Kapitel 87

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Kapitel 87

~ Kane's Sicht ~

"Hast du alles zusammengepackt?", fragte Solin mich. Es war der letzte Tag im Disneyland und wir packten gerade unsere Sachen zusammen. Wir mussten ja unbedingt noch in den Park gehen und die letzten Stunden auskosten, bis meine Eltern uns abholen werden. Treffpunkt war der Busbahnhof, weil meine Eltern das Hotelgelände nicht betreten durften.

"Glaube schon", sagte ich. "Wir können auf der Schnelle noch mal alles durchgucken."

„Oder so", nickte Solin und setzte sich auf ihren Koffer. „Du musst mir mal kurz helfen. Du hast die Muskeln im Oberarm- wenn auch nur im rechten."

„Haha", brummte ich und schnitt eine Grimasse. „Wie dem auch sei, normalerweise müsste der Koffer unter deinem Gewicht durchbrechen." Ärgerte sie mich, ärgere ich sie. So einfach ist das.

„Haha zurück", grummelte Solin nur.

„Das war doch nur Spaß."

„Ich weiß", sagte sie und boxte mir leicht in den Magen. „Komm rede nicht weiter. Wir hätten vor zehn Minuten schon am Treffpunkt sein müssen."

„Ja, meine Eltern können auch mal warten. Das ist ja nicht so viel verlangt." Nachdem ich den Koffer zugezogen hatte, sprang Solin von dem Koffer runter und ging noch einmal durch das ganze Zimmer. Nach fünf Minuten, kam sie wieder zu mir.

„Ja, wir haben alles. Wir stellen schon mal die Koffer an die Bushaltestelle und dann geht einer von uns die Zimmerkarten abgeben?", schlug Solin vor.

„Ja, ich flitze schnell rüber", sagte ich.

Während Solin mit unserem Gepäck an der Bushaltestelle wartete, lief ich in das Hauptgebäude der „Cowboy Stadt" und gab die Zimmerschlüssel ab und unterschrieb den Zettel, dass ich auch wirklich ausgecheckt bin. Dann eilte ich wieder zu Solin zurück.

„Eine Minute früher und wir hätten den Bus bekommen", sagte Solin, als ich neben ihr stehen blieb.

„Boah, nee, oder?"

„Doch. Jetzt dürfen wir noch mal zehn Minuten warten und kommen dann noch mehr zu spät. Deine Mutter legt viel Wert auf Pünktlichkeit. Ich will keinen Stress mit ihr."

„Wir sagen einfach, dass an der Rezeption so viel los war. Die kennt das ja. Auch wenn wir bisher immer nur im Hotel direkt im Park waren."

„Das teuerste Hotel?"

„Ja, dass ist das teuerste Hotel hier im ganzen Park. Ich wollte mit dir ja auch hin, aber dann dachte ich mir, dass ich es nicht übertreiben soll. Du magst es ja ganz normal."

„Ja, sonst hätte ich den ganzen Schickimicki-Personen einen auf die Fresse gehauen."

„Das ging meiner Mutter genauso. Das nächste Mal will Papa mit ihr ins Hotel New York, oder New Port Bay Club."

„Warst du eigentlich schon mal in allen Hotels?"

„Nein, immer nur das teuerste und das hier eben mit dir."

Solin seufzte. „Haach, ich werde das hier vermissen, weißt du das?"

„Ja, ich auch. Also befindest du das Disneyland Paris für gut?"

„Ja, voll. Ich liebe es hier. Ich habe alle Sorgen vergessen und konnte mich hier frei fühlen."

„Was hast du für Sorgen?", wollte ich wissen.

„Der Bus kommt, Kane", machte mich Solin drauf aufmerksam und deutete auf den Bus, der zuerst die anderen Leute ausstiegen ließ. Wenige Augenblicke später hielt er vor uns und ich blieb immer noch verdutzt.

„Was meinst du mit Sorgen machen? Du weißt, dass du immer mit mir reden kannst, wenn dir was in deinem Hirn herumschwirrt und dir Sorgen macht."

Solin nickte nur und stellte sich in die Mitte des Busses. Ich stellte die vollgestopften und gefühlt Tonnenschweren Koffer an den Rand und blickte wieder zu meiner Freundin.

„Ja, ich hab halt nur Angst, ob das mit der Ausbildung auch alles klappen wird. Das sind neue Leute und ein neuer Lebensabschnitt fängt da ja für mich an. Naja, dass ist halt voll komisch für mich. Ich hasse Menschen, aber auf der anderen Seite, will ich unbedingt die Ausbildung beim Frauenarzt machen. Beim Ultraschall von Frauen dabei zu sein, die unbedingt Kinder haben wollen, oder bei denen es nach Jahren endlich mal geklappt hat."

„Ist ja nicht nur das", meinte ich.

„Du bist dich auch mit dem Thema Fehlgeburten und den ganzen negativen Kram auseinandersetzen. Aber dafür hast du ja die drei Jahre."

„Ja, das Beste ist, dass ich anstatt drei Tage nur zwei Tage in die Berufsschule muss."

„Was willst du da denn noch lernen? Du kannst doch alles", bemerkte ich.

„Du Schleimbolzen."

~ Mina's Sicht ~

„Was zum Teufel ist das denn!? Was ist hier geschehen?", hörte ich meine Tante herummotzen. Ich blickte auf und direkt in das Gesicht von Janu.

„Ich teste nur meine neue Canon-Kamera aus", bemerkte ich trocken und wandte mich wieder zu Aleyna, die auf dem Stitch-Kostüm herumlutschte.

„Du hast deine Schwester mit blauer Farbe bemalt?"

„Na, hömma, sonst sieht die ja nicht aus wie Stitch", bemerkte ich und verdrehte die Augen.

„Und wieso siehst du aus wie eine Hula-Queen ohne Kokosnuss-BH?"

„Ich bin Lilo", ich verdrehte die Augen und nahm meine Schwester auf den Arm, die am herummeckern war. „Ich hab dir da ein Kostüm von Nani hingelegt. Du kannst ja mitmachen. Dann müssen wir noch noch Auba anrufen. Vielleicht spielt er ja den Typ vom Jugendamt."

„Ich mache hier nichts mehr!", motzte Janu weiter herum. „Du solltest mir helfen, aber was kommt nur von dir? Richtig, du verbreitest Chaos und malst deine Schwester, gerade mal einen Monat alt mit Farbe an."

„Das ist Lebensmittelfarbe und Fr..."

„Das ist trotzdem ein Baby. Wenn May das mitbekommt, bin ich tot", unterbrach sie mich.

„Ach Quatsch", winkte ich ab. „Ich dachte du bist eine coole Tante und wirst mir helfen. Aber du machst hier gerade voll einen auf Nani."

„Wir müssen hier noch putzen. Hier sieht es aus, wie sonst was. Als wären die Russen durchgeritten." Janu schnupperte an dem Gesicht von Aleyna. „Warte mal, ist das etwa..." Ganz leicht tippte sie mit der Zungenspitze die Stirn von Mina an. „Hast du deiner Schwester Frischkäse ins Gesicht geklatscht."

„Joah."

„Räum dein Zeug auf und dann dein Zimmer. Ich bade den Avatar hier ab."

„Aleyna stört es gar nicht."

„Sie kann sich nicht wehren. Sie ist ein Baby."

„Und wenn es Aleyna stören würde, dann würde sie doch furzen. Sie kennt da schon ihre Grenzen", bemerkte ich.

„Räum auuuuf!", quietschte Janu und verschwand aus dem Wohnzimmer.

„Du hast doch eindeutig aus dem falschen Loch geschissen", nuschelte ich vor mich hin und machte mich dann doch daran, dass Zimmer aufzuräumen. "Und als ob Frischkäse lebensgefährlich für Babys ist."


{2}»RE(US)❤️« [Marco Reus FF] ✔️.  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt