Drei| Frieden?

6.3K 354 73
                                    

"Hermine, du hast was?", Ginny starrte sie mit offenem Mund an, als sie am frühen Samstagmorgen in der großen Halle frühstückten.

"Ich habe mir Nachsitzen eingehandelt, ja", wiederholte die Gryffindor, während sie sich ein weiteres Toast holte. Sie war furchtbar müde und die Aussicht, dass sie gleich mit Malfoy Kessel putzen durfte war nicht gerade ... berauschend. Sie wollte mit ihm reden, ja, aber er hatte bei ihrer Partnerarbeit sehr deutlich gemacht, dass er auf ihre Gesellschaft keinen Wert legte.

"Wie, zur Hölle, hast du das gemacht, Hermine Granger?", Ginny schien nicht wenig amüsiert zu sein, während sie von ihrem Kaffee trank.

"Malfoy und ich hatten eine kleine Auseinandersetzung", sagte Hermine mit einem schwachen Grinsen.

"Bitte übernimm jetzt nicht Harrys Part", sie lachte leise,"Merlin, da wäre ich gerne dabei gewesen!"

Hermine nahm ebenfalls einen Schluck von ihrem Milchkaffee und sah ihre Freundin über den Rand der Tasse mit einem eisigen Blick an.

~~~

Hermine beeilte sich schließlich, um rechtzeitig in den Kerkern zu sein.
Pünktlich um neun Uhr stand sie vor der verschlossenen Tür des Klassenzimmers. Doch weder Slughorn noch Malfoy waren in Sicht. Slughorn hatte sie vor ein paar Minuten noch an dem Frühstückstisch der Lehrer gesehen, er hatte fröhlich mit Professor Sprout geredet, doch von Malfoy fehlte jede Spur.
Schlecht gelaunt sah sie sich in dem kalten, miefigen Gang um, doch nichts.
Hermine warf noch einen Blick auf Ihre Armbanduhr, nur um sicherzugehen, dass sie auch zur richtigen Uhrzeit da war.

"Wird da jemand ungeduldig?", hörte sie plötzlich eine spöttische Stimme.
Sie wirbelte herum und sah einen grinsenden Malfoy vor ihr stehen.

"Es gibt nun mal Menschen, die gerne pünktlich nachsitzen wollen, Malfoy", sagte sie salbungsvoll und versuchte sich nicht von ihm aus dem Konzept bringen zu lassen.
Er hatte das schon viel zu oft getan.

Sie sah ihn an und bemerkte, dass er eindringlich auf ihre Uhr starrte. Fragend sah sie zu ihrem Handgelenk, an der das Geschenk ihrer Eltern lag.

Auf einmal wurde ihr klar, dass er nicht die Uhr betrachtete, sondern ihre langgezogene Narbe, die immer noch ein wenig rot war. Wenn man über die verletzte Haut fuhr, konnte man deutlich die Schnittstellen erahnen.
Schnell zog sie den Ärmel ihrer Bluse hinunter.

Im gleichen Moment räusperte Malfoy sich und sah in eine andere Richtung.
Hermine wusste, sie sollte irgendetwas sagen, das die Stimmung lockerte. Doch da gab es nichts, was sie hätte sagen können.

"Er lässt einen immer so lange warten, weißt du", brach Malfoy schließlich das Schweigen. Er hatte wohl beschlossen belanglose Konversation zu betreiben.
Gut, das konnte Hermine auch.

"Wie oft durftest du bei Slughorn denn schon nachsitzen?", sie warf ihm ein versöhnliches Grinsen zu und lehnte sich an die steinerne Wand.

"Nicht oft. Er wollte nie viel mit mir zu tun haben und lässt mir meistens alles durchgehen", erklärte er mit einem gleichgültigen Schulterzucken und fuhr sich dann durch die blonden Haare.

Hermine konnte sich nur zu gut daran erinnern, wie Malfoy in der sechsten Klasse oft versucht hatte, in den Slug Klub zu kommen. Er schien an das Gleiche zu denken, denn sein Blick verdüsterte sich.

Doch weiter kamen sie nicht, denn Slughorn kam nun die Treppe hinunter gepoltert und lief schnaufend auf sie zu.

"Es tut mir leid!", sagte er und hob abwehrend die Hände,"ich habe mich ein wenig verspätet!"

Beyond The Evil| Dramione ✔️Where stories live. Discover now