Chapter 8

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Langsam schlurfte ich zu den Abgasrohren. Mir war es komplett egal, ob Yoongi da war oder nicht. Ich wollte einfach nur kurz mein Herz unter Kontrolle kriegen.

Ohne ein Wort ließ ich mich neben ihn, kraftlos auf den Boden sinken. Yoongi hatte die Augen geschlossen, wie immer. Eine Weile saß ich da, halb bei Sinnen, halb irgendwo anders. Dann konnte ich nicht mehr.

Erst liefen mir leise und heimlich Tränen über die Wangen. Dann fing ich an zu schluchzen. Und am Ende vergrub ich mein Gesicht in meine Hände und fing an laut und bitterlich zu weinen. Auf Yoongi achtete ich nicht.

Was zur Hölle sollte ich tun? Jungkook hatte mich berührt, an Stellen, an dem mich noch niemand berührt hatte. Und ich müsste teuflisch lügen, um zu sagen dass es mir nicht gefallen hätte.
Das ist ja der verzwickte Punkt. Jungkook war ein Ekel, doch er wusste genau was er mit seinen Händen anstellen konnte. Verdammter Scheißkerl.

Mein ganzes Make Up musste schon verschmiert sein, von meinen Augen wollte ich gar nicht erst sprechen. Und doch heulte ich weiter. Es musste einfach raus. Erst seine Beleidigungen auf dem Innenhof und jetzt auch noch das in der Abstellkammer. Ich konnte nicht mehr.

Irgendwann spürte ich eine tröstliche Hand. Sie streichelte meinen Kopf und legte ihn behutsam auf eine Schulter. War es Yoongi? Ich wusste es nicht. Mein Kopf war wie leer gefegt. Doch ich roch diesen Duft, der von ihm ausging. Diesen Duft den ich jedes Mal roch wenn ich neben ihm saß. Er musste es sein.

Eine Weile streichelte er meinen Kopf und ich vergrub mein Gesicht an seine Schulter. Der Trost tat so gut, dass er fast schmerzte. "Hyu Hwa?", fragte er vorsichtig. Ich gab keine Antwort. Ich konnte einfach nicht sprechen. "Was ist passiert?", versuchte er weiter zu gehen. Doch diese Frage war noch schlimmer, als die nach meinem Namen. Das konnte ich ihm unmöglich sagen. Wenn ich ihm sagte was Jungkook mit mir angestellt hatte, er würde mich mit Abscheu betrachten.

Er würde mich für eine Schlampe halten. Dessen war ich mir sicher. Er würde nichts mehr mit mir zu tun haben wollen.

Halt.

Warum war mir das so wichtig? Warum war mir seine Meinung wichtig?

Ich löste mich von ihm und strich mir meine Haare aus dem Gesicht. Bestimmt sah ich aus wie ausgekotzt.
Yoongi betrachtete mich von der Seite, ich spürte seinen ahnungslosen Blick auf mir. "Alles okay", antwortete ich ein bisschen zu spät auf seine Frage. Er nickte leicht und wagte es nicht weiter nach zu haken. Ich raufte mich auf und ging mit wackeligen Schritten zum Unterricht. Ich wusste das er mir folgen würde. Yoongi war immer hinter mir. Seine Blicke waren immer hinter mir. Er war niemand, der einen offensichtlich ansah. Er war ein heimlicher Beobachter. Wie ich.

Auch so etwas, was und miteinander verband.

Ich vergrub mein Kopf in mein Kissen. Heute war ich total ausgelaugt und müde. Ich war schlecht gelaunt nach Hause gekommen, habe meine Eltern erst einmal ignoriert und bin gleich in mein Zimmer. Tür zu, Welt aus. Immer noch spürte ich Jungkooks Hände an mir, sie hatten sich regelrecht eingebrannt. Ich versuchte meinen Kopf mit Lernen frei zu kriegen, doch irgendwann kotzte mich der Schreibtisch einfach nur noch an. Frustriert schmiss ich mich aufs Bett.

Fucking Gedanken. Haut ab.

"Hyu Hwa! Wir kriegen heute Abend Besuch vom Geschäft! Bitte mach dich bis dahin fertig!", schrie meine Mutter von unten. Scheiss Besuch! Auch noch jetzt! Genervt stampfte ich nach unten. Ich war heute nicht in der Stimmung für Besuch. Nicht nach der Sache mit Jungkook.

Meine Mutter war in der Küche und kochte. "Ich will heute niemanden empfangen", sagte ich. "Hyu Hwa, dass ist wichtig. Heute Abend kommt ein Geschäftspartner deines Vaters. Seine Ehefrau und sein Sohn wird auch dabei sein. Und seinen Sohn kennst du ja sicher. Ihr geht gemeinsam auf deine Schule", stellte sie klar. Was? Wer wird kommen? Und wer zur Hölle war deren ihr Sohn? "Wer wird kommen?", fragte ich sie mit einer hochgehobenen Augenbraue. Ich spürte wie meine Mutter grinste. Sie drehte sich um und holte einen Teller vom Schrank heraus. "Du wirst sicher mit deren ihrem Sohn Gesprächsstoff finden. So langweilig wird es sicher nicht werden", sagte meine Mutter. Ich schnaubte und stampfte wieder in mein Zimmer hoch. Ich wollte keine Gespräche. Und auch keinen Besuch. Ich wollte einfach nur Ruhe.

Meine Laune war im Keller. Und die verengten Augen kriegte ich auch nicht los. Das war immer mein Blick, wenn ich schlechte Laune hatte.
Ich hatte mich nicht sonderlich in Schale geschmissen. Ich würde eh nur beim Abendessen dabei sein, ein wenig lächeln, ein wenig plaudern und dann in mein Zimmer verschwinden. Soweit mein Plan.
Ein letztes Mal begutachtete ich mich im Spiegel.

Ich eilte nach unten um meiner Mutter mit dem Tisch decken zu helfen. Mein Vater saß im Anzug da und tippte auf sein Ipad herum. Meine Mutter hatte ein kleines Schwarzes angezogen und stöckelte durch das Penthouse. Wir mussten gar nicht lange warten, da klingelte es schon. Brav stand ich vor der Tür.

Meine Mutter machte auf und schon wurde es laut. Sofort begrüßten sich die 2 Frauen, mit einer leichten Verbeugung. Danach umarmten sie sich lachend wie 2 Freundinnen und gingen schon plaudernd ins Wohnzimmer. Anscheinend kannten sich meine Mutter und die Koreanerin sehr gut. Mein Vater schüttelte respektvoll die Hand des etwas kleineren Koreaners, ebenfalls in Anzug. Sie klopften sich gegenseitig auf die Schulter und gingen ins Wohnzimmer, in einer Unterhaltung verwickelt.

Langsam sah ich auf. An der Tür stand der letzte. Als ich in sein Gesicht blickte, drohte ich umzukippen.

Vor mir stand Jungkook. Die Haare locker zur Seite gekämmt, sodass sie ihm in die Stirn fielen. Seine Hände waren lässig in der Tasche seiner Anzughose vergraben. Das schwarze Hemd spannte ihm über die Brust.
Und auf seinen Lippen ein Grinsen.


Womit hatte ich dieses Pech nur verdient?


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