Kapitel 84

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Kapitel 84

~ Kane's Sicht ~

Hellwach erhob ich mich aus dem Bett und schaute mich im Hotelzimmer nach meiner Freundin herum, aber ich sah sie nirgends. Ich fühlte mich ein bisschen gerädert und mein Bauch tat immer noch weh, aber nicht mehr so schlimm wie vorhin. Ja, ich weiß, man hat bei Nieren-Operationen die Narben im Rückenbereich, aber ich Flitzpiepe hatte zwei verdammte Wandernieren gehabt. Das gab es weltweit nur fünf mal, dass beide Nieren betroffen sind. Und es war jedes Mal eine Hölle, wenn ich Fußball spielte.

"Soso?", fragte ich und fuhr mir durchs Haar. "Halluuuu? Weib!"

"Ich sitze auf dem Klo!", hörte ich sie genervt zischen.

"Oh, sorry", meinte ich.

Keine Sekunden später hörte ich die Spülung, sie wusch sich die Hände und dann stand sie vor mir. "Was macht dein Bauch?", fragte sie mich.

"Geht wieder", sagte ich.

"Dann ist gut. Du hast lange geschlafen. Fühlst du dich denn in der Lage zu Disney Dreams zu gehen? Fängt in einer Dreiviertelstunde nämlich an."

"Ich hab dir das versprochen, weil wir das gestern ja nicht geschafft haben", sagte ich grinsend.

"Du Spacken."

"Ja, dass sagt die Freundin vom Spacken. Kannst du mir mein T-Shirt geben? Ich frier mir meine Männertitten ab."

"Stimmt, du hast Männertitten, von Muskeln sind ja da nichts zu sehen", nuschelte Soso ironisch und schmiss mir mein T-Shirt an den Kopf.

"Sänk juh werri matsch", sagte ich und zog mir das T-Shirt schnell über. Dann schlüpfte ich noch in meine Sneakers und wartete nur auf Soso, da die Dame meinen musste sich auch noch die Haare waschen zu müssen, weil durch ihre Tagescreme, eine Haarsträhne in der Stirn einen leicht fettigen Ansatz hatte. Freundinnen. Meine Freundin.

"Muss ich jetzt wieder meine Rechtschreibprüferkenntnisse rauslassen?", fragte sie mich. Ich saß auf dem Klo - nein ich war nicht am scheißen oder pissen, Herrgott Leute!-, sondern wartete nur darauf, dass meine Freundin endlich mal fertig wurde. Nachdem sie ihre Haare durchgekämt hatte, föhnte sie diese und ich war kurz vorm einschlafen.

Ich schnarchte, als der Föhn aus ging und Solin seufzte nur. "Du tust nur so. Du sabberst im Schlaf, du Depp." Sie zog den Stecker und blickte zu mir. Dann quietschte sie. "Aah. Ich habe das scheiß Glättungszeugs reingehauen und meine Haare trocken geföhnt und was ist? Trotzdem Wellen! So ein Scheiß!"

"Süße, erstens es ist dunkel", fing ich an und bekam einen genervten Blick von meiner Freundin ab. "Und zweitens, scheiß egal, wie deine Haare sind. Die anderen Mädels, können dir eh nicht das Wasser reichen."

Sie schmunzelte und nickte nur. "Gut gerettet", lobte sie mich. "Dann stehle ich da allen die Show."

Ich grinste nur. "Das hört sich ja gut an. Bist du startklar?" Ich klatschte in die Hände und sprang auf. Solin nickte zustimmend und huschte vor mich aus dem Schlafzimmer. Wir fuhren mit dem Bus wieder zum Park und gingen dann Hand in Hand zum Schloss. Es waren schon einige Leute da und es füllte sich immer mehr. Solin war noch nie der große Freund von Menschenmengen. Sie wurde von Sekunde zu Sekunde nervöser. Ich legte einen Arm um ihre Schulter und zog sie zu mir. "Brauchst keine Angst haben. Packt dich einer an, dann hat derjenige eine sitzen."

"Danke", nickte Solin und drehte sich zum Schloss. Ich zog schon mal mein Handy hervor, nachdem durch die Ansage durch die Lautsprecher kam, dass es in ein paar Minuten los ging.

"Was hältst du davon, wenn wir morgen einen Abstecher nach Paris machen?", fragte ich Solin.

"Morgen schon?"

"Ja, mitten in der Woche. Ich denke, dass würde dir auch gefallen. Eifelturm, Champs Elysees, die Eisenfiguren von Monsieur Claude und seine Töchter."

Solin lachte. "Mit letzterem kannst du keinen verarschen."

"Versuch war es wert", kicherte ich und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

Plötzlich ertönte Musik und das Schloss erstrahlte in bunten Farben. Ich bekam jetzt schon Gänsehaut, bekam ich immer, wenn ich hier bei Disney Dreams war. Es war eine atemberaubende Lichtshow, mit Musik und Feuerwerk und ich könnte mir das jeden Abend reinziehen.

~ May's Sicht ~

Ich saß in der Küche und starrte auf das Glas mit dem Schottischen Scotch. Marco war nachdem Auba und Curtys gegangen sind, nach oben ins Schlafzimmer verschwunden und wollte erstmal alleine sein, während ich in der Küche saß und gar nicht großartig nachdachte. Ich war zu müde und geschwächt, irgendwie nachzudenken.

Ich trank einen Schluck Scotch und blickte zum Babyphon. Aleyna war oben bei Marco und bisher war nichts zu hören. Kein Meckern unserer Tochter und keinen Mucks von meinem Mann.

"Alles okay?", fragte Mina, die in die Küche kam. Sie blieb vor dem Kühlschrank stehen und musterte kurz mein Gesicht.

Ich blickte zu meiner Tochter und nickte nur. "Ja, ist alles in Ordnung. Hast du was von deinen Bruder gehört?"

"Von Solin. Den beiden geht es gut. Kane hatte zwar vorhin ein bisschen Bauchschmerzen gehabt, aber jetzt geht es wieder gut. Die sind gerade bei Disney Dreams."

"Das ist doch schön. Das Kane immer mal wieder Bauchschmerzen hat ist normal. Er denkt bestimmt wieder, dass es seine Nieren sind, oder?"

"Genau, die Nieren wieder."

"Er kriegt es aber nicht in seinen Kopf, dass wegen seiner unübersichtlichen Ernährung sein Darm total am herumspacken ist."

"Das kann man ihn vortanzen, er wird das nicht kapieren", stimmte Mina dem zu und schnappte sich eine kleine Wasserflasche aus dem Kühlschrank. Dann setzte sie sich wieder an den Küchentisch.

"Auba hat mir erzählt, dass du heute Alysha weggebracht hast?"

"Ja, das habe ich- mehr oder weniger."

"Wieso hast du sie nicht bei der Polizei ausgeliefert, für das was sie dir alles angetan hat?"

"Ist ein bisschen zu kompliziert, Mäuschen. Hauptsache sie ist aus den Augen und aus dem Sinn. Wegen ihr noch einmal zur Polizei zu müssen, oder vor Gericht, dass würde ich beim besten Willen nicht aushalten. Ich will einfach nur einen Schlussstrich ziehen."

"Glaub ich dir. Und wo wollte sie hin?"

"Sie wollte eigentlich nach Mexiko, aber du kennst sie ja. Entscheidet sich wieder um und..."

"Sie ist dir abgehauen, oder?"

"Ja", nickte ich. "Ja, die ist mir wieder abgehauen. Vorher hat sie mir noch versprochen, dass sie mich damit in Ruhe lassen wird. Uns alle."

"Auba und Curtys auch?"

"Die beiden erst recht."

Mina nickte nur. "Na gut, ich muss auch ins Bett. Ist schon spät und ich hab morgen mal wieder Schule."

"Begeisterung pur. Hey, du hast nur noch zwei Wochen und dann sind auch schon wieder Sommerferien."

"Schön wäre es. Aber es sind sogar noch drei Wochen."

"Geht schnell um."

"Dein Wort in Gottes Gehörgang", murmelte Mina und warf die Hände in die Luft. "Okay, Mom. Schlaf gut. Hab dich lieb."

"Du schlaf auch gut. Ich hab dich auch lieb."

Mina verließ die Küche und stolperte fluchend die Treppen hoch. Ich ließ mich nach hinten fallen und schnappte mir das Glas mit dem Scotch. Ich leerte das Glas vollständig und blickte zum Babyphon. Die Lichter leuchteten auf und ich dachte, dass meine Tochter gleich herumschreien wird, aber das einzige was ich hörte, war das laute und unerträgliche Wimmern meines Ehemannes.

"Oh nein", sagte ich. Ich schnappte mir das Babyphon und eine Packung Taschentücher und ging nachdem ich unten das Licht ausgemacht und die Alarmanlage eingeschaltet hatte ins Schlafzimmer.

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