7. Kapitel

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Liams POV

Harry hatte ja Recht! Und wie er Recht hatte! Diese angespannte Stimmung und das nervenaufreibende Schweigen machte es auch nicht besser. Ich lies meinen Blick zu Niall wandern. Seine blondierten Haare standen noch etwas wirr ab und seine sonst so glänzenden Augen, hatten ihren Glanz verloren und schauten trüb auf den Fußboden.

Wie ich so darüber nachdachte, war es lange her gewesen, dass ich Niall richtig angeschaut hatte. Aus dem jugendlichen Gesicht hatten sich härtere Züge gebildet und sein Statue war insgesamt muskulöser geworden. Außerdem sah es so aus als hätte Niall abgenommen. Seine Beine waren dünner geworden und er hatte diesen morgen noch gar nichts gegessen. Die Fahrt würde noch etwas dauern und bevor wir in Milan ankamen wollte ich mit ihm reden.

Ich beugte mich auf meinem Sitz ein Stück nach vorne so, dass ich mit meinen Füßen Nialls Beine berühren konnte. ,,Niall?" ich sprach leise, aber trotzdem gut verständlich für ihn. Harry warf mir einen anerkennenden Blick zu, da er wahrscheinlich stolz war, dass wir das jetzt klärten. Harry und Louis hatten mit unserem Streit am wenigsten zu tun, trotzdem belastete es sie und ich war froh, dass sie mir Mut gaben nochmal mit Niall zureden. Denn das war auch einer der Gründe warum ich noch nicht wieder mit Niall gesprochen hatte: Angst! Angst davor, dass wir uns wieder anschrien und uns wie kleine Kinder Beleidigungen an den Kopf schmeißen würden. Denn hätten wir uns nochmal angeschrien wäre ich wahrscheinlich völlig am Ende gewesen. Ich kannte diese Seite von Niall bis dahin noch gar nicht und ich war nicht scharf darauf gewesen sie noch näher kennenzulernen.

,,Können wir reden?" Nialls Blick traf nun meinen und er nickte. Ich erkannte, dass ihn unser Streit bedrückte, aber das war nicht das einzige... ,,Niall und ich gehen mal eben ins Badezimmer" sagte ich zu keinem Bestimmten und Zayn hielt einen Daumen nach oben, der mir wahrscheinlich zeigen sollte, dass alles gut werden würde. Der Tourbus war mit allem möglichen Schnick Schnack ausgestattet und so auch das Badezimmer, was wir nur auf sehr langen Reisen nutzten.

Ich lehnte mich an eines der polierten Waschbecken und Niall schloss die Tür. Er wirkte verloren und keiner von uns sagte auch nur ein Wort. Das Schweigen war unangenehm, aber ich wusste auch nicht wie ich es unterbrechen sollte, ich ärgerte mich, dass ich mir vorher keinen Plan gemacht hatte oder mir wenigstens überlegt hatte wie ich unser Gespräch einleiten sollte. Niall starrte auf seine Fingernägel und ich beobachtete meine Fußspitzen. ,,Sag was! Irgendwas!" ich ermahnte mich jetzt schon selber. ,,Dumm gelaufen, ne?" Im selben Moment realisierte ich was ein bescheuerter Anfang das war! Dumm gelaufen. Das war sicher einer der blödesten Anfangssätze die mir einfallen hätten können. Aus Nialls Richtung kam ein:,,Mmhh..." Was sollte er schon darauf antworten?

Nialls POV

Ich hatte die ganze Zeit vermieden in Liams Richtung zu gucken, sondern starrte nur auf meine abgekauten Fingernägel. Denn immer wenn ich ihn anguckte hatte ich das Gefühl mein Herz würde explodieren und meine Beine wurden wackelig werden. Das genau waren die Gefühle die ich nicht fühlen wollte. Ich wollte ihm wie früher ganz normal in die Augen schauen können und einfach nur meinen besten Freund sehen können. ,,Dumm gelaufen, ne?" Liam unterbrach das Schweigen, aber ich hatte keine Ahnung was ich darauf antworten sollte, deswegen lies ich nur ein ,,Mmm" von mir hören. Ich schielte zu Liam rüber und erkannte, dass er sich über seine Einleitung ärgerte ,was ich auf eine bestimmte Weise irgendwie süß fand.

,,Es tut mir Leid, dass ich dich angeschrien habe!" Liam sah mich jetzt direkt an und ich konnte nicht anders als zurück zusehen. Seine wunderschönen ,braunen Augen starrten direkt in meine blauen. ,,Mir tut es auch Leid!" meine Stimme war ein Flüstern, aber in dem leeren Badezimmer hörte man sie trotzdem. Ich wollte mich von seinen Augen losreisen, aber ich konnte nicht! Ich ballte meine rechte Hand zu einer Faust, sodass sich meine Fingernägel in mein Fleisch bohrten. Durch den Schmerz konnte ich den Blickkontakt lösen.

,,Willst du mir den jetzt erzählen, was los ist?" ich erkannte genau wie lange Liam gezögert hatte, bis er die Frage gestellt hatte. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass ich wieder anfing rumzuschreien. ,,Wann verstehst du es endlich, Liam? Mir geht es gut! Mit mir ist nichts!" Meine Stimme wahr ruhig, aber zitterig. Eigentlich hätte Liam jetzt weiter gefragt, so war er einfach, aber er hatte wahrscheinlich genau so wenig Lust sich nochmal zu streiten wie ich. ,,Du weißt aber das du immer zu mir kommen kannst? Ich bin für dich da!" Ich nickte nur und probierte mir sogar ein Lächeln aufzuringen, was mir zwar nicht wirklich gelang, aber Liam auch zum Lächeln brachte. ,,Alles wieder in Ordnung zwischen uns?" ,,Natürlich, alles wieder gut" Liam lächelte jetzt noch breiter. Nichts, rein gar nichts war geklärt oder in Ordung!!! Ich belog nicht nur mich sondern auch Liam.

,,Sollen wir wieder zu den Anderen gehen?" Fragte mich Liam und sah mich erwartungsvoll an. ,,Geh du schon mal vor, ich muss mir noch meine Hände waschen." ,,Ich kann auch warten!" ,,Nee, geh schon mal..." Er sollte gehen, seine Anwesenheit machte mich verrückt! Liam schloss die Tür hinter sich und als sich seine Schritte entfernten, schloss ich so schnell es ging ab. Ich lies mich an der Wand hinabsinken. Meine Beine fühlten sich taub an und mein Kopf sank auf meine Knie. Ich wollte nicht schon wieder weinen. Die Anderen würden sicher wissen wollen warum und was noch schlimmer war: Ich würde wieder der kleine, schwache Ire sein! Ich hatte es nicht verdient, dass die Anderen sich Sorgen um mich machten! Ich musste es alleine schaffen! Ich trat an den Spiegel heran. Das in dem Spiegel war nicht ich! Niall James Horan war ein fröhlicher Mensch. Jemand der lachte und dessen Augen vor Lebensenergie leuchteten. Das was mich aus dem Spiegel anstarrte war traurig und ertrank in Selbstmitleid!

Ich fing an in dem rechten Schrank nach etwas Spitzen zu suchen. Meine Finger griffen nach einer Nagelschere. Ich krempelte meinen Ärmel hoch. Die Schnitte die durch die Rasierklinge entstanden waren, waren noch niht wirklich gut verheilt und zwei Schnitte sahen so aus als würden sie Narben werden. Als die Nagelschere meine Haut berührtete fühlte ih mich gleich viel besser! Keine Gedanken, keine Probleme, keine Gefühle, kein Liam! Mein Arm blutete und ih stöhnte vor Schmerzen und Übelkeit.

Wahrscheinlich hätte ich ewig weitergeschnitten oder den einzelnen Bluttropfen zugeguckt wie sie meinen Arm runterliefen, aber ich zwang mich aufzuhören bevor sich die Anderen fragten warum ich solange Hände wusch. Die Nagelschere warf ich einfach in den Müll und wusch das Blut mit Wasser ab. Ich krempelte meinen Ärmel nach unten und schloss die Badezimmertür auf. Ich hörte lautes Lachen und probierte selber ein fröhliches Gesicht aufzusetzten. Das Leben musste schließlich weiter gehen!

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Erstmal Danke für die über 200 reads<3 Und außerdem noch Danke für die Kommentare die ich bis jetzt zu der Story erhalten habe, es ist unglaublich schön wenn man das unter seiner eigenen Geschichte liest<3
Wie jedes Mal hoffe ich natürlich dass es euch gefallen hat und ih freue mich immer über Kommentare und Votes!:-)
Rieke:-)*

Everybody needs Somebody!(Niam FF)Where stories live. Discover now