Ausgesperrt

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Jackson übte mit Mila noch eine ganze Weile. Doch als der erste Sonnenstrahl zu sehen war, machten sie sich schnell auf den Weg zurück. Mila musste zu Hause sein, bevor jemand ihr fehlen bemerkte. Den halben Weg schwamm sie selbständig, dann war ihre Kondition am Ende und Jackson musste sie wieder ziehen. Als sie im Ruderboot saß und Jackson sie "entführt" hatte, kam ihr der Weg nicht so weit vor. Ach ja, oh nein! Sie hatten das Ruderboot ganz vergessen! Wo das wohl schon ganz hin getrieben war? Aber sie hatten jetzt auch keine Zeit mehr es zu suchen. Hoffentlich merkte der Besitzer den Verlust seines Ruderboots nicht so schnell. Zur Zeit war es ziemlich kalt, da würde doch niemand freiwillig rudern gehen.
Während Mila noch mit ihren Gedanken umher schweifte, waren sie am Steg angelangt. Jackson umarmte Mila kurz und wünschte ihr viel Glück, dann packte er sie an ihrer Hüfte und hob sie auf den Steg. Er drückte sich auch hoch und legte sich mit halbem Körper auf den Steg. Dann hob er eine Hand über Milas Fischschwanz und ballte sie zu einer Faust. Plötzlich merkte Mila, wie ihr ganz heiß wurde. Die Wassertropfen, die noch an ihr hingen, verdampften. Sie genoss die Hitze, zur Zeit hatten sie den kältesten Herbst, seit sie sich erinnern konnte.
Ein kalter Luftzug streifte Mila und sie begann zu frösteln. Jackson war zurück ins Wasser gesprungen und winkte ihr noch einmal zu, bevor er dann abtauchte. Mila schlung frierend ihre Arme um ihren Körper. „Wie konnte Jackson jetzt einfach so ohne ein Wort zu sagen abhauen? Er lässt mich hier einfach alleine liegen!", dachte Mila etwas erbost. Zufällig blickte sie an sich herunter.
Sie hatte ihre Beine wieder! Und außerdem hatte sie wieder nur ihren Pyjama an. Das hatte sie gar nicht mitbekommen, sie war so in Gedanken gewesen und sowieso total übermüdet.
Schnell stand Mila auf und rannte nach Hause. Ihr war eiskalt.
Zuhause angekommen bemerkte sie, dass sie gar kein Schlüssel dabei hatte. In der Hoffnung ein offenes Fenster zu finden, ging sie ums Haus herum. Ihr eigenes Fenster stand auf Kipp, da würde sie nicht rein kommen, außerdem war es auch zu weit oben. Ihre Leiter war vor kurzem erst kaputt gegangen, als sie den alten knorrigen Apfelbaum im Garten gefällt hatten. Er war krank und seine Äpfel waren nicht mehr genießbar. Die Leiter war bei dieser Aktion einfach in der Mitte durchgebrochen. Mit der würde man nicht mehr weit nach oben kommen.
Nun hatte sie das Haus ganz umrundet, aber kein offenes Fenster gefunden. Nachdenklich kehrte sie zur Haustür zurück. Wie würde sie nur unbemerkt wieder hinein kommen? Klingeln konnte sie nicht, das wäre ja nicht unbemerkt. Ihre Mutter würde sich wundern was sie schon so früh draußen machte. Nein, klingeln wäre das dümmste was sie jetzt machen könnte. Aber wie sollte sie sonst hinein kommen? Ihr Blick fiel auf die Katzenklappe. Da hatte sie eine Idee! Sie versuchte mit ihrem Arm durch die Katzenklappe an die Türklinke heran zu kommen. Doch das funktionierte nicht, ihr Arm war zu kurz. Sie versuchte sich durch die Katzenklappe hindurch zu quetschen, doch dabei blieb sie fast stecken.
Leises Donnergrollen schreckte Mila hoch. Der Wind fing stärker an zu blasen und Mila fröstelte nun ununterbrochen. Ihr schwarnte, gleich würde es hier kräftig Gewittern und regnen! Und sie war immer noch draußen. Wo sollte sie sich nur unterstellen oder am besten schnell herein kommen. Weil sonst würde sie sich verwandeln und wie auf dem Präsentierteller in ihrem Garten liegen. Ihr schoss der Geräteschuppen in den Sinn. Dort wäre es trocken.
Schnell lief sie hin. Die Tür war zum Glück nicht abgeschlossen. Mit einem Ruck riss sie die Tür auf. Krachend fielen ihr sämtliche Gartengeräte entgegen. Horchend sah sie sich um, ob jemand diesen Lärm mitbekommen hatte. Sie hörte nichts, nur der Donner kam unaufhaltsam näher. Lautlos und vorsichtig hob sie jedes Gerät einzelnd auf und stellte es zurück in den Schuppen.
Noch einmal blickte sie in den Schuppen hinein, er war ganz schön zugemüllt. Da hatte sie selbst nicht viel Platz um sich unterzustellen. Irgendeine Möglichkeit müsste es doch geben, die Haustür zu öffnen!?
Der Wind war nun schon so heftig, dass die Wände des Schuppens anfingen zu wackeln. Eine Harke schlug Mila gegen den Kopf, prallte ab und fiel auf den Boden. Mit einem unterdrückten schmerzensschrei rieb sie sich die schmerzende Stelle an ihrem Kopf. Plötzlich hatte sie eine Eingebung. Sie könnte die Harke nehmen, durch die Katzenklappe schieben und damit die Türklinke herunter ziehen.
Schnell rannte Mila mit der Hark in der Hand zur Tür. Vorsichtig versuchte sie die Harke durch die Klappe zu schieben, doch die Harke war zu breit. Sie passte nicht durch. Im Gegenteil, sie verharckte sich und Mila musste ordentlich ziehen um sie wieder heraus zu bekommen.
Langsam zogen dicke schwarze Wolken am Himmel auf, direkt in Milas Richtung. Sie konnte diesen seltsamen Geruch von Regen schon riechen. Sie musste sich schnell etwas einfallen lassen!
Mila lief zum Schuppen zurück, während sie beängstigt zum Himmel sah. Sie suchte nach einem Spaten oder einer Schaufel, jedenfalls irgendetwas das dünner war als die Harke. In der hintersten Ecke, erblickte sie dann einen Spaten mit einem langen Stiel. In Zeitdruck griff sie danach und rannte wieder in Windeseile zur Haustür zurück.
Der Himmel war nun komplett mit schwarzen Wolken behangen. Jede Sekunde würde es zu regnen beginnen.
Mila schob behutsam den Spaten durch die Klappe und richtete ihn nach oben auf um die Türklinke zu erreichen. Ganz vorsichtig, um nicht abzurutschen, zog sie den Spaten nach unten.
Die Tür schwang auf. Im allerletzten Moment hechtete Mila ins Haus. Dann begann es in Strömen zu regnen. Schnell schloss Mila die Tür und schlich auf Zehenspitzen die Treppe hoch, nach oben in ihr Zimmer. Den Spaten lies sie im Flur liegen. Mit einem tiefen Seufzer ließ sie sich auf ihr Bett fallen und schlief vor Erschöpfung sofort ein.

Es gibt sie Wirklich!    Plötzlich MeerjungfrauWhere stories live. Discover now