde.

Und dann war alles anders gewesen.

Am Ende war es Lavender Brown gewesen, die ihr ein Strich durch ihre gesamte Zukunftsplanung gemacht hatte. Ron hatte sich für sie entschieden.

Letztendlich hatte er ihr ein dümmliches, vollbusiges Mädchen vorgezogen.

Und jetzt stand Hermine alleine da. Ohne Freund. Ohne Harry. Nur sie und ihre Bücher würden in die Schule zurückkehren. Ron und Harry machten Beide eine Ausbildung zum Auror. Ein wunderbarer Beruf -keine Frage- aber Hermine war bitter enttäuscht gewesen.

Das goldene Trio ging ab jetzt getrennte Wege.

Es hatte angefangen zu nieseln. Kleine Tropfen fielen vom Himmel, befeuchteten Hermines Haare, während sie auf den Zug wartete. Der Himmel passte lächerlich gut zu ihrer Stimmung.

"Scheiß Wetter", murmelte Ginny und zog die Nase hoch. Sie schloss den Reißverschluss ihrer dünnen Jacke und wippte ungeduldig mit dem Fuß auf und ab.

"Bald sind wir im Warmen", antwortete Hermine tonlos und umklammerte den Griff ihres Koffers fester. Sie wandte den Kopf nach links, um zu schauen, ob der Zug vielleicht in Sichtweite war.

Doch nichts.

Stattdessen entdeckte sie ihn.

Er stand ein wenig weiter links, abgeschieden von den Anderen. Seinen Koffer hielt er ebenfalls fest umklammert, als hätte er Angst ihn zu verlieren. Oder als müsse er sich an ihm festhalten, dachte Hermine und kaute auf ihrer Unterlippe. Sie konnte nicht fassen, dass Draco Malfoy tatsächlich nach Hogwarts zurückgekehrt war. Würde man ihn überhaupt dort dulden? An seiner Stelle, hätte sie das niemals getan.

Vor zwei Monaten erst, war er mit seiner Familie vor Gericht gestanden. Schließlich waren alle der Malfoys Anhänger Voldemorts gewesen und hatten in der Schlacht an seiner Seite gestanden.

Das hatte Hermine zumindest gedacht.
Im April war es aber Draco Malfoy höchstpersönlich gewesen, der ihr das Leben gerettet hatte, als sie von Bellatrix LeStrange angegriffen worden war.

Doch das wusste niemand und es würde auch nie jemand erfahren. Hermine hatte sich dagegen entschieden für ihn auszusagen, denn sie waren immer noch Feinde. Erbitterte Erzfeinde.

Beyond The Evil| Dramione ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt