Schweigen.

Ich sah ihn an. Langsam hob er seine Hand und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Seine Hand ließ er warm in meinem Nacken liegen. Langsam bewegte er seinen Kopf in meine Richtung. Mein Atem stockte. Ich sah in seine Augen. Das weiche, warme Grün, wich dem funkelnden Gold seiner Werwolfaugen. Das riss mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich stand schnell auf. "Ich.. ähm... also danke nochmal...aber...ich sollte gehen." stammelte ich und auch Tyler erhob sich. "Ja...ehmm... tschuldigung." nuschelte er und ging voran. Ich folgte ihm, mein Herz schlug mir bis zum Hals.

Hatte Tyler da gerade wirklich versucht mich zu küssen? Und wenn ja... hätte ich das gewollt?

Zu Hause angekommen kreisten meine Gedanken immernoch um Tyler und seinen Versuch mich zu küssen. Wir waren doch Freunde!? Was war nur in ihn gefahren, seid wann dachte er daran mich zu küssen??? Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als mein Dad und meine Mum mir auf dem Flur entgegenkamen. "Alicia, Scott hat uns angerufen. Es gibt ein Problem." Sofort dachte ich an Luna und riss angstvoll die Augen auf. "Mit Luna ist alles okay." beruhigte mich Lydia. "Wir fahren ins Krankenhaus und helfen ihm. Du bleibst hier in Sicherheit. Okay? Oder noch besser, du gehst zu Luna nach Hause. Passt auf euch auf!" Mein Dad drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn und griff nach seinem Baseballschläger, der in der Ecke neben der Türe stand. "Wir rufen an wenn was ist." rief mir meine Mum noch zu bevor die Haustüre zuschlug und ich alleine und überrumpelt im Flur stand. Probleme in Beacon Hills waren nichts neues. Doch es war schon lange nichts schlimmes mehr passiert. Und so gestresst wie meine Eltern gewirkten hatten konnte ich wetten dass irgendetwas Übernatürliches im Spiel war.

In Rekordzeit zog ich mich um, kämmte meine Haare und rief Luna an, während ich die Treppen runterstürmte. "Luna? Hey!" Ich klemmte das Telefon zwischen Schulter und Ohr und band meine Schuhe zu. "Beacon Hills hat irgendein Problem und unsere Eltern sind schon dabei zu helfen. Ich habe aber irgendwie das Gefühl, dass es was schlimmeres ist. Wir fahren am Besten alle zusammen ins Krankenhaus und helfen ihnen. Ich rufe Tyler an und du bitte den Rest des Rudels. Wir sind in 10 Minuten bei dir und holen euch ab." Ich legte auf, ohne Luna irgendeine Möglichkeit zu geben um zu antworten. Ich atmete tief aus. Dann rief ich Tyler an und er nahm direkt nach dem 1. Klingeln ab.

Innerhalb von 4 Minuten saß ich wieder neben Tyler auf dem Beifahrersitz. Wir rasten die nächtlichen Straßen entlang, die Straßenlaternen tauchten alles in ein ungemütliches orangenes unheimliches Licht. "Mein Dad und meine Mum sind auch ins Krankenhaus. Und ich glaube meine Mum hat unseren gesamten Waffenvorrat mitgenommen. Irgendwas stimmt gewaltig nicht... Zum Glück ist Paige bei einer Freundin, sonst hätte sie mich bestimmt gezwungen sie auch mitzunehmen." erzählte Tyler. Ich lächelte nervös. Meine Finger trommelten unruhig auf dem Fensterrand. Tyler griff meine Hand, die Augen immernoch auf die Straße gerichtet. "Alles wird gut Alicia. Calm down.". Ich nickte, doch sobald das Auto halbwegs stand sprang ich heraus und klingelte Sturm bei Luna. Dylan war bereits da und öffnete. Ich packte ihn am Arm, zog ihn unsanft aus dem Weg und drängte mich an ihm vorbei. "Luna! Komm wir müssen los!" Die Nervosität ließ mich wieder mal meine Fähigkeiten als Banshee unterschätzen. Tyler und Dylan hielten sich genervt die Ohren zu und knurrten. Ich zog entschuldigend die Schultern hoch. "Sorry...". Endlich tauchte Luna auf, Charlie im Schlepptau. "Wer ist gestorben?" witzelte Charlie. "Ja, genau was ist eigentlich los?" wollte nun auch Dylan wissen. "Noch ist niemand gestorben Charlie. Aber irgendwas ist im Krankenhaus, das unseren Eltern Sorgen bereitet." Da fiel mir etwas ein. "Du weißt es Charlie! Du hast Scott heut morgen doch etwas gesagt, weswegen er losmusste. Was ist es?".Seine Miene verfinsterte sich. "Ich habe deinem Vater versprochen, dass ich nichts sage. Er wusste, dass du und Alicia sowieso nicht auf ihn hört." wandte er sich an Luna. Die machte eine wegwerfende Handbewegung und stieß ihn an um ihn zum Weiterreden zu überreden. "Charlie, komm schon unsere Eltern könnten wirklich in Schwierigkeiten sein." drängte nun auch Tyler. Mit einem Seufzen gab er nach. "Ich habe kürzlich in der Nähe vom Krankenhaus einen Geruch aufgeschnappt. Wendigo. Eigentlich nicht nur einer sonderen mehrere. Wie ein Rudel von Wendigos." "Das kann nicht sein!" mischte Olivia sich ein, die ich gar nicht bemerkt hatte. "Es ist aber so!" fuhr Charlie sie an. "Okay Leute. Beruhigt euch. Es geht ja auch nicht nur um unsere Eltern. Sollten die Wendigos wirklich angegriffen haben werden sie auch noch andere Menschen verletzten. Wenn wir helfen wollen sollten wir jetzt wirklich los." sagte Luna. Sie sah mich an. "Bist du bereit zu kämpfen, Banshee?" grinste sie. Trotz der extrem angespannten Lage lächelte ich zurück. "Ich war noch nie mehr bereit!".

22 years after | TeenwolfWhere stories live. Discover now