35. Warum

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Ich bemerkte erst, dass jemand zu uns getreten war, als mich der süßliche Duft eines Alphas, der nicht Tim oder Veni war, deren Gerüche ich inzwischen in und auswendig kannte, mich beim Essen stocken ließ. Aber auch diesen charakteristischen Duft kannte ich viel zu gut und er löste in mir gleichzeitig das Verlangen aus, dem Besitzer sofort um den Hals zu fallen, wie der Geruch jedes anderen Alpha auch, als auch einen sehr dominanten Brechreiz. Und so musste ich gar nicht warten, bis die Person sich viel zu nahe neben mich auf die Bank gequetscht hatte, um zu wissen, dass es Max war. Sein Geruch war dem von Tim sehr ähnlich und im Nachhinein fragte ich mich wirklich, warum ich nicht vom ersten Moment an, an dem ich Tim begegnet war, gewusst hatte, dass er Max' Bruder war. Und dennoch war er nicht vollkommen identisch, Beide hatten eine vollkommen eigene Interpretation ihres Geruchs und ich mochte Tims auf jeden Fall um einiges lieber. Beide lösten auch vollkommen unterschiedliche Gefühle in mir aus. Während in mir die Panik aufstieg, sobald ich Max' Geruch wahrnahm, ließ Tims Duft mich immer sicher und geborgen fühlen. Auch schien es mir, als würde ich Tim noch viel intensiver riechen als die anderen Alpha, was wahrscheinlich daran lag, dass er mir näher stand als jeder Alpha sonst.

Erschrocken zuckte ich zusammen, als ich die Berührung von Max' Bein an meinem spürte und war wieder einmal froh, dass ich lange Kleidung trug. Ich wollte nicht, dass dieser Typ mich anfasste, selbst wenn es nur das war. Wütend schlug ich seinen Arm weg, den er gerade um meine Schulter legen wollte und tauchte darunter hinweg.

»Vergiss es«, fauchte ich ihn an, während ich von ihm weg rutschte, bis ich gegen Tim stieß, der auf meiner anderen Seite saß. Das war mir aber in diesem Moment egal, ich wollte bloß weg von Max.

»Verpiss dich, Max. Lass ihn in Ruhe«, mischte sich jetzt auch Tim ein und ich konnte die unterdrückte Wut in seiner Stimme hören. Ehe ich reagieren konnte, war Tim auf der Bank nach hinten gerutscht und hatte mich an der Hüfte über seinen Schoß auf die andere Seite geschoben, so dass er nun zwischen mir und seinem Bruder saß. Auch ich lehnte mich auf der Bank zurück, bis ich den blonden Schopf von Tims Bruder nicht mehr sehen konnte, um so dessen Blicken zu entgehen, während ich den Drang, mich zusammenzukauern, unterdrückte. Doch auch Max schien zu sehen, dass es so keinen Sinn hatte, denn mit einem wütenden Zischen richtete er sich langsam wieder auf, bevor er zurück zu seinen Freunden verschwand. Es dauerte einige Sekunden, bis die Anspannung begann, von mir abzufallen und während meine Freunde mir besorgte Blicke zuwarfen und versuchten, mit mir zu sprechen, konnte ich mich bloß darauf konzentrieren, mich aufrecht zu halten. Schließlich gab ich es auf und ließ mich erschöpft gegen Tims Schulter fallen, der sofort seine Arme um mich legte und mich beruhigend an sich drückte. Es war mir egal. Alles war mir gerade egal.

»Ich will nicht mehr«, flüsterte ich leise, was mich beschäftigte. Ich konnte das nicht mehr. Ich konnte nicht jederzeit in Alarmbereitschaft leben, jeden Moment mit der Angst, dass Max oder ein anderer Alpha mir etwas tun könnten. Während Tim beruhigend meinen Rücken streichelte, konnte ich hören, wie die Anderen sich bewegten, bis sich jemand neben mich fallen ließ. Einen kurzen Augenblick später wurde Tim von Tobi abgelöst, der mich fest in seine Arme schloss, während Tims Hand nur noch regungslos auf meiner Schulter lag und bloß noch sein Daumen sich gleichmäßig auf und ab bewegte und mich streichelte. Es dauerte bestimmt einige Minuten, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Tobi schien das zu merken und drückte mich vorsichtig von sich weg.

»Alles wieder gut?«, wollte er leise wissen und ich nickte schwach.

Tobi kletterte bald wieder zurück an Venis Seite und Mik drückte kurz beruhigend meine Hand. Ich hatte tatsächlich beinahe gedacht, dass ich vielleicht endlich mal meine Ruhe haben könnte und alles irgendwie ein wenig so verlaufen würde, dass ich es nicht immer so schwer hatte. Doch natürlich ließ das Schicksal mich selbst jetzt nicht in Ruhe. Warum auch? Schließlich war es heute ja noch nicht genug gewesen. Ich hatte heute doch tatsächlich einen halbwegs schönen Tag gehabt und irgendwer oder irgendwas schien mir das nicht zu gönnen und das im Nachhinein heimzahlen zu wollen. Aber natürlich. Warum auch nicht. Vielleicht hatte ich einfach kein Glück verdient.

Das alles schoss mir innerhalb einer Millisekunde durch den Kopf, während ich schon wieder meinen Namen hörte.

»Tim, Stegi, ich würde Sie gerne kurz sprechen, wenn das möglich wäre«, sprach uns die strenge Stimme eines Lehrers an und ich war froh, dass Tim zögerlich nickte, denn ich war in diesem Moment nicht fähig, mich zu bewegen.

»Ich wollte Sie bloß noch einmal darauf hinweisen, dass wir es doch sehr begrüßen würden, wenn alle Schüler die Nacht in ihrem eigenen Zimmer verbringen würden. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie es in der letzten Nacht nicht für nötig hielten, in Ihr eigenes Zimmer zurückzukehren. Ich weiß nicht, wo Sie beide waren oder was Sie da getrieben haben aber ich würde es doch sehr begrüßen, wenn Sie sich diese nächtlichen Aktivitäten für Zuhause aufsparen könnten. Sollte sich dieser Fall wiederholen, sehe ich mich leider gezwungen, Sie beide zurück nach Hause zu schicken. Haben wir uns verstanden?«

Zwei Sekunden lang rührte sich keiner, bis Tim vorsichtig nickte. Wie er schließlich das Wort erhob, um sich zu entschuldigen und zu versichern, dass das natürlich nicht mehr vorkommen würde, bekam ich gar nicht mehr mit, denn mein Gehirn hatte sich längst ausgeklinkt und drehte sich bloß noch um eine Erkenntnis. Wir würden diese Nacht in unserem Zimmer schlafen müssen. Ich würde in unserem Zimmer schlafen müssen. Ich würde im selben Zimmer schlafen müssen wie Max und seine Leute. In einem Zimmer voller Alpha. Das würde ich nicht überleben.

Warum? Warum, verdammt? Warum hasste das Leben mich so sehr? Was hatte ich jemals irgendwem getan? Ich hatte immer versucht, das Richtige zu tun, besser zu sein als Leute wie Max.

Vielleicht war es auch das. Vielleicht hatte ich es verdient, weil ich so arrogant war, mich für besser zu halten als Max. Ein Omega, der sich für besser als ein Alpha hielt. Vielleicht hatte ich es tatsächlich einfach nicht anders verdient. Vielleicht schien alles und jeder mich deswegen zu hassen. Oder vielleicht war es wegen etwas anderem. Aber irgendeinen Grund musste es doch geben.

Warum?

Warum hasste mich das Schicksal?

Warum war das Leben so scheiße zu mir?

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An Tim:

Ist es schwer dich zurückzuhalten, weil ihr ja läufig seid, wegen Stegi's Geruch?

Ganz ehrlich? Teilweise ja.


An die Evolution:

Wenn der Alpha eines Omega Stirbt. MUSS der Omega sich einen neuen Partner suchen oder kann er frei leben?

Er muss sich nicht erneut binden. Allerdings sind ungebundene Omega gesellschaftlich nicht sehr angesehen.


Ich weiß du bist sehr beschäftigt, aber mich würde interessieren ob du dich gut mit dem System verstehst. Seit ihr oft zusammen? Und wenn ja, ist das zwischen euch mehr eine freundschaftliche Beziehung oder läuft da was zwischen euch? ;)

Ähhhh... Ich hab keine Zeit zum Antworten! Tut mir leid!

*Autors Note: I SHIP IT!*

Daunted and Broken ~ #Stexpert ~ #Kostory ~ #VenationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt