Ertappt

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Mila lag noch immer auf dem Boden ihres Zimmers. Einige Male schon war Dr. Kitkat an ihr vorbei gestriffen und wollte sie trösten.
Doch Mila war am Boden zerstört. Sie hatte schon keine Tränen mehr, so viel hatte sie geweint.
Plötzlich hörte sie leise, wie sich die Wohnungstür öffnete. Wahrscheinlich kam ihre Mutter wieder nach Hause.
„Mila?! Mila! Bist du zu Hause?“, rief sie nach oben.
Doch Mila antwortete nicht, ihr war gerade nicht danach zu reden.
Polternd stieg ihre Mutter die Treppe hoch und lugte in Milas Zimmer. Überrascht blieb sie stehen. Sie hatte ihre Tochter nicht auf dem Boden liegend erwartet.
Schnell wischte sich Mila die Tränen vom Gesicht und richtete sich auf.
„Was ist denn hier los?“, fragte die Mutter besorgt.
„Ähmmm ……“, Mila schluchzte noch einmal und räusperte sich dann.
Ihr Blick fiel auf die zwei Gegenstände, die ihre Mutter in der Hand hatte.
‘Oh nein! Nicht auch noch Mum', dachte sie, ‘können mich nicht alle in Ruhe lassen‘
„Ich habe gerade diese beiden Dinge im Vorgarten gefunden! Ist das nicht dein Pyjama?“, fragte sie etwas unsicher und streckte Mila Pyjama und Zeitung entgegen.
Anscheinend hatte Tom die Sachen im Garten verloren, als er vorhin abgehauen war. Mila war völlig überfordert und wusste nicht wie sie reagieren sollte. Die Tränen stiegen ihr wieder hoch und sie sprang in ihr Bett und zog die Decke über den Kopf.
Verdutzt lauschte die Mutter dem schluchzen ihrer Tochter unter der Decke.
Langsam ging sie rückwärts aus ihrem Zimmer und schloss leise die Tür.
Mila schaute vorsichtig unter der Bettdecke hervor und atmete tief durch, als sie sah, dass sie wieder alleine war.
Kurze Zeit später klopfte es leise an ihrer Tür und ihre Mutter kam mit einer Tasse voll heißer Schokolade herein.
Vorsichtig stellte sie es auf ihrem Nachttisch ab, setzte sich auf die Bettkante und strich ihr liebevoll über den Kopf.
„Möchtest du mir nicht erzählen was los ist? Dann ist es gleich nicht mehr so schwer. Ich habe dir auch eine heiße Schokolade mit extra großer Sahnehaube und kleinen Marshmallows mitgebracht. Das hilft sehr gut bei Traurigkeit.“
Mila richtete sich auf und nahm dankend einen Schluck von der heißen Schokolade.
„Tom …hat …“, weiter kam Mila nicht, schon kullerten ihr wieder ein paar Tränchen aus den Augen. Milas Mutter nahm sie in den Arm.
„Schluss, Schluss hat er gemacht mit mir!“
„Oh nein! Wieso das denn? Ihr beiden passt doch so wunderbar zusammen und seid doch erst vor kurzem richtig zusammen gekommen. Und er war doch noch heute morgen hier um dich zu überraschen. Ich habe ihn selbst herein gelassen!“
„Ach du hast ihn herein gelassen! Und ihn alleine in mein Zimmer gehen lassen!? So konnte er schön alles durchwühlen!“
„Er hat dein Zimmer durchwühlt? Mir sagte er, er möchte dich hier mit irgendetwas überraschen. Und er hatte eine Tasche bei sich, da dachte ich, er hätte irgendetwas schönes dabei. Und bis jetzt war Tom doch auch immer ein lieber Junge gewesen. Ich hätte so etwas nie von ihm erwartet. Aber das ist doch nicht der Grund warum ihr Schluss gemacht habt?!“, rechtfertigte sich die Mutter und schaute fragend Mila an.
„Nein, sondern weil … weil…“, sie brachte es nicht fertig auszusprechen.
Die Mutter schaute sie immer noch neugierig an und zog dann ihre Schlüsse.
„Kann es sein, dass es etwas mit der Zeitung und dem Pyjama zu tun hat?“, fragte sie nachdenklich.
Mila sagte nichts. Sie hatte keine Lust darüber zu reden und sich noch mehr Lügen ausdenken zu müssen.
Knisternd nahm die Mutter die Zeitung zur Hand und las sich die Titelstory durch. Danach betrachtete sie scharf das Bild und warf dann einen kontrollierenden Blick auf den noch am Boden liegenden Pyjama.
„Bist du das?“, fragte sie dann streng, „Wahrscheinlich hat Tom dich auch erkannt und wollte wissen was das soll! So kann ich mir das vorstellen. Also? Ich erkenne dich auch ganz genau, schließlich bist du meine Tochter. Ich würde dich überall erkennen. Hast du dieses Ruderboot geklaut? Bist du diese Person auf dem Bild?“
Streng blickte sie ihre Tochter an. So etwas hätte sie von ihr nie gedacht. Enttäuschung machte sich in ihr Breit.
„Neeiinn… ich bin das nicht“, flüsterte Mila und fühlte sich ganz schlecht dabei.
„Lüg mich nicht an! Wozu brauchtest du ein Ruderboot? Wo bist du hingefahren? Was…äh… Ich verstehe das nicht! Erkläre es mir bitte!“, wurde ihre Mutter lauter.
Mila schwieg. Was sollte sie sagen? Sie durfte niemandem was sagen. Also sagte sie lieber nichts.
„Na gut! Wenn du jetzt einen auf sturr machst, kann ich auch anders. Du hast erst einmal Hausarrest junge Dame! Solange bist das geklärt ist.“, schimpfte ihre Mutter und verließ sauer Milas Zimmer.
Wütend schlug Mila ihre Bettdecke über den Kopf.
Und nun? Sollte sie hier in ihrem Zimmer für immer vergammeln, das Boot war weg. Die wahre Geschichte könnte sie niemanden erzählen, weil sie sonst als Versuchsobjekt enden würde.
Weglaufen wäre vielleicht eine Möglichkeit! Oder eher weg schwimmen.
Sie könnte erst einmal zu Jackson und König Nero schwimmen und eine Zeit lang dort leben. Die hätten bestimmt nichts dagegen.
Mila stand aus dem Bett auf, überlegte ob sie noch einen Abschiedsbrief schreiben sollte, entschied sich dann aber doch dagegen.
Da sie jetzt Hausarrest hatte, konnte sie nicht einfach so hinaus gehen. Sie musste wohl oder übel durchs Fenster abhauen. Da sich ihr Zimmer im ersten Stock befand, war das aber nicht so einfach. Glücklicherweise stand ein Baum im gewissen Abstand vor ihrem Fenster. Und einer seiner Äste ragte direkt bis zu ihrem Fenster heran. Vorsichtig griff sie nach dem Ast und zog sich heraus. Langsam kroch sie auf dem Ast bis zum Stamm und glitt lautlos hinab.
Dann rannte sie so schnell sie konnte zum Strand, wo der Steg lag.
An der Kante blieb sie kurz stehen und blickte sich um. Keiner war in der Nähe zu sehen. Dann sprang sie Kopfüber ins Wasser.

Es gibt sie Wirklich!    Plötzlich MeerjungfrauWhere stories live. Discover now