Kapitel 7

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Mit meinen Schuhen in den Händen gehe ich den Strand entlang. Es riecht nach Algen.

Ich atme tief ein. Die ganzen Gerüche. Der Wind weht mir ins Gesicht und spielt mit meinen Haaren. 

Vorsichtig tauche ich meine Zehen in das kalte Wasser. Ich kann die Freiheit spüren. Befreit drehe ich mich, mit meinen Füßen im Wasser.

Während ich im Inneren der Wand eingesperrt bin, richte ich meinen Kopf in Richtung Wasseroberfläche, über mir.

Dort, wo ich, ich sein kann, dort wo das Öl ist und mich zum Leiden bringt.

Ich kann einfach nicht unten bleiben! ... Wegen der Wand, die ich selber errichtet habe. Ich kann und will mich einfach nicht anpassen. Und da ich atmen will, muss ich nach oben.

Und wenn ich atme endet das Interesse an mir.

Weil sie mich nicht so akzeptieren, wie ich bin. Sie werden mir wieder den Rücken zuwenden.

Das Meer ist weit und tief, trotzdem bin ich froh, dass wenn ich weine, es niemand wissen.

Meine salzigen Tränen vermischen sich mit dem Salzwasser und das Rauschen der Wellen erfüllt meine Ohren.

Ein endloses Signal wird eines Tages jemanden erreichen, euch auf der anderen Seite der Welt.

Sogar die Wale, die weit weg von mir entfernt sind, werden in der Lage sein mich zu sehen.

Auch heute singe ich wieder.


"Gehen wir?", fragen die Mädchen mich.

"Ich habe doch jetzt Dienst!", sage ich entschuldigend.

"Stimmt ja, du Arme!", spricht Lucy ihr mein Beileid aus. Rosa klopft mir nur auf die Schulter, bevor sie gehen.

So sehe ich das zwar nicht, aber egal.

Alles ist immer egal...

Ich schaue aus dem Fenster und sehe, wie sie alle das Schulgelände verlassen. Ich seufze. War das heute mal langweilig!

Da ich die neuen Verse noch nicht sortiert habe, singe ich weiterhin nur den Refrain:

"Ich bin das einsamste Geschöpf der Welt.

Ein einsamer Wal.

Und ich singe ganz allein.

Keiner hört mich.

Da gibt es zwar noch die anderen Wale, aber sie scheinen eine andere Sprache zu sprechen."

Ich frage mich, ob ich weniger leide, wenn ich alleine bin.

Ich weiß die Antwort noch nicht.

Beides bringt einen doch um.

Ich höre die Klassenzimmertür knarren. Abrubt höre ich auf zu singen und schaue den überraschten Jungkook an. Hinter ihm steht ein älterer Freund, Taehyung hieß er glaube ich, aber ich kann mich nur auf Jungkook konzentrieren.

"Hast du alles gehört?", bringe ich nur raus.

Ob er gleich über mich lachen wird? Bitte nicht!

Meine Hände werden ganz schwitzig.

"Einsamer Wal...", fängt er an. Ich beiße mir auf die Lippe.

"Versuche genauso noch einmal zu singen!", fordert Taehyung mich plötzlich mit einem breiten Lächeln auf.

W-was?

"Oh, wie unhöflich, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt! Ich bin Taehyung und in der Elften."

"Äh... Nein, gar nicht", ich schüttele meinen Kopf.

"Was machst du hier noch Zoe?", fragt Jungkook.

"Ich habe Ordnungsdienst."

"Wie ätzend!", erwidert Taehyung. "Ich gehe jetzt nach Hause. Jungkook, sei ein Gentleman und hilf ihr!", und mir diesen Worten verschwindet er.

Was...ist das denn für einer?

Der ist ja schräg!

Ich bringe ein kurzes Lachen über die Lippen.

Jungkook schaut verlegen auf den Boden.

"Du brauchst mir nicht zu helfen!", sage ich zu ihm und hole mir den Besen."

"Doch, das geht schon. Wir können dann auch zusammen nach Hause fahren"

Ich halte schlagartig inne.

Alleine mit ihm?

Ich muss schlucken.

"Wir müssen uns ja auch noch etwas wegen dem Musikprojekt überlegen!"

Ich nicke nur.

Und gemeinsam machen wir uns an die Arbeit.


Letzten Endes habe ich nicht noch einmal gesungen.

Ich bin froh darüber, weil meine Stimme sowieso vor Jungkook so mega zittern würde. Vielleicht würde sie sogar ganz versagen...

Oh Schreck!

Ich möchte mir das gar nicht vorstellen.

Aber eigentlich...hätte ich ihm gerne noch etwas vorgesungen.

Zumindest sind wir dann zusammen mit dem Zug nach Hause fahren gegangen.

Ohne all diese nerv tötenden Mädchen, die wirklich kein anderes Gesprächsthema haben, als Jungs, Mode und TV.

Denen wird bei sowas auch gar nicht langweilig!

Wie kann das sein?

Aber mit Jungkook war es schön.

BTS - Whalien 52 {Jungkook FF}Where stories live. Discover now