Kapitel 45 Wettbewerb

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Wutentbrannt schlug ich die Tür meines Zimmers zu. Demetri lag ausgestreckt auf meinem Bett und lachte offenbar schon eine Weile. Er tätschelte neben sich das leere Bett. Ich setzte mich neben ihn.
,, Dein Vater ist echt unverbesserlich. Herrlich!''
Vor Lachen brachte er die Wörter kaum heraus. Natürlich hatte er alles gehört. Ärgerlich schubste ich seine Hand weg, die mich gerade berühren wollte.
,, Lass das! Das ist nicht witzig! Ich will ihn ärgern. Das war ja wohl gerade das Allerletzte. Was mache ich nur?''
Demetri wurde nun ernster und sah mich an. Ihm schien, ein Gedanke gekommen zu sein.
,, Hast du das Plakat in der Stadt gesehen?''
Ich sah ihn überrascht an.
,, Nein, welches Plakat?''
Es gab viele Plakate und ich wusste nicht, auf welches er anspielte.
,, Brasilianischer Kostümwettbewerb.''
Ich verstand nicht so recht, worauf er hinauswollte. Er seufzte. Dann fiel es mir doch ein.
,, Und du willst das ich dort mitmache?'', fragte ich zweifelnd nach.
,, Wieso nicht? Mein Vater wäre ziemlich ausgerastet, wenn meine Schwester dort mitgemacht hätte.''
,, Du kommst auch aus einer ganz anderen Zeit, aber ein Versuch ist es wert. Denkst du, ich den anderen überhaupt Konkurrenz machen?''
,, Auf jeden Fall, mein Engel.''
Das wunderte mich zwar nicht, aber ich war überrascht, dass er es mir überhaupt vorschlug. Für gewöhnlich sprang er im Dreieck, sobald jemand zu lange einen Blick auf mich warf. So wie bei Tyler.
,, Sagst du das nur, weil ich als Vampir sowieso dazu gemacht bin, Leute zu verführen? Oder weil ich deine Frau bin?'', fragte ich misstrauisch nach.
Er schüttelte lächelnd den Kopf.
,, Nein. Ich sage das, weil du wunderschön bist. Dass du meine Frau bist, verfeinert dich nur. Außerdem hast du mich doch schon verführt, als du noch ein Mensch warst."
,, Schon, nur dich. Aber wir sind Seelenverwandte. Das zählt nicht.''
Sein Grinsen wurde breiter.
,, Und ob das zählt.''
Ich seufzte.
,, Einmal angenommen, ich mache da mit. Wo kriege ich das brasilianische Outfit her?''
,, Wozu gibt es Google?''
Ich kicherte.
,, Dass ich das von dir höre, Demetri.''
Nun musste ich sogar lachen.
,, Bist du sicher, dass du mich nicht einfach in einem so schönen und vor allem freizügigen Kostüm sehen willst?", stellte ich nun die Fragen aller Fragen.
Er überlegte nicht einmal lange.
,, Das ist vielleicht eine nette Nebensache'', gab er zu und gab mir einen Kuss.
Ich beugte mich über ihn und vertiefte den Kuss. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
,, Ich wusste gar nicht, dass du dir das vorstellst. Dann hätte ich schon früher so ein Kostüm angezogen."
Er lachte.
,, Wir wollen es ja auch spannend halten. Außerdem haben wir noch eine Ewigkeit Zeit."
,, Wir müssen unbedingt mal nach Rio zur Karnevalszeit. Das wollte ich schon immer mal sehen."
Er küsste mich.
,, Gerne, meine Schöne. Doch jetzt lass uns erstmal etwas anderes machen."
Mit den Worten zog er mich auf sich.

Der Wettbewerb war zwei Tage später. Ich hatte Glück mit der Anmeldung und war gerade noch so im Limit. Wir bestellten das Kostüm im Internet per Expresslieferung. Zum Glück war es dann am nächsten Tag schon da. Ein fliederfarbener Bikini, der mit Federn verziert war, und dazu ein knielanger ebenfalls fliederfarbener Rock. Violette Highheels und natürlich ein violetter Federkranz. Als ich probehalber durch mein Zimmer ging, pfiff Demetri anerkennend.
Dann lieh ich mir noch heimlich Lockenwickler von Serafina und rollte meine Haare auf. Am Ende noch etwas Schminke und dann war ich fertig.
Serafina und mein Vater arbeiteten an dem Vormittag beide. Meine Stiefschwester war in der Schule. Ich musste also nichts heimlich tun. Mein Vater würde mich dann schon sehen, wenn ich den Wettbewerb gewann.

Da ich mich Zuhause umgezogen hatte, musste ich noch in einem Bademantel mit dem Kopfschmuck in der Hand in die Stadt fahren. Mein Bademantel war knallpink. Dementsprechend drehten sich ziemlich viele Menschen auf der Straße nach mir um. Ich gaukelte mir natürlich vor, dass es an dem Bademantel lag. Ich wusste allerdings auch, dass wir beide unter Sterblichen schon stark auffielen.
Es regnete und der Wettbewerb würde in einer Halle stattfinden. Ansonsten hätte ich wohl kaum mitmachen können. Es sei denn, glitzernde Haut wäre ein Wettbewerbsvorteil.

Demetri begleitete mich natürlich zur Halle. Immer wenn sich jemand umdrehte, schaute er ihn böse an. Mir schien es, als würde ihm die Idee jetzt doch nicht mehr so gut gefallen, wie vorher. Vielleicht hatte er nicht damit gerechnet, wie fesselnd das aussehen würde. Aber womit hatte er denn gerechnet?
Der Bademantel zeigte natürlich meine nackten Beine und ich wusste, dass es den Eindruck erweckte, dass ich darunter nackt war.
Seit ich ein Vampir war, hatte ich viel geringere Probleme damit, meinen Körper zu zeigen. Trotzdem fühlte ich mich nicht so ganz wohl.
Aber mit Demetri als Rückhalt schaffte ich alles.
Außerdem war es für mich eine gute Übung, um aus meiner Komfortzone zu kommen und um meinem Vater zu zeigen, dass ich eine erwachsene Frau war.
Er konnte mich nicht kontrollieren. Ich konnte tun und lassen, was auch immer ich wollte.

Bis(s) der letzte Hauch von Leben uns verlässt | Abgeschlossen Where stories live. Discover now