Erschöpft

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Kurz nach 7 Uhr wurde lautstark Milas Tür aufgestoßen. Ihre Mutter platze herein und rief: „Hey Mila! Aufwachen, du musste doch zur Schule. Hast du schon wieder verschlafen?"
Mila schreckte hoch. Doch sie hatte überhaupt keine Kraft um sich aufzurichten, geschweige denn aufzustehen und zur Schule zu gehen. Flüsternd, weil sie selbst zum reden zu erschöpft war, sagte sie zu ihrer Mutter: „Ach Mam, ich fühle mich nicht gut. Kann ich nicht heute zu Hause bleiben? Bitte. Mir geht es echt schlecht!"
Besorgt setzte sich Milas Mutter zu ihr aufs Bett und legte ihre Hand auf ihre Stirn.
„Oh, etwas wärmer als sonst bist du ja! Na gut mein Schatz, du siehst wirklich nicht gut aus. Schlaf dich mal in Ruhe aus! Ich muss jetzt zur Arbeit, aber ich koche dir noch schnell einen Tee. Die Entschuldigung, die ich dir schreibe, lege ich dir auf den Küchentisch. Ich versuche mich auf der Arbeit zu beeilen, dann kann ich früher nach Hause kommen und mich um dich kümmern.", sagte ihre Mutter mit ruhiger Stimme. Dann ging sie aus dem Zimmer um ihr noch schnell einen Tee zu kochen.
Nach 5 min. kam sie mit einer heißen, dampfenden Tasse Tee zurück. Leise stellte sie die Tasse auf den Nachttisch neben Milas Bett und schlich wieder hinaus, da Mila schon wieder eingeschlafen war.
Als sie die Treppe herunter ging, fiel ihr Blick auf den Spaten, der dort noch im Flur auf dem Boden lag. Etwas verwundert hob sie ihn auf und lehnte in gegen die Wand neben der Haustür. Wenn sie nachher, nach der Arbeit wieder nach Hause käme, wollte sie Mila danach fragen. Nun war sie schon zu spät dran.
Wenig später verließ sie das Haus und machte sich auf zur Arbeit.
Es regnete noch immer in Strömen.
Auf dem Weg zu ihrem Auto traf sie Tom und gab ihm bescheid, dass Mila krank wäre und heute nicht zur Schule gehen könnte.
Etliche Stunden später, es war bereits Mittag, wurde Mila durch ihren knurrenden Magen wach. Ihr ging es schon wieder besser, der lange Schlaf hatte ihr gut getan. Ihr war so als hätte sie die Ereignisse der Nacht nur geträumt. Es war alles so überwältigend und Merkwürdig gewesen, solange sie ihren Fischschwanz nicht noch einmal sehen würde, würde sie die Nacht nicht als real bezeichnen.
Noch etwas müde, erhob sich Mila aus ihrem kuschlig, warmen Bett und ging in die Küche. Dazu musste sie wieder die Treppe hinunter gehen. Neben der Haustür erblickte sie den Spaten, der an der Wand lehnte. Erschrocken sprang sie die letzten Stufen hinunter. Den hatte sie ja ganz vergessen! Hoffentlich war er ihrer Mutter noch nicht aufgefallen. Mila wüsste nämlich nicht was sie sagen sollte, wenn sie sie nachher nach dem Spaten fragen würde, wie und warum der hier stand. Mila packte den Spaten und wollte ihn schnell wieder in den Schuppen zurück bringen, also Beweise vernichten, als sie durch das Fenster sah, dass es draußen noch immer regnete.
„Blöd!", dachte sie sich, „dann muss ich wohl oder übel noch warten bis es aufhört zu regnen. Hoffentlich hört es auf bevor Mum nach Hause kommt!"
Sie ließ den Spaten an der Wand stehen und ging in die Küche. Dort machte sie sich schnell ein Brot und verschlang es regelrecht. Das tat sie noch mit drei weiteren Broten.
Danach ging sie ins Badezimmer um sich ihre schmierigen Hände zu waschen.
Als sie die Tür des Badezimmers öffnete, entdeckte sie Dr. Kitkat, ihren Kater, der gerade auf dem Katzenklo zu gange war. Dr. Kitkat war ein getigerter Kater, in schwarz, braun und weiß. Sein Gesicht war in zwei geteilt. Eine Seite Braun und die andere noch ein dunkleres Braun. Es sah aus als ob sein Gesicht ein Schokoriegel wäre, eben wie ein KitKat. Außerdem blickte er immer alle ganz Intelligent an, deshalb nannte Mila ihn Dr. Kitkat.
„Ach hier bist du! Ich habe dich schon vermisst, Dr. Kitkat.", sagte Mila.
Er blickte zu ihr auf und miaute kurz. Mila betätigte den Wasserhahn und hielt ihre Hände darunter. Sie wollte gerade nach der Seife greifen, da spürte sie wieder ein merkwürdiges kribbeln in ihren Beinen und sie fiel um.
Geschockt richtete sie sich auf und stützte sich auf ihren Armen ab. Dann sah sie ihn. Sie hatte tatsächlich einen Fischschwanz bekommen, es war kein Traum gewesen!
Dr. Kitkat blickte erstaunt aus seinem Katzenklo zu Mila und ihrem Fischschwanz herüber. Ihm stieg der Geruch von Fisch in die Nase und er wurde ganz wild.
Während Mila versuchte sich ein Handtuch zu angeln, duckte er sich, so als ob er sich an eine Beute anpirschen würde. Dann sprang er mit einem großen Satz auf Mila und biss ihr ins untere Ende ihrer Schwanzflosse. Mila schrie auf.
„Au! Dr. Kitkat, was soll das? Ich bin es doch. Hör auf damit!"
Sie versuchte ihn abzuschütteln, doch er hatte sich richtig fest gebissen.
Endlich kam sie an ein Handtuch heran. Sie nahm es und versuchte unter Schmerzen damit Dr. Kitkat weg zu schlagen, zu verscheuchen. Dr. Kitkat ließ sich davon nicht beirren und ließ nicht los, sie schmeckte wohl einfach zu gut.
Mila sah nur noch eine Möglichkeit ihn von sich los zu bekommen. Sie musste sich wieder zurück verwandeln. Schnell trocknete sie ihre Hände ab und die Tropfen, die auf ihren Fischschwanz gelangt waren, bei dem Versuch Dr. Kitkat zu verscheuchen.
Sie hatte schon Tränen in den Augen. Mila schwor sich Dr. Kitkat jetzt erst einmal zu ignorieren, dass er ihr so etwas an tun konnte! Böses Tier!
Sie wischte den letzten Tropfen Wasser weg und spürte das kribbeln wieder. Dann lag sie wieder mit Beinen auf dem Boden.
Dr. Kitkat hatte seine Zähne immer noch in Mila geschlagen, doch als er bemerkte, dass er keinen Fisch, sondern einen Fuß im Mund hatte ließ er los und rannte schnell weg. Anscheinend musste er sich den Fuß Geschmack ausspülen gehen, den er lief in die Küche, wo seine Näpfe standen. Ein bisschen schämte er sich auch.
Mila saß noch immer auf dem Boden. Ihr mittlerer und kleiner Zeh bluteten. Man sah deutlich die Biss spuren. Sie richtete sich auf und humpelte zum Medizinschrank. Zum Glück fand sie dort noch ein paar Pflaster und Desinfektionsspray.
Schnell verarztete sie sich selbst und humpelte zurück in ihr Zimmer. Als sie an der Küche vorbei ging warf sie Dr. Kitkat noch einen bösen Blick zu.
Zurück im Zimmer entdeckte sie den Tee, den ihre Mutter auf den Nachttisch gestellt hatte. Er war schon kalt, doch das störte sie nicht.
Schnell stürzte sie ihn hinunter. Plötzlich spürte sie wieder ein kribbeln in ihren Beinen.
„Oh nein!", dachte Mila noch, da fiel sie wieder um und lag mit einem Fischschwanz auf ihrem Zimmerboden. „Wieso habe ich mich den jetzt verwandelt?", fragte sie sich.
Gedankenverlohren wischte sie sich mit der Hand über den Mund. Als sie ihre Hand danach betrachtete, hing dort noch ein Rest von dem Tee, den sie eben getrunken hatte.
„Achso! Oh, da muss ich ja ziemlich aufpassen, wenn es so schnell geht mit der Verwandlung. Wenn ich noch nicht mal mehr richtig trinken kann. Es reicht also, wenn der Bereich über meiner Oberlippe nass wird. Dann muss ich jetzt immer durch einen Trinkhalm trinken. Oh Mann! Das ist ganz schön schwierig, alles zu beachten."
Da Mila kein Handtuch in ihrer Nähe hatte, nahm sie einfach ein altes T-shirt, dass eigentlich schon in die Wäsche sollte. Damit trocknete sie ihren Mund und ihre Hand ab.
Schon hatte sie ihre Beine zurück.
Sie war froh das Dr. Kitkat ihre erneute Verwandlung nicht mitbekommen hatte, ihre Zehen schmerzten immer noch. Das würde sie ihm lange übel nehmen.

Es gibt sie Wirklich!    Plötzlich MeerjungfrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt