Kapitel 2 _ Einkaufsbummel

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Die Woche verging schneller als alle Tage, die Lyssa bisher erlebt hatte. Die Zwillinge waren zwar schon ein paar Mal in der Winkelgasse gewesen, aber dieses Mal würde es doch etwas ganz anderes sein. Vor allem, da Lyssa sich jetzt endlich eine eigene Eule aussuchen durfte, seit fast vier Jahren wartete sie auf diesen Tag. Draco dagegen lachte nur verächtlich bei dem Gedanken, sich um ein Tier kümmern zu müssen, also war schon längst abgemacht worden, dass Lyssas zukünftige Eule die Briefe beider Kinder nach Hause zu ihren Eltern bringen würde, sollte denn ein Brief geschrieben werden.

Es war später Vormittag, als die kleine Familie die Winkelgasse betrat. Ganz offensichtlich waren sie nicht die einzigen gewesen, die sich diesen Dienstag als Einkaufstag ausgesucht hatten, überall waren Menschen, viele davon Kinder. "Es ist wohl am besten, wenn wir uns aufteilen", schlug Narzissa vor und Lucius nickte. "Ok, ihr beide geht zu Madam Malkins und lasst euch Umhänge schneidern", sie reichte Draco eine Hand voll Münzen, "Lucius, gehst du die Bücher kaufen?" Ihr Ehemann nickte und Narzissa lächelte. "Dann schau ich schonmal zu Ollivander wegen Zauberstäben, damit es später schneller geht." Ein eigener Zauberstab, darauf freute Lyssa sich am meisten. In ein paar ihrer Bücher waren Zaubersprüche erwähnt worden, aber bis jetzt hatte sie sie noch nie ausprobieren können. Narzissa begleitete ihre beiden Kinder noch bis zum Eingang von 'Madam Malkins Anzüge für alle Gelegenheiten' und ging dann weiter. Die Zwillinge blieben vor der Tür stehen und Lyssa warf einen Blick auf ihren Bruder. "Ich werde reden", sagte dieser auch sofort und stieß die Tür auf. "Wir brauchen beide komplette Garnituren für Hogwarts", erklärte Draco selbstbewusst, noch bevor die zu ihnen geeilte Hexe etwas sagen konnte. Lyssa war beeindruckt, wie gut ihr Bruder ihren Vater nachahmen konnte. Sie schaffte es nie, so selbstsicher aufzutreten, schon gar nicht in einer fremden Umgebung. "Dann kommt mal mit ihr beiden", erwiderte die malvenfarben gekleidete Hexe lächelnd und führte die Zwillinge in den hinteren Teil des Ladens, wo die beiden sich auf Schemel stellen sollten. Eine Assistentin kam zu ihnen und warf Draco einen langen schwarzen Umhang über, während Madam Malkins selbst sich um Lyssa kümmerte. Es war deutlich zu sehen, dass die Ladenbesitzerin mehr Ahnung von ihrem Handwerk hatte als ihre Mitarbeiterin, so dass Lyssa eine ganze Weile vor ihrem Bruder fertig war. Ein Paket mit ihrer neuen Schuluniform in den Händen, ließ das Mädchen sich auf einem anderen Stuhl nieder, um auf ihren Bruder zu warten. Gerade als sie fragen wollte, wie lang es denn noch dauern würde, eilte Madam Malkins zur Eingangstür. Als sie zurück kam folgte ihr ein nervös aussehender schmächtiger Junge mit hoffnungslos verstrubbelten schwarzen Haaren und einer ganz offensichtlich kaputten Brille. Er durfte sich auf den Schemel stellen, auf dem zuvor Lyssa hergerichtet worden war. Die Hexe bei Draco, die zwischenzeitlich einen neuen Umhang geholt hatte, steckte gerade die Länge ab und mit zugegeben inzwischen etwas schlechterer Laune, beobachtete Lyssa, wie Madam Malkins genau diese Handlung bei dem neuen Kunden ausführte, allerdings um Längen schneller.
"Hallo, auch Hogwarts?" Dracos Stimme riss sie aus ihrer Überlegung, sich ganz in Vaters Manier zu beschweren.
"Ja", sagte der andere Junge. Für Lyssa schien es nicht so, als wäre er sonderlich erpicht auf ein Gespräch. Doch Draco hatten solche Kleinigkeiten noch nie gekümmert.
"Mein Vater ist nebenan und kauft die Bücher, und Mutter ist ein paar Läden weiter und sucht nach Zauberstäben. Danach werd ich sie mitschleifen und mir einen Rennbesen aussuchen." Lyssa musste ein Grinsen unterdrücken, das versprach Draco schon seit Tagen. "Ich seh nicht ein, warum Erstklässler keinen eigenen haben dürfen. Ich glaub, ich geh meinem Vater so lange auf die Nerven, bis er mir einen kauft, und schmuggel ihn dann irgendwie rein." Der Gedanke schien ihm zu gefallen und Lyssa lächelte. "Hast du denn einen eigenen Besen?", wandte ihr Bruder sich jetzt wieder an den Schwarzhaarigen.
"Nein."
"Spielst du überhaupt Quidditch?"
"Nein." Lyssa fand, dass der Junge jetzt etwas verwirrt aussah, doch Draco schien es nicht zu bemerken.
"Aber ich - Vater sagt, es wäre eine Schande, wenn ich nicht ausgewählt werde, um für mein Haus zu spielen, und ich muss sagen, er hat Recht. Weißt du schon, in welches Haus du kommst?"
Wieder verneinte der Schwarzhaarige und Draco sprach gleich weiter.
"Na ja, eigentlich weiß es keiner, bevor er hinkommt, aber ich weiß, dass ich in Slytherin sein werde, unsere ganze Familie war da." Draco sah kurz zu Lyssa und sie lächelte den anderen Jungen, der seinem Blick gefolgt war, freundlich an. "Stell dir vor, du kommst nach Hufflepuff, ich glaub, ich würde abhauen, du nicht?" Lyssa kicherte, das glaubte sie ihrem Bruder aufs Wort. Der andere schien dagegen nicht zu wissen, wie er auf diese Aussage reagieren sollte.

Lyssa - Eine Malfoy in Gryffindor - Band 1Where stories live. Discover now