38. Strafen

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Am nächsten Morgen erwachte ich von der zarten Berührung einer Hand, die sanft auf meiner Stirn lag und den dazugehörigen Fingern, die hauchzart über meine Haut fuhren. Noch bevor ich meine Augen öffnete, konnte ich die Wärme spüren, die von Tims Körper ausging, der mich immer noch fest in seine Arme geschlossen hatte und seinen herrlich anziehenden Geruch wahrnehmen, der mir sofort in die Nase stieg. Als ich schließlich die Lider öffnete, blickte ich geradewegs gegen eine weiße Wand und verschlafen drehte ich mich im Bett um, so dass ich den Alpha nun ansehen konnte. Kurz lagen wir uns bloß wortlos gegenüber, bis Tim leise »Guten Morgen« murmelte. Flüsternd erwiderte ich den Gruß und stützte mich ein wenig hoch, um einen Blick in den Raum werfen zu können. Die Anderen schienen alle noch zu schlafen.

»Alles klar?«, wollte Tim im Flüsterton wissen und noch ehe ich antworten konnte, fuhr er fort:

»Tut mir leid, wenn ich dich die Nacht zu sehr bedrängt habe. Aber du hast so ...«, er schien ein passendes Wort zu suchen, »hilflos gewirkt und süß, als du geschlafen hast. Ich wollte dich einfach in den Arm nehmen und beschützen. Keine Ahnung, wahrscheinlich liegt es an der Brunft.«

Bei diesen Worten biss ich mir unwillkürlich auf die Lippe, wieder einmal wurde mir bewusst, dass ich die Nacht in den Armen eines brünftigen Alphas verbracht hatte.

»Schon gut. Schließlich sind wir ja ... Freunde oder so.«

Ich versuchte, die Nervosität aus meiner Stimme zu verdrängen, doch es schien mir nicht ganz zu gelingen. Tim merkte sofort, wie Unwohl mir bei den Gedanken an seine Brünftigkeit wurde.

»Keine Angst«, lachte er fast lautlos, »Ich habe mich unter Kontrolle.«

Ich nickte.

»Ich weiß«, bestätigte ich mit einem hauchfeinen Lächeln auf den Lippen, bevor wir beide wieder in Schweigen verfielen.

Dadurch, dass wir den Vormittag noch frei zu unserer Verfügung hatten, fielen in den nächsten Stunden, nachdem wir aufgestanden waren, einige weitere der Begriffe, die wir für verboten erklärt hatten und einige Strafen wurden verteilt. So musste Mik zehn Minuten lang die Hand einer beliebigen Person halten, ohne sie loszulassen (er entschied sich, Überraschung, für Dennis), durfte Tim eine Frisur seiner Wahl machen, die sich inzwischen leider wieder gelöst hatte, schade eigentlich, mit einem Igel als Kopf hatte er auch lustig ausgesehen, und ich und Veni mussten Oberteil tauschen, wodurch jetzt Veni Tims Pulli trug, den ich zuvor angehabt hatte, und der, wie ich gestern vermutet hatte, selbst ihm mit relativ ähnlichem Körperbau wie Tim zu groß war. Gerade hatte ich jedoch einen Fehler gemacht, ich hatte nicht nachgedacht, was ich sagte und natürlich hatte Dennis mich erwischt. Mit etwas mulmigem Gefühl in der Magengegend sah ich jetzt zu, wie Tobi für mich einen Zettel zog und die Strafe vorlas.

»Eine halbe Stunde mit Augenbinde. Ui, die habe ich aufgeschrieben«, bemerkte er und ich musste schlucken. Ganz wohl war mir nicht, als Tobi aus seinem Schrank ein T-Shirt zog und es mir vorsichtig um den Kopf knotete, so dass ich tatsächlich nichts mehr außer Dunkelheit sehen konnte. Es fühlte sich echt merkwürdig und beängstigend an, nichts mehr zu sehen und gerade, als ich mich halbwegs daran gewöhnt hatte, beschlich mich das Gefühl, dass inzwischen jeder von uns das Spiel geradezu herausforderte. Ich merkte, wie meine Freunde immer wieder versuchten, sich gegenseitig dazu zu bringen, die verbotenen Wörter zu sagen und so dauerte es tatsächlich kaum mehr als ein paar Minuten, bevor die nächste Strafe, dieses Mal für Dennis, gezogen werden musste. Auf einmal grölten alle laut auf und ich verstand durch meine erzwungene Blindheit natürlich gar nichts. Ich war jetzt schon vollkommen genervt und hatte keine Lust mehr auf den Mist mit der Augenbinde. Zumal keiner sich die Mühe zu machen schien, mir zu erklären, was abging. Doch gerade, als ich frustriert aufstehen wollte, spürte ich eine Berührung an meiner Hand.

»Lass«, murmelte Tim leise und ich drehte nur fragend den Kopf in seine Richtung, während er vorsichtig über meinen Handrücken strich.

»Dennis muss sein peinlichstes Foto herumzeigen.«, erklärte er, was ich mit einem Nicken quitierte.

»Na toll.«, kommentierte ich. Direkt darauf hob Tim seine Stimme:

»Leute, Stegi muss es nachher auch noch sehen, wenn seine Zeit um ist. Sonst ist es unfair.«

Überrascht drehte ich den Kopf, während die Anderen alle zustimmten und bloß Dennis aufstöhnte. Während meine Freunde beschäftigt waren, über Dennis' Bild zu lachen, war Tim dazu übergegangen, leise für mich zu kommentieren, was geschah. Und ehe ich mich versah, hatte Dennis Mik auch schon in eine Falle gelockt und dazu gebracht, eines der verbotenen Wörter auszusprechen, woraufhin dieser erneut eine Strafe ziehen musste.

»Och nee, immer ich«, kommentierte er, während Tim mir erklärte, dass er das nächste Abendessen komplett ohne Hände essen müsse. Ich stimmte in das Lachen meiner Freunde ein, als ich auf einmal eine Berührung an meinem Hinterkopf spürte. Überrascht hielt ich in der Bewegung inne und im nächsten Moment musste ich leicht die Augen zusammenkneifen, als die Binde von meinen Augen genommen wurde.

»Die Zeit ist um«, erklärte Tim, der sie in der Hand hielt und danach, lauter, an alle gewandt:

»Wir sollten runter gehen. Es gibt Mittagessen.«

Gerade wollte ich zustimmen als ich von einem »Und der Nächste. Strafenmütze her!« unterbrochen wurde. Erst jetzt fiel mir auf, dass er erneut eines der Wörter benutzt hatte. Tim jedoch lachte nur, zog einen Zettel, faltete ihn auf und las vor:

»Ui. Eine Frage. Wen aus der Runde würdest du am ehesten mit auf eine einsame Insel nehmen?«

»Und?«, wollte Mik wissen, während Tim kurz zu überlegen schien. Schnell schien der Alpha einen Entschluss gefasst zu haben:

»Sorry, Stegi. Sieht so aus, als würdest du mit mir auswandern müssen.«

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An Stegi:

Was würdest du machen, wenn du durch eine Vergewaltigung schwanger werden würdest? Würdest du abtreiben?

Ja. Ich möchte nicht Vater werden. Jetzt noch nicht und eigentlich auch sonst niemals.


An die Evolution:

Wann bringst du dein Merch raus und was ist es?

Am 30. Februar nächsten Jahres. Lass dich überraschen, was es ist.

Daunted and Broken ~ #Stexpert ~ #Kostory ~ #VenationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt