Zwei| Alles so wie immer

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Fast wie paralysiert stand Draco am gleichen Abend vor dem Fenster seines diesjährigen Schlafzimmers. Er starrte auf das seichte Wasser, das vor seinem Fenster waberte und gluckernde Geräusche von sich gab. Zum ersten Mal fand Draco die Schatten, die das Wasser in sein Zimmer warf nicht behaglich, sondern eher nervig. Auf irgendeine Art und Weise erinnerten sie ihn an Voldemort. Lächerlich, das wusste er selbst.
Er hatte sich beim Betreten des Zimmers sogar dabei ertappt, wie er nach Kriegsspuren gesucht hatte.
Doch da war nichts gewesen.

Draco wandte sich von dem Fenster ab und ging zu seinem Koffer, den er auf sein Bett geschmissen hatte.
Er hatte das gewählt, das ganz rechts an der Wand war, so wie jedes Jahr. Doch dieses Jahr war er nicht mit Crabbe und Goyle in einem Zimmer, sondern mit Blaise Zabini und Crabbe.
Goyle war natürlich nicht nach Hogwarts zurückgekehrt.

Draco öffnete langsam seinen Koffer und fing an seine Kleidung in einen der leeren Schränke einzusortieren.
Unfreiwillig wanderten seine Gedanken zurück zu Granger, die er heute definitiv zu oft gesehen hatte.
Er hatte sofort gesehen, dass sie mit ihm sprechen wollte. Doch er würde ihr ganz sicher keine Gelegenheit dafür geben. Er hatte eigentlich gehofft sie nie wieder sehen zu müssen, denn er wollte ihre Fragen nicht beantworten müssen. Es war nicht schwer, zu erkennen, dass Granger ihn fragen wollte, warum er ihr geholfen hatte.
Nur kannte er die Antwort selbst nicht.
Es war ihm nach wie vor ein Rätsel, warum er so etwas waghalsiges für diese nervige Gryffindor getan hatte.

Aber Draco bereute es nicht.

Er hatte es nicht einmal in der Sekunde bereut, in der ihn sein Vater schließlich angeschrien hatte. Seine Tante hatte zum Glück nie verstanden, was vor sich
Gegangen war. Er hatte ja ihre Erinnerung gelöscht.

In Gedanken versunken schloss er die Schranktüren und stand noch einen Moment vor dem wuchtigen Möbelstück. Kurz ließ er seine Hand auf der dunklen, hölzernen Schranktür verweilen.
Bei Merlin, er hatte dieses verdammte Schloss vermisst. Er hatte die Kerker vermisst, die jahrelang sein Zuhause dargestellt hatten. Er hatte wahrscheinlich sogar die Hausaufgaben vermisst.

Wieder seufzend ließ er sich auf sein Bett fallen, das mit einer grünen Bettwäsche bezogen war. Leicht grinsend strich er über den grünen Stoff. Er war zurück. Und dieses Mal nicht als Todesser, sondern als Draco, ein Achtzehnjähriger Schüler.
Das Einzige, was ihn noch von seinen Mitschülern Unterschied, war sein dunkles Mal. Das Mal, das ihn als Todesser kennzeichnete.

Von einigen Überlebenden wusste er, dass es bei jedem verschwunden oder zumindest verblasst war.
Doch bei ihm war das nicht der Fall. Das Mal prangte immer noch groß und dunkel auf seinem linken Unterarm.
Warum, wusste er nicht.

~~~

Bis zu seinem sechsten Schuljahr, war Zaubertränke Dracos absolutes Lieblingsfach gewesen, nicht zuletzt, weil er der Lieblingsschüler von Professor Snape gewesen war. Doch dann war Slughorn gekommen und mit ihm auch Dracos Hass für das Fach.
Und ausgerechnet dieses Fach wurde jetzt von ausgerechnet diesem Lehrer ein weiteres Jahr unterrichtet.

Draco verdrehte genervt die Augen, ehe er am Donnerstagmorgen den alten Klassensaal betrat. Zwar hatte er Zaubertränke immer noch weiter gewählt, glücklicherweise hatte er jedoch nur noch eine Doppelstunde in der Woche.

Mit Entsetzen bemerkte er, dass er der einzige Slytherin war. In dem Raum befanden sich nur drei Ravenclaws, ein Hufflepuff und eine Gryffindor. Und es war nicht wirklich erstaunlich das Hermine Granger die einzige Gryffindor war, oder?
Draco hatte schon bemerkt, dass Weasley und Potter nicht mehr da waren. Doch irgendwie hatte er nicht damit gerechnet, dass Granger die Einzige war. Wo Slughorn doch so beliebt bei den Gryffindors war.

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