Kapitel 19

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„Morgen!", er schaut mir in die Augen, dann fällt sein Blick auf meinen Hals. „Du trägst die Kette", bemerkt er erfreut.

„Ja... Natürlich."

„Hast du heute nach der Schule noch Zeit?", er schaut auf die Blätter auf seinem Pult.

Wie, will er sich etwa wieder mit mir treffen?

„Joah..."

„Gut, wir müssen heute noch mal den ganzen Vortrag durchgehen. Am Mittwoch müssen wir wahrscheinlich schon vortragen und da muss alles sitzen."

„Oh." Den Vortrag habe ich ja schon ganz vergessen. Ich presse meine Lippen aufeinander.

„Alles in Ordnung?", er schaut mich wieder an.

„Ja", antworte ich ihm nach kurzer Zeit und setze mich neben ihm. Ich werfe einen Blick auf das ganze Papier vor ihm. Es sind die Noten unseres Stücks. Er hat überall Fingersätze notiert.

Ich seufze. Der Tag rückt also näher ran.

Da Jungkook beschäftigt ist, hole ich mein Handy raus. Ich kriege den Schock des Lebens als ich bemerke, dass Yoongis Album schon lange raus ist und ich es immer noch nicht habe.

Was für ein Fan bin ich denn?

Der Tag ist schon mal ruiniert.

Ich fahre mir durch die Haare.

Ich kann Jungkooks Blick auf mir spüren.

„Was ist?", zische ich.

„Zoe, vor dir!", flüstert er.

Erst jetzt bemerke ich Mr. Clarks, der vor mir steht.

„Aushändigen!", befiehlt er und streckt seine Hand aus.

Zögernd gebe ich ihm mein Handy.

„Du kannst es nach der sechsten Stunde im Sekretariat abholen kommen."

Natürlich! Das passiert ja auch nur mir.

Ich atme aus und lecke mir über die Lippen.

Aus manchen Ecken kann ich Gekicher hören. Entschuldigend sieht mich Jungkook an. Ich schüttele nur meinen Kopf: „Ist nicht deine Schuld."

Die Stunden vergehen langsam. Ich starre nur aus dem Fenster und beobachte das Meer, wie sich immer wieder neue Wellen bilden.

Und als ob es nicht schon schlimm genug ist, geben uns alle noch Hausaufgaben auf.

Nach der Schule hole ich mein Handy ab und kassiere einen abwertenden Blick der Sekretärin.

Ich ignoriere sie und probe noch mit Jungkook.

Er ist wie immer. Einfach viel zu nett, zu jemandem wie mir.


Ich habe gestern die Hausaufgabe nur schnell hin gekritzelt, aber da meine Eltern mich gelobt haben, melde ich mich freiwillig, um vorzutragen.

„Gut, dann komm nach vorne!", fordert mich die Deutschlehrerin auf. Okay, damit hätte ich rechnen sollen...

Schließlich musste Josh auch nach vorne gehen. Er hat bestimmt lange an dem Gedicht gesessen, auch wenn es kurz war.

Und sogar ich musste zugeben, dass es ziemlich süß war.

Ich gehe nach vorne und hole tief Luft. Alle sehen mich an.

Jungkook lächelt mich aufmunternd an.

Er bringt mich irgendwann noch um.

„Liebe ist...", das ist der Titel. „Wenn man einem zum Lachen bringt

Und die gemeinsame Zeit viel schneller verrinnt.

Wenn man einander nicht alleine lässt

Und auch immer schätzt.

Dass man einander selbst aus weiter Entfernung nicht vergisst

Und sich auch immer vermisst.

Wenn man einfach seinen Atem anhält

Und einander in die Arme fällt.

Etwas, das kommt und geht,

aber wenn es auf Gegenseitigkeit beruht wie ein Apfelbaum tief und fest steht."

Meine Klassenkameraden klatschen, als ich mein Heft senke. Sie sind ziemlich überrascht.

Ein paar melden sich für das Feedback. Ich bin erstaunt, dass Allison dazu gehört. Sie schweigt immer bei Rückmeldungen, nur nicht wenn es ihr wirklich gefallen hat.

Ich nehme sie sofort dran.

„Das war richtig cool Zoe! Alles hat sich gereimt und ich finde du hast die Liebe mit deinen Worten sehr gut beschrieben!"

Ich lächele sie an. „Dankeschön!"

Ich kriege viel gutes Feedback. Überraschenderweise meldet sich sogar Marlene. Vorsichtig nehme ich sie dran.

„Mir hat das Gedicht sehr gut gefallen! Besonders das mit ‚in die Augen fällt'!"

„Sie hat ‚in die Arme fällt' gesagt", verbessert Robin sie.

Eigentlich konnte ich mich nicht zwischen den beiden Varianten entscheiden.

Ich mache meinen Mund auf und setze zu etwas an, aber die anderen reden weiter.

Es interessiert sie nicht.

„Na ja, auch das mit dem Apfelbaum war richtig cool", setzt Marlene schließlich fort.

Ich nicke. „Danke."

Keiner meldet sich mehr, also erfasst unsere Lehrerin das Wort: „Wie alle schon gesagt haben ist das Gedicht wirklich gut. Du hast Talent in sowas Zoe!"

Ich kann meinen Ohren nicht glauben. Das war gerade ein Lob! Von einer Lehrerin!

„Du kannst dich wieder setzen", meint sie schließlich.

Mit einem Lächeln gehe ich auf meinen Platz zurück.

„Das war echt eine großartige Leistung!", flüstert Jungkook mir zu.

Ich strahle. „Danke!"

„So, wer will als nächstes?"

Ich schaue mich um. Keiner meldet sich, obwohl erst Josh und ich vorgetragen haben.

„Was habt ihr denn?", fragt die Lehrerin.

„Na ja, Zoes Gedicht war so gut, da will natürlich kein anderer danach!", meint Rosa. „Unsere sind viel schlechter."

Ich bin überwältigt! Dass sie das sagt.

„Ja!", stimmen alle ihr zu, auch Jungkook.

Er zwinkert mir zu.

BTS - Whalien 52 {Jungkook FF}Where stories live. Discover now