Unsere Heldin!

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Die Muschel öffnete sich langsam. Milas starrer Blick löste sich von ihrem Fischschwanz und glitt durch den erst kleinen Spalt hinaus.
Erstaunt und verwirrt blickte sie auf die Meereswesen, die in einem großen Kreis um sie herum standen und sie anstarrten. Es war totenstill. Sie standen nur dort und starrten sie an. Mila fühlte sich mulmig und komisch. Sie wusste nicht was sie jetzt machen oder ob sie jetzt irgendwas sagen sollte. Sie war mit der ganzen merkwürdigen Situation überfordert. Außerdem fehlten ihr sowieso alle Worte. Sie war noch so verblüfft oder geschockt davon, das sie sich in eine Meerjungfrau verwandelt hatte. Nicht das das schlimm wäre, jedes Mädchen wünscht sich doch irgendwie eine Meerjungfrau zu sein, aber so plötzlich und ohne Ankündigung? Sie konnte sich ja geistig nicht darauf vorbereiten oder prüfen ob sie sich wirklich verwandeln wollen würde, in ihrer jetzigen Wohn- und Lebenssituation.
Nach etlichen Minuten, jedenfalls kam es Mila so vor, trat eine ihr schon bekannte Person aus der Menge. Jackson schwamm ihr entgegen und öffnete den oberen Teil der Muschel ganz, indem er ihn hoch drückte. Dann nahm er Milas Arm in seine Hand und hob ihn in die Höhe, so wie bei Siegern beim Boxen z.B.
Noch verwirrter als eben schon, blickte sie Jackson an, als die Menge um Mila in lautem Jubel und Applaus ausbrach. Langsam glaubte Mila wahnsinnig zu werden. Sie dachte die Situation könne nicht noch verrückter werden und hoffte nun wieder zu Träumen. Sie kam mit der Situation nicht klar und blickte verwirrt von einem zum anderen fröhlich drein blickendem Gesicht. Der Applaus nahm nicht ab, sondern wurde immer mehr. Langsam realisierte sie, das ihr der Applaus galt und sie wurde rot. Sie drehte verlegen ihr Gesicht zur Seite. Dort stand noch immer Jackson und hielt ihren Arm hoch. Mila warf ihm einen fragenden Blick zu.
Nun löste sich eine weitere Person aus der Menge und schwamm zu einem Podest, das links von der Muschel stand. Es war ein Meermann mit einer golden funkelnder Krone auf dem Kopf. Sein ganzes Aussehen unterschied sich von dem der anderen, er sah irgendwie Adliger aus.
Er stellte sich hinter das Podest und machte eine Handbewegung, die allen andeuten sollte wieder ruhig zu sein.
„Meine lieben Untertanen! Wir haben es geschafft, Oktopeter ist besiegt. Nun haben wir endlich Ruhe vor ihm und können wieder in Frieden Leben. Das haben wir nur der Kraft des Mond und einer Person zu verdanken, die davon noch nichts weiß. Aber das wird sich gleich ändern.
Noch einmal einen kräftigen Applaus für Mila, die uns geholfen hat, ohne zu wissen was auf sie zukommt. Unsere Heldin!", mit einer schnellen Geste zeigte König Nero zur Muschel, wo Mila immer noch verdattert saß. Kräftiger Applaus schallte erneut durchs Meer.
König Nero lächelte freundlich Mila zu.
Dann redete er weiter: „Und nun darf gerne weiter gefeiert werden, ich werde mich mit Jackson zusammen erst einmal um Mila kümmern. Später darf, wer möchte, sich auch mit Mila unterhalten. Aber jetzt erst einmal, viel Spaß"
Mit diesen Worten verließ König Nero das Podest und ging auf Mila zu. Die Menge, die sie umringte, löste sich nun langsam auf und laute Musik ertönte wieder. Alle fingen an zu tanzen und sich zu freuen. Nun ließ Jackson auch ihren Arm los, den Mila endlich runter nehmen konnte.
König Nero kam auf sie zu und wollte ihr etwas sagen, doch weil die Musik zu laut war, konnte sie ihn nicht verstehen. Jackson und König Nero nahmen sie jeweils bei der Hand und zogen sie mit sich in den Palast. Mila versuchte erst selbst zu schwimmen, aber das war noch zu ungewohnt für sie. Sie kam keinen Zentimeter vorwärts.
Im Palast war es ruhig, man hörte die Geräusche der Siegesfeier nur noch dumpf im Hintergrund.
Die beiden setzten Mila auf König Nero's Thron. Sie sollte es gemütlich haben, da sie ihr jetzt einiges erzählen mussten. Die beiden setzten sich auf zwei Stühle ihr gegenüber.
Mila hielt es nicht mehr aus, sie wollte jetzt antworten. Sie wusste nur nicht was sie zuerst fragen sollte, deshalb sagte sie einfach: „Also ....?"
Jackson atmete kurz tief aus. Dann begann er zu erzählen: „Jaaa... Wo sollen wir anfangen!? Hmm...??"
„Am besten am Anfang, oder ihr erklärt mir was hier überhaupt los ist? Und warum gerade ich?"
Jackson fand nicht die passenden Worte, also übernahm König Nero das Wort und erklärte: „Vor ein paar Wochen haben wir durch einen Spitzel erfahren, dass Oktopeter uns angreifen wollte um die komplette Herrschaft zu erlangen. Das mussten wir irgendwie verhindern. Zuerst waren wir ziemlich Ratlos und wollten erst Kapitulieren und von hier verschwinden. Doch dann hat sich Jackson, mein treuer Berater an eine Prophezeiung erinnert, die wir schon seit langer Zeit meist nur noch als "Gute Nacht Geschichte" unseren Kindern erzählen. Sie hatte sich noch nie erfüllt und wir hatten sie auch noch nie gebraucht, deshalb haben wir auch erst im letzten Moment daran gedacht. Sie besagt: Eines Tages, wenn der Vollmond hoch am Himmel steht und mit voller Kraft leuchtet, und ein Menschenkind bereitwillig in die Magische Muschel steigt, dass es sich in eine Meerjungfrau verwandelt. Dabei entstünde so viel Energie, dass es sich mit einem Kraftfeld unterhalb der Meeresoberfläche entladen würde. Dieses Kraftfeld könne keiner durchdringen, nicht von außen und nicht von innen. Wer es berühren würde, würde nicht überleben. Das Menschenkind würde an Land wieder ganz normal als Mensch weiter leben können, doch sobald es mit Wasser in Berührung kommt, sich sofort wieder in eine Meerjungfrau verwandeln."
Nun begann Jackson weiter zu erzählen: „Ja, wir haben gehofft, dass das klappen würde, einen anderen Ausweg haben wir nicht gesehen. Unsere Armee ist zu klein und zu schwach um gegen Oktopeters Armee anzukommen."
„Okay, das verstehe ich soweit", unterbrach Mila ihn, „aber warum ich?"
„Das war nicht unsere Entscheidung", berichtete Jackson weiter, „Ich habe von König Nero ein Amulett bekommen, es sollte mir anzeigen, wer die richtige für unser Vorhaben war. Du weißt doch bestimmt noch, als du mit diesem Jungen am Strand warst. Ihr habt erst gepicknickt und seid dann schwimmen gegangen. Ich war auch da und habe dich beobachtet. Als ihr an der Boje wart, bin ich zu euch geschwommen, dort war es schön tief, sodass ihr mich nicht sehen konntet. Ich habe das Amulett nah an dich gehalten und es begann zu leuchten. Da wusste ich, dass du die Auserwählte bist. Das Amulett wurde dann fast wie Magnetisch von dir angezogen und es hat dir dann das Mondserum in die Wade gespritzt. Davon warst du dann am Abend so benommen, als du vom Mond beschienen wurdest und weißt nicht mehr wie du aufs Meer gekommen bist."
„Das war erst einmal alles wichtige. Hast du noch weitere Fragen?", fragte König Nero.
„Ähhm...? Was mich interessieren würde ist: Habt ihr auch irgendwelche magischen Kräfte? Könnt ihr das Wasser kontrollieren oder sowas? Und kann ich das dann jetzt auch?"
Jackson und König Nero warfen sich einen irritierten Blick zu.
„Also, nur die Königsfamilie hat magische Kräfte, die werden dann immer weiter vererbt. Aber das normale Volk und du haben keine Kräfte. Durch das Mondserum wird man bloß zur Meerjungfrau, Kräfte kann er nicht verleihen",antwortete Jackson.
„Schade!", sagte Mila und schaute traurig nach unten.
„Ach, und eins noch. Du darfst niemandem erzählen, dass du eine Meerjungfrau bist! Niemandem, hörst du!", befahl König Nero, „wir wollen nicht, dass du dich in Gefahr bringst. Und uns auch nicht! Die Menschen sind böse. Wenn sie erfahren, dass es uns wirklich gibt, möchte ich nicht erfahren was sie mit uns machen. Sie werden uns bestimmt sezieren und Tests mit uns durchführen. Also, du darfst es niemandem erzählen, nicht deiner Familie, deinen Freunden und auch nicht diesem Jungen. Und es wäre auch besser, wenn du uns nicht zu oft besuchen kommen würdest, damit uns keiner entdeckt, wenn dir jemand irgendwie folgen sollte. Aber sonst darfst du deinen jetzigen Zustand voll und ganz genießen. Du solltest aber, wenn du mit anderen zusammen bist, dich von Wasser fernhalten. Der kleinste Wassertropfen kann dich verwandeln. Sei Vorsichtig!"
Mila nickte zögerlich.
„Komm!", sagte Jackson in einem freundlicherem Ton als König Nero eben, „wir üben jetzt ein bisschen das Schwimmen. "
Jackson schnappte sich Mila und schwamm mit ihr in die große Vorhalle des Palastes. Er setzte sie auf den Boden und schwamm 10m weiter. Dann rief er: „Na komm! Komm zu mir!"

Es gibt sie Wirklich!    Plötzlich MeerjungfrauWhere stories live. Discover now