Kapitel 4

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Pov - Alicia:

"Alicia, bist du fertig? Ich fahr in 5 Minuten los!" rief meine Mum ungeduldig von unten. "Jahaa, gleich..." rief ich genervt zurück. Verzweifelt versuchte ich die tiefen Schatten unter meinen Augen irgendwie abzudecken. Ich hatte verdammt schlecht geschlafen und hatte dementsprechend schlechte Laune. Unzufrieden wandte ich mich von meinem Spiegelbild ab, griff nach meiner Schultasche und rollte den Ärmel über das Pflaster, das meine, noch immer kein bisschen verheilte Wunde verdeckte. "Bye Dad!" Ich drückte meinem Vater, der am Küchentisch seine Tasse Kaffee trank einen Kuss auf die Wange. "Bye Liz." er wuschelte mir durch die erdbeerblonden Haare, die gerade eben noch schön gekämmt waren. Ich blies mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lief schnell zum Auto.

Es war Mittagspause. Ich saß alleine an unserem Stammtisch und wartete auf die anderen. Gelangweilt kratzte ich den tiefschwarzen Nagellack von meinen Nägeln ab. Irgendetwas stimmte heute nicht mit mir. Im Unterricht konnte ich mich überhaupt nicht konzentrieren und jedes Mal wenn ich an die Wände gestarrt hatte war es mir, als hätte ich Gesichter gesehen. Auch die anderen aus unserem Rudel wirkten heute irgendwie abwesend. Vor allem Luna, sie war in letzter Zeit total nachdenklich und teilweise überhaupt nicht ansprechbar. Aber jedes Mal wenn ich sie fragte was war, antwortete sie nur "Nichts. Was soll sein?".  Und Tyler war seit er letzte Nacht so plötzlich gegangen war auch total abweisend.  Dabei hatten wir uns in letzter Zeit so gut verstanden. Seufz. Mein Handy klingelte und riss mich so aus meinen trüben Gedanken. 

"Wir ham ne Überraschung für dich. Jungsumkleide. - Luny"

Ich schlenderte die leeren Gänge zur Jungsumkleide entlang uns summte ein Lied vor mich hin. "Alicia."  Abrupt blieb ich stehen und sah mich um. Schulterzuckend ging ich weiter. "Martin." Ich wirbelte herum. Ging einige Schritte zurück und wartete darauf, die Stimme wieder zu hören. Alles war still und ich schloss die Augen, in der Hoffnung, mich so besser auf die Stimme konzentrieren zu können. Plötzlich wurde die Tür zur Jungsumkleide aufgerissen. Mir entwich ein kleiner Schrei und ich schlug mir die Hand auf den Mund. "Tyler! Erschreck mich nie wieder so!" lachte ich dann. War das meine Lache? Sie klang so unecht und meine eigene Stimme kam mir viel zu laut vor. Irgendwie surreal. Tyler zog die Augenbrauen zusammen. Ich folgte ihm wortlos in die Umkleide. Der Gestank von Schweiß vermischt mit Männerdeo schlug mir entgegen und ich rümpfte die Nase. Unvorstellbar, wie das wohl mit Werwolfsgeruchsinn roch. Ich wandte meine Aufmerksamkeit Luna und den anderen zu. Tyler zog eine graue Sporttasche aus seinem Spind und warf sie vor mir auf den Boden. Es klirrte, als würde Metall gegen Metall geschlagen werden. Neugierig zog ich den Reisverschluss auf. Schwere Eisenketten, Handschellen und noch weiter undefinierbare Metallteile lagen in der Tasche. "Okay also entweder, einer von euch will mir hiermit sagen, dass er auf Fesselspielchen steht, so wie bei 50 Shades of Grey..." grinste ich und hielt ein paar Handschellen hoch. "...oder..." "Oder wir wollen dir einfach auf makabere und direkte Art und Weise zeigen, dass heute Vollmond ist." beendete Charlie meinen Satz, ebenfalls grinsend. Skeptisch sah ich meine Freunde an. "Heute ist Vollmond?" fragte ich. Luna nickte und kniete sich vor mir auf den Boden. "Und das hier, soll dich davor bewahren die Kontrolle zu verlieren." sagte sie ernst und nahm mir die Handschellen weg. "Deswegen seit ihr alle so seltsam..." flüsterte ich, doch natürlich hatten meine Freunde das mit ihrem Werwolfsinnen trotzdem mitbekommen. Ich zog eine Grimasse und inspizierte weiter den Inhalt von Tylers Sporttasche. "Such dir was aus, wir brauchen nichts mehr davon." forderte Olivia mich auf. Was aussuchen... Als würden wir Klamotten aussuchen... Entsetzt starrte ich auf das Kopfteil mit den rießigen und spitzen Schrauben daran. Mir wurde schlecht. Ich ließ das "Folterding" mit einem lauten Klirren fallen und lehnte mich gegen die Wand. "Ist das wirklich nötig?" murrte ich. "Außer du möchtest unbedingt einen unschuldigen Menschen zerfleischen." antwortete Luna trocken und erntete dafür einen bösen Blick von mir. "Ihr lasst mich aber nicht alleine mit diesem Folterzeugs oder?" fragte ich unsicher. Tyler schüttelte entschieden den Kopf. "Wir haben schon einen Plan." Ich zog die Augenbrauen hoch. Wow. Toll das meine Freunde ohne mich planten, wie sie mir Schmerzen zufügen konnten, damit ich mich nicht unkontrolliert verwandeln konnte. Was hatte ich ein Glück mit meinen Freunden...

22 years after | TeenwolfWhere stories live. Discover now