Die Verwandlung

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Mila hielt immer noch ausschau nach Jackson, doch langsam wurde sie müde. Es war ja noch mitten in der Nacht. Der Mond war schon fast mitten am Himmel, langsam fielen ihr die Augen zu. Mila döste vor sich hin, als sie wieder ein starkes plätschern von Wasser hörte.
Jackson war zurück gekehrt.
„Hey, du! Aufwachen! Es geht gleich los", Jackson rüttelte am Boot.
„Ich bin schon wach, bin schon wach ... ", sagte sie noch etwas benommen.
Schnell erklärte Jackson: „Gleich kommt von unten eine große Muschel nach oben, da musst du einsteigen. Du wunderst dich sicher schon warum du so leuchtest. Den genauen Grund kann ich dir erst später erklären, so viel Zeit haben wir jetzt nicht, jedenfalls hast du eine besonders starke Bindung zum Mond und diese Kraft benötigen wir. Denn unser Reich wird von einem anderen Bösen Herrscher des Nordatlantik angegriffen. Wenn er unser Reich einnimmt, dann hat er die meiste Macht und dann wird die gesamte Unterwasserwelt in Gewalt und Mord, Aufständen und unendlich vielen Kriegen enden. Und es wird sich nicht nur auf die Unterwasserwelt auswirken, auch das Land wird nicht mehr sicher sein. Er wird soo viel Macht haben und mit seinen magischen Kräften kann er auch die Naturgewalten beeinflussen. Du siehst, wir brauchen dich um ihn aufzuhalten. Alles weitere werde ich dir später erklären, wenn wir ihn hoffentlich besiegt haben."
Plötzlich fing das Boot wieder an stark zu schwanken und ein großes weißes etwas erhob sich aus dem Meer. Milas Augen weiteten sich. Es war eine gigantisch große, weiße, geschlossene Jacobsmuschel. Oberhalb der Wasseroberfläche blieb sie stehen und langsam öffnete sich die obere Hälfte der Muschel. Als die beiden Muschelschalenhälften einen 90° Winkel erreichten, verharrte sie. Mila staunte. Sie hatte noch nie eine so große Muschel gesehen und erst recht noch nicht von innen.
Mit einer einladenden Geste, deutete Jackson auf die Muschel.
„Wenn ich bitten darf! Da musst du jetzt einsteigen. Am besten legst du dich hin, nimmst die Perle in die Hand und schließt die Augen. Du darfst die Perle auf keinen Fall los lassen! Es wird sehr hell. Und am Anfang wirst du ein seltsames kribbeln spüren. Das ist normal. Aber jetzt los, die Zeit drängt."
Mit einem mulmigen Gefühl stand Mila auf. Jackson reichte ihr zur Hilfe seine Hand, die sie energisch packte und trotzdem holprig in die Muschel stolperte. Sie landete aber weich auf der Zunge der Muschel. Jackson zwinkerte Mila noch einmal aufmunternd zu und tauchte wieder ab.
Mila blickte sich unsicher um. Die Zunge, auf der sie saß, war rötlich und etwas schleimig. Da sollte sie sich gleich hinlegen? Bei dem Gedanken musste sie sich schütteln. In der hinteren Ecke erblickte sie die Perle, die Jackson eben erwähnt hatte. Sie war groß, fast so groß wie ein Fußball. Und sie glänzte wunderschön silbern im Mondlicht.
Mila nahm sie in die Hand, sie war schwer. Langsam hob sie die Perle hoch und hielt sie gegen das Mondlicht um sie besser betrachten zu können. Durchsichtig war sie nicht. Sie musste ihre Hände wieder herunter nehmen, die Perle war doch zu schwer.
Sie schluckte, dann schloss sie ihre Augen und legte sich angeekelt mit dem Rücken auf die glibbrige Zunge. Mila spürte einen Ruck. Schnell öffnete sie ihre Augen. Die obere Muschelschalenhälfte senkte sich wieder nach unten. Panisch versuchte sich Mila wieder aufzurichten, sie wollte nicht von der Muschel zerquetscht werden. Womöglich würde die Muschel sie jetzt verspeisen. Doch Mila konnte sich nicht bewegen. Sie klepte in dem Muschelschleim fest und konnte sich nicht rühren.
Die Muschel hatte sich nun komplett geschlossen, Milas Befürchtung, sie würde zerquetscht werden, bestätigte sich nicht. Die obere Muschelschale war so gewölbt, das noch eine weitere Person hinein gepasst hätte.
Jetzt erst erkannte Mila, dass die obere Muschelschale durchsichtig war, sie konnte den Mond sehen. Er stand nun mitten am Himmel und leuchtete so hell wie nie. Ihr wurde ganz heiß, es schien so, als ob der Mond das innere der Muschel erwärmen würde. Mila klammerte sich Hilfe suchend fester an die Perle, mit einer Hand wischte sie sich eine Schweißperle von der Stirn. Dann wurde es schlagartig hell. Instinktiv schloss Mila ihre Augen.
Die ganze Muschel leuchtete nun und es war ihr so, als ob die Perle etwas aus Mila sog. Es war das Licht, die Perle absorbierte das Licht von Mila und leitete es zur Muschel weiter.
Es wurde nun so hell, das Mila das Licht durch ihre Geschlossenen Augenlidern sah und geblendet wurde. Sie wollte ihre Augen mit einer Hand bedecken, doch sie bekam sie nicht los, sie klebte immer noch fest. Die Muschel begann sich um sich selbst zu drehen, immer schneller und schneller. Mila wurde schlecht und sie hatte Mühe die Perle fest zu halten. Sie verschrenkte ihre Arme auf der Brust und klemmte so die Perle mit ein.
Plötzlich spürte Mila, wie ihre Beine anfingen zu jucken. Ihr ganzer Unterleib fing an zu kribbeln.
Die Muschel senkte sich wieder langsam zurück ins Meer und immer mehr Wasser drang in die Muschel ein. Zuerst bemerkte Mila es nicht, sie hatte ihre Augen ja noch geschlossen. Aber dann war die komplette Muschel wieder im Meer versunken und völlig mit Wasser gefüllt.
Langsam glitt sie immer weiter nach unten. Mila hielt den Atem an. Im aller letzten Moment hatte sie noch einmal tief Luft geholt. Doch langsam ging ihr die Luft aus. Ihr Gesicht wurde schon ganz blau. Inständig hoffte Mila das Jackson kommen und sie retten würde. Er hatte ja nicht erwähnt, das sie sich opfern müsste. Das Wasser, dass in der Muschel war fing an zu sprudeln und zu brodeln. Sie fühlte sich wie in einem Kochtopf. Es wurde immer heißer. Milas Beine kribbelte nun unerträglich, schlimmer als wenn sie eingeschlafen waren.
Sie umklammerte die Perle immer fester, bis sie keine Luft mehr in ihrer Lunge hatte und der Atem Reflex von selbst sie nach Luft schnappen ließ. Wasser schoss in ihre Lungen und sie musste Husten. Nun dachte sie, sie müsse sterben. Doch schon beim zweiten Atemzug fühlte es sich ganz normal an, als hätte sie schon immer Wasser geatmet.
Erstaunt nahm sie noch einen Atemzug. Es klappte wunderbar.
Verwundert sah sie sich um. Im ersten Moment dachte sich noch, es hätte sich eine Luftblase in der Muschel gebildet. Aber als sie mit ihrem Arm wedelte, entstanden Luftblasen im Wasser, das sie völlig umgab. Mila blickte auf ihren erhobenen Arm, er leuchtete nicht mehr. Er hatte wieder die normale Farbe, die sie von ihrem Arm gewohnt war. Aber .... Wo war ihr Pyjama? Und was hatte sie da stattdessen an?
Es war nur ein orange schimmernder BH. Er sah so ähnlich aus, wie sie ihn aus der Serie H2O plötzlich Meerjungfrau kannte. Er war auch mit Schuppen besetzt, leuchtete und glitzerte aber mehr. Mila richtete sich auf. Es ging! Der Muschelschleim hielt sie nicht mehr fest.
Mila kratzte sich nachdenklich und mit geschlossenen Augen am Kopf. Irgendetwas war komisch! Das kribbeln in ihren Beinen hatte nachgelassen aber trotzdem hatte sie ein merkwürdiges Gefühl in ihnen.
Gedankenverlohren kratzte sie sich am Bein.
Ihhh! Was war das? Geschockt starrte sie auf ihre Beine. Doch da waren keine Beine mehr. Stattdessen war dort jetzt ein orange glitzernder Fischschwanz.

Es gibt sie Wirklich!    Plötzlich MeerjungfrauМесто, где живут истории. Откройте их для себя