Kapitel 20 ~ Das nicht ganz so ausgeschöpfte Training

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Nach unserer Unterrichtseinheit mit Obscura (ich hätte wirklich nicht sagen sollen, dass er und Andrew sich doch verbünden könnten) hatten wir noch ein bis zwei Stunden ehe es Zeit fürs Abendessen war. 

Ihr könnt gar nicht glauben, wie sehr ich mich auf das Essen hier freute.
In Camp Half Blood gab es nur so gesundes Zeug, wie Brokkoli oder Gurke (und grünes Essen mag ich nicht).
Aber hier, hier gab es alles. Man konnte sich ausschließlich gesund ernähren oder vegetarisch und sogar vegan ohne Angst zu haben zu Verhungern. Man konnte so viel Essen wie man wollte und so fettig wie man wollte.
Und das Beste: Wir mussten den Göttern nichts abgeben. Wir waren ja auf einer Quest, und da musste man bekanntlich nichts von seinem Essen opfern.
Gut so.

Ich konnte mir die Gesichter der Zauberer schon zu gut vorstellen, wie sie die geistige Gesundheit der Amerikaner anzweifelten, weil diese ihre halbe Mahlzeit verbrannten.
Was ich mir nicht vorstellen konnte, war hingegen wie wir diese komische Opferung erklären sollten.
Mir wollte partout keine Religion einfallen, die das heutzutage noch machte.
Und das Essen hier war großartig. Etwas davon zu verbrennen wäre eine Schande gewesen.

Naja, jedenfalls fanden Andrew und ich diese zwei Stunden ziemlich gut um trainieren zu gehen.
Und ich freute mich darauf mehr, als auf das Essen.
Ihr wisst was das bedeutet.
(Für alle die die es nicht wissen: ich liebte Essen mehr als die meisten Menschen. Und dass ich mich auf Training mehr freute war ziemlich selten.)
Warum ich mich so freute?
Ich würde erfahren, wie Andrew kämpfte. Was für einen Kampfstil er hatte. Was seine stärksten und meist verwendetsten Aktionen waren und was ihm nicht so gut gelang.
Das war extrem wichtig, wenn ich mit ihm kämpfen wollte. Also mit ihm, nicht gegen ihn. Also mit ihm gegen ein Monster oder so.
Obwohl man es vielleicht zuerst nicht glauben mochte, seinen Verbündeten zu kennen war oberste Priorität im Gefecht.
Ich musste wissen, welche Aktionen er beherrschte und welche nicht.
Damit ich das Feld für ihn räumen könnte, wenn eine Aktion gefordert war, die er besser durchführen konnte als ich.
Und damit ich einspringen konnte, wenn ein Ablauf erfordert war mir dem er nicht zurecht kam.
Wir mussten uns unbedingt inn- und auswendig kennen um miteinander erfolgreich zu kämpfen.

Ich kannte zum Beispiel Annabeth auswendig und sie mich, sodass wir ein tödliches Duo bildeten.
Wir deckten die Schwächen des Anderen und bauten die Stärken des jeweils Anderen zu einem völlig neuen Level aus.
Sie war zum Beispiel nicht so gut in den Sixtfilou - einem Gleitstoß, der die obere rechte Blöße des Rumpfes deckte und gleichzeitig in einen Gegenangriff überging.
Darin war ich ganz passabel und sobald diese Aktion erfordert war, übernahm ich die Führung des Kampfes.
Ich war zugegebenermaßen ziemlich mies in Septimstößen und -paraden. Die nahm sie dann auf sich.
Man musste das Gefecht immer zu seinen Gunsten wenden. Egal mit welchen Mitteln.
Und ein Grundbaustein, nein, der Grundbaustein dafür, war den Partner so gut wie sich selbst zu kennen - am Besten noch besser.
Man selbst machte viel zu viele Fehler, deshalb war es gut immer jemanden zu haben, der die Fehler ausglich. Dafür würde man unterbewusst die Fehler des Anderen ausgleichen.

Kämpfen war eine komplizierte Sache.
Man musste alle möglichen Aktionen kennen, die man selbst oder der Gegner machen könnte: Finten, Paraden, Filous, Coupés, Übertragungen und die Blößen, die die verschiedenen Körperflächen deckten, und so viel mehr.
Die Beinarbeit; verschiedene Schritte und Sprünge, Ausfälle und Flechés.

Und selbst, wenn man dies alles beherrschte, wusste man nie wie der Gegner auf eine bestimmte Aktion reagieren würde.
Hieß so viel wie; man musste sich anpassen und reagieren können. Man musste sich schnell anpassen und reagieren können. Ansonsten war man tot.
Man musste schnell, beweglich und geistig unabhängig sein.
Keine Bewegung durfte unnötig sein. Das wäre Kraftverschwendung. Jede einzelne Bewegung musste einem klaren Ziel folgen. Egal, ob das Ziel war, den Gegner zu provozieren oder ihn in eine falsche Parade zu locken und die Millisekunden, die er dafür benötigte auszunutzen und mit einer Finte zuzustoßen.

H(alf Blood Camp)ogwartsWhere stories live. Discover now