32. Kunst

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Verlegen sah ich zu Boden, während ich spürte, wie das Blut mir in die Wangen schoss. Ich wusste nicht, wie ich mit Tims Worten umgehen sollte. Was wollte er mir damit sagen? Zum Glück wurde ich in diesem Moment von einer Stimme gerettet, die das Schweigen zwischen uns unterbrach.

»Morgen, Leute«, murmelte es von Venis und Tobis Bett aus und als ich mich auf Tims Bett nach vorne lehnte und zu den beiden hoch sah, schienen sie beide wach zu sein.

»Wie viel Uhr ist es?«, wollte Tobi wissen, der sich in Venis Armen umgedreht hatte, so dass sie beide in den Raum hinaus schauten. Ehe einer von uns antworten konnte, mischte sich schon Miks verschlafene Stimme von der anderen Seite des Raumes ein.

»Viertel nach neun.«

Ich sah zu den Beta und konnte Mik erkennen, der auf dem oberen Bett im Schneidersitz saß, auf seinem Schoß der Kopf seines besten Freundes.

»Morgen«, begrüßte Tim auch ihn, »Schläft Dennis noch?«

Mik schüttelte grinsend den Kopf, während Dennis bloß bestätigend grummelte.

»Der meinte vorhin, unser Kissen wäre auf dem Boden viel besser aufgehoben als hier. Und weil es ihm jetzt ohne Kissen zu unbequem ist muss ich herhalten.«, erklärte der schwarzhaarige Beta gespielt böse, doch sein Lächeln, während er vorsichtig durch die Haare des Anderen fuhr, verriet, dass er das eigentlich gar nicht so schlecht fand. Wieder grummelte Dennis bloß.

»Es war laut. Ich wollte schlafen.«, verteidigte er seine Reaktion.

»Apropos schlafen. Es gibt bis halb zehn Frühstück und dann sollen wir alle unten sein für eine Ansage der Lehrer. Wir sollten mal so langsam aufstehen.«, erklärte Mik und alle nickten. Kurz herrschte Stille, bis ausgerechnet der gerade noch so verschlafene Dennis auffuhr und uns mit einem lauten »Ha!« alle zusammenschrecken ließ. Auf einmal wirkte der Beta gar nicht mehr müde.

»Du hast eines der Wörter gesagt.«, triumphierte er gerade.

»Was?«, murmelte Veni bloß verständnislos, während es bei mir schon lange ›Klick‹ gemacht hatte.

»Eines unserer Wörter. Von gestern Abend. Mik kriegt eine Strafe«, erklärte auch Tobi wenige Sekunden darauf, während ich vorfreudig von Tims Bett kletterte und die Cap holte, in der die Zettel mit den Strafen lagen.

»Wer will eine ziehen?«, fragte ich in die Runde und hielt schlussendlich Tobi, der am nähsten bei mir saß, die improvisierte Lostrommel hin. Er zog einen der Papierfetzen, faltete ihn auf und grinste breit.

»Ouh, ausgerechnet morgens«, lachte er, bevor er den Zettel an mich weiterreichte. Auch ich musste grinsen, als ich laut verkündete, was darauf stand.

»Mik, du darfst von einem von uns mit einem Edding geschminkt werden«

Der Schwarzhaarige stöhnte gespielt verzweifelt auf.

»Na toll. Und den ganzen Tag so rumlaufen oder was?«, lachte er, woraufhin wir alle sofort nickten. Ich war froh, dass er selbst darüber lachen konnte. Keine zwei Minuten später hatte Dennis aus seiner Tasche einen Edding gekramt und wir alle hatten eingewilligt, dass er sich nun verkünstlern dürfte. Jetzt tat er genau das und war gerade dabei, Miks Lippen schwarz anzumalen, während dieser nur mit einem verwirrt-misstrauischem Blick zu uns sah. Ganze fünf Minuten dauerte es, bis er Mik mit schief gelegtem Kopf betrachtete und dann sein Werk mit einem »Süß« abschloss. Als Mik sich anschließend im Bad im Spiegel ansah, brachte er nicht mehr als ein Grinsen hervor.

»Oh Gott. Und so muss ich jetzt den ganzen Tag rumlaufen.«, grinste er leise und wir alle stimmten in sein Lachen mit ein.

»Wenigstens bin ich dann nicht der Einzige, den die Leute anstarren«, lachte ich, unwissend, wie Recht ich damit haben sollte. Als wir zehn Minuten später, natürlich zu spät, um noch zu frühstücken und alle vollkommen zerzaust in den Speisesaal kamen, wanderten automatisch alle Blicke zu Mik, der bloß selbstbewusst grinste. In diesem Moment beneidete ich ihn wirklich um seine Stärke, mir war es am Anfang nicht so leicht gefallen, all die Blicke zu ignorieren. Allerdings wusste er auch, dass das wieder aufhören würde, wohingegen mir klar war, dass mich wohl von diesem Augenblick an bis in alle Ewigkeit die meisten Leute schief anschauen würden.

Mehr als glücklich waren wir alle natürlich, als die Lehrer erklärten, dass wir den heutigen Tag und den morgigen Vormittag frei hätten und bloß am nächsten Tag um vierzehn Uhr eine Museumsführung gebucht hätten und so waren wir eine halbe Stunde später auf dem Weg zum Strand. Auch hier schienen die Blicke der Fremden den Beta kein bisschen zu beeindrucken, er ging immer noch mit erhobenem Kopf durch die Straßen und lachte immer wieder mit uns über die komischen Gesichter der Leute, die ihren Blick nicht von ihm wenden konnten.

»Weißt du was, Stegi?«, sprach er mich irgendwann an, »Jetzt kann ich ansatzweise verstehen, was du jeden Tag ertragen musst.«

Auf einmal klang er nicht mehr so locker wie zuvor sondern viel ernster.

»Und ganz im Ernst: Respekt. Respekt, dass du das alles aushältst.«

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AN: Viel zu cuter angemalter Mik und stolzer »Künstler«:


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Daunted and Broken ~ #Stexpert ~ #Kostory ~ #VenationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt