55. Freunde

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»Wie erzählen wir es ihnen?«

Tim sah kurz zu mir rüber und schien nachzudenken, dann lächelte er.

»Sie werden fragen.«, behauptete er und stumm stimmte ich zu. Wir hatten beschlossen, jetzt zur Pause doch noch in die Schule und die restlichen Stunden Unterricht zu gehen und so glücklich wie ich gerade war machte mir das nicht einmal etwas aus. Und Tim hatte recht, unsere Freunde würden wahrscheinlich innerhalb einer Minute merken, dass zwischen uns sich etwas verändert hatte. Und erst recht, wenn wir, wie gerade, Händchen haltend dort auftreten würden. Aber ich genoss Tims Nähe momentan so sehr, dass ich ihn einfach nicht loslassen wollte und so waren unsere Finger immer noch miteinander verschränkt, als wir den Schulhof betraten. Ohne zu zögern gingen Tim und ich auf die Wiese zu, auf der wir mit unseren Freunden immer die Pausen verbrachten und tatsächlich saßen dort Tobi, Veni, Mik und Dennis.

»Ach guck mal!«, bemerkte der schwarzhaarige Beta gerade und nickte in unsere Richtung, so dass auch die anderen zu uns schauten. Ich musste leicht lächeln.

»Auch mal da?«, schloss sich Dennis an und Tim nickte.

»Klar.«, erwiderte er und noch ehe wir bei den Anderen ankamen, war Tobi auf mich zugekommen und hatte mich umarmt. In der Überraschung hatte ich Tims Hand losgelassen und legte meine Arme nun stattdessen vorsichtig um meinen besten Freund.

»Alles klar?«, wollte Tobi leise wissen und ich nickte.

»Wo warst du die Nacht? Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass etwas passiert sein könnte, als du heute morgen nicht gekommen bist.«

»Ich hatte Veni doch geschrieben, dass wir erstmal nicht kommen?«, mischte sich Tim ein und kurz sah Tobi ihn aus dem Konzept gebracht an, bevor er nickte.

»Das habe ich danach erst erfahren. Aber jetzt sag schon: Ist alles gut gelaufen? Wie geht es dir? Warum seid ihr beide erst jetzt gekommen?«

Tobi überschüttete mich nur so mit Fragen und in dem Moment, als mir klar wurde, wie viele Sorgen er sich tatsächlich gemacht zu haben schien, konnte ich nicht anders, als ihn noch einmal an mich zu drücken.

»Ich habe heute Morgen einfach einmal Ruhe gebraucht. Und Tim wollte mich nicht alleine lassen.« Ich warf dem Alpha neben uns einen gespielt vorwurfsvollen Blick zu, der jedoch nur unschuldig die Hände hob und grinste.

»Ich wollte die Nacht eigentlich draußen verbringen, aber Tim meinte, mich verfolgen zu müssen und hat mich mit zu sich nach Hause genommen.«

Als ich sah wie Tobi breit grinste und anzüglich zwinkerte, konnte ich nicht anders als zu lachen.

»Soso«, grinste Tobi in eindeutig zweideutigem Tonfall, »Du hast also bei Tim geschlafen.«

Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss, während Tim kurzerhand von hinten seine Arme um meine Schultern legte.

»Stimmt genau«, bestätigte er lachend, bevor er mir einen sanften Kuss in den Nacken hauchte. Tobi bekam große Augen.

»Nein, oder?«, fragte er ungläubig und während Tim mich angrinste und »doch« lachte, konnte ich bloß verlegen lächeln. Keine zwei Sekunden später fiel mir ein jubelnder Tobi um den Hals, der aufgeregt wie ein junger Hund durch die Gegend hüpfte. Plötzlich hielt er mitten in der Bewegung inne und baute sich vor Tim auf, der bloß mit schief gelegtem Kopf auf den um einiges Kleineren herunterschaute.

»Wehe, du tust Stegi weh!«, drohte Toi ihm mit düsterem Gesichtsausdruck. Ich musste lachen bei dem Anblick, der sich dort bot. Tobi, einen halben Kopf kleiner als Tim, stand breitbeinig aufgebaut vor diesem, die Hände in die Hüften gestemmt und sah ihn mit einem Blick an, als würde er auf ihn herabsehen. Abgesehen davon, wie viel kleiner Tobi war, war er auch um einiges schwächer und allein die Tatsache, dass er ein Omega war und Tim ein Alpha, ließ die ganze Situation noch lächerlicher aussehen. Tim jedoch schüttelte bloß lachend den Kopf.

»Ich weiß nicht, ob ich mich jetzt für Stegi freuen soll, so einen Freund wie dich zu haben oder beleidigt sein soll, weil du glaubst, ich würde Stegi weh tun wollen.«

Tobi grinste breit.

»Du kannst dich auch für dich selbst freuen, so jemanden wie mich als Freund zu haben. Schließlich sind wir auch Freunde!«, alberte Tobi weiter, woraufhin beide nur grinsten. Keinen Augenblick später war Tobi schon wieder dabei, aufgeregt durch die Gegend zu hüpfen und lief lachend die paar Meter zu unseren restlichen Freunden, die immer noch im Gras saßen und uns, teils lächelnd, teils etwas fragend, musterten.

»Leute, Tim und Stegi! De beiden sind zusammen!«, rief Tobi immer wieder und schien es selbst kaum glauben können. Ich wurde, wenn das überhaupt möglich war, noch röter und ließ mich von Tim stumm zu der Gruppe unserer Freunde schieben, wo er sich ebenfalls auf den Boden fallen ließ und mich neben sich auf das Gras zog.

»Echt jetzt?«, wollte Dennis wissen und ich sah verlegen auf. Während Tim nickte, versuchte ich, wieder ein Wort herauszubringen.

»Ja ...?«, murmelte ich, wobei das mehr nach einer Frage als einer Aussage klang. Einer nach dem Anderen gratulierten uns nun auch die Anderen, während Tobi dabei war, steif und fest zu behaupten, er hätte es ja schon immer gewusst. Er verstummte erst, als Veni ihn lachend auf seinen Schoß zog und ihm den Mund zuhielt. Er beugte sich zu seinem Freund hinunter und begann, ihm irgendetwas ins Ohr zu flüstern. Als er seine Hand dann wieder von Tobis Mund nahm, sagte dieser tatsächlich nichts mehr, seine Augen schienen aber noch mehr zu strahlen als zuvor.

»Und jetzt?«, wollte Dennis schließlich wissen, »werdet ihr es ganz bekannt machen oder sind wir jetzt Mitglied eines geheimen Elite-keiner-weiß-was-Sache-ist-aber-wir-sind-sie-Besten-wir-retten-die-Welt-tötten-alle-Gegner-mit-Salto-Geheimagenten-im-schwarzen-Anzug-rumlauf-Radschlag-Evolutions-Bekämpfer-Präsidenten-Berater-Helden-Lehrer-und-auch-so-die-absolute-Elite-die-als-einzige-ein-Geheimnis-kennen-Geheimclubs?«

Kurz schienen wir alle zu versuchen, das zu realisieren, was der Beta da eben von sich gegeben hatte, mehr oder weniger erfolglos.

»Was?«, fragte Tim hörbar verwirrt, während Mik eine Augenbraue hochzog und einfach nur vollkommen durcheinander aussah. Dennis lachte.

»Ob ihr öffentlich macht, dass ihr gebunden seid?«

Ich überlegte kurz, doch eigentlich war die Sache klar. Auch Tim schien das so zu sehen, denn bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, hatte er schon geantwortet.

»Klar. Vielleicht wird Stegi dann endlich einmal in Ruhe gelassen.«

»Hallo?«, empörte ich mich lachend, »Das klingt jetzt voll so, als wärst du nur mit mir zusammen, damit Max seine Finger von mir lässt!«

Tim grinste bloß, bevor er mich wortlos an sich und auf seinen Schoß zog.

»Ist das so?«, flüsterte er leise und schon wieder verlor ich mich in seinen Augen.

»Glaub mir Stegi. Das ist vollkommener Unsinn. Ich liebe dich und deswegen bin ich mit dir zusammen. Aus keinem anderen Grund. Aber wenn irgendwer dich auch nur anschaut, kriegt der es mit mir zu tun.«

Ich senkte den Blick und biss mir verlegen auf die Unterlippe.

»Danke«, murmelte ich, was Tim nur lächeln ließ.

»Für dich alles.«

Daunted and Broken ~ #Stexpert ~ #Kostory ~ #VenationWhere stories live. Discover now