Kapitel 15 Janes Geheimnis

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Maria p.o.v

An dem Abend, bevor die Volturi angreifen würden, jagte ich einen Bären. Bären waren zu meiner Lieblingsspeise geworden. Demetri zufolge schmeckte Raubwild immer noch eher nach Mensch als Pflanzenfresser. Mir gefiel es nicht, dass ich vielleicht aus diesem Grund gerade Bären am liebsten mochte. Auch er bevorzugte Raubwild.

Nach der Jagd ging ich zu Sara und las ihr etwas vor. Wir hatten beschlossen, ihr ein wenig Routine zu geben. Zwar schlief sie nicht, aber so konnten wir sie ablenken und auch uns, denn wir wechselten uns ab. Sie liebte Geschichten, besonders Märchen. Ihr Lieblingsmärchen war Hänsel und Gretel. Ich war ebenfalls mit diesen Märchen aufgewachsen und las ihr deshalb besonders gerne etwas vor. Am liebsten, wenn Demetri noch dabei war. Wir saßen dann eng umschlungen an ihrem Bett und sie lag darin und ließ sich etwas erzählen. Es fühlte sich dann ein bisschen so an, als wären wir selbst ihre Eltern. Manchmal versetzte mir das einen Stich. Ich hätte auch gerne ein Kind mit Demetri gehabt. Auch wenn ich auf die Probleme, die wir jetzt mit Saras Natur hatten, gut hätte verzichten können.

Diesmal war ich aber allein bei ihr, Demetri noch auf der Jagd. Ich hatte das ungute Gefühl, dass er heute zur Feier des Tages Menschenblut trinken würde. Ich machte ihm dafür keinen Vorwurf. Es schmeckte wahrscheinlich wesentlich besser als Tierblut. Niemand wusste, ob wir morgen noch lebten. Ich würde ja an seinen Augen sehen, ob ich recht hatte.

Sara und ich saßen im Erker ihres Zimmers am Fenster. Als nächstes wollte sie das Märchen von Aschenputtel hören. Da ich es auswendig konnte, weil es auch mein Lieblingsmärchen gewesen war, als ich klein war, stellte ich das Buch zurück in das Regal. Dann setzte ich mich wieder zu ihr. Sie lehnte sich an den Fensterrahmen und schloss wohlig die Augen. Während ich ihr das Märchen erzählte, schaute ich aus dem Fenster und sah zufällig Jane vorbeigehen. Sie schien, es eilig zu haben und bedacht darauf zu sein, nicht gesehen zu werden. Es wurde langsam dunkel. Dementsprechend sah sie wohl auch keiner außer mir. Ich vergaß sie aber schnell wieder und umarmte Sara. Es war kaum zu glauben, dass sie erst einige Monate alt war. Sie sah bereits aus wie eine Sechsjährige und bildschön. Sie hatte keine Makel. Ich hatte noch nie so ein schönes Kind gesehen. Sie war dermaßen intelligent, dass es manchmal etwas schwierig mit ihr war.

Als Jane wieder am Fenster vorbei ging, war sie nicht mehr allein. Ihre blonden Haare waren in der Dunkelheit gut zu sehen.
Neben ihr lief auch jemand mit hellen Haaren und erzählte etwas. Sie lachte und er zog sie an sich. Er war kaum größer als sie.

Plötzlich schoss es mir in den Kopf. Natürlich. Es war Vladimir.

Das war also der Grund, warum sie abends immer verschwand. Sie traf sich mit ihm und es ergab Sinn, dass sie sich draußen mit ihm traf und nicht bei uns im Haus. Er war nicht besonders beliebt unter uns. Auch ich mochte ihn nicht und sie wollte ihre Beziehung wahrscheinlich nicht öffentlich machen. Wenn sie denn überhaupt schon eine Beziehung hatten. Unwillkürlich musste ich lächeln. Vladimir und Jane passten überhaupt nicht zusammen. Vielleicht noch von der Statur und der Vorliebe für Menschenblut her. Aber der Altersunterschied war enorm.

Gleichzeitig fiel mir aber auch ein, dass ja auch Demetri und ich so einen großen Altersunterschied hatten. Trotzdem war sie eine Ex Volturi und er ein Rumäne. Sie waren verfeindet. Außerdem hatten sie sich auch nach ihrer Zeit bei den Volturi schon gesehen, nämlich als wir bei den Cullens waren. Hatte es da schon zwischen den Beiden gefunkt? Hatte ich das einfach nicht gesehen? Oder kam es jetzt erst? Warum hatte Jane es mir nicht erzählt? Ich war doch ihre Schwester. Mir hätte sie es doch sagen können.

Wo die Liebe hinfällt. Mich freute es, dass sie endlich einen Freund gefunden hatte, obwohl ich ihn selbst nicht ausstehen konnte. Das gönnte ich ihr. Sie hatte lange gebraucht, um darüber hinweg zu kommen, dass Alec nun jemanden gefunden hatte. Auch dass ich als ihre jüngere Schwester schon verheiratet war, machte ihr zuschaffen. Das wusste ich.
Ich hoffte nur, dass sie sich jetzt nicht den Erstbesten herausgesucht hatte, um Erfahrungen zu machen. So etwas endete immer nicht gut. Vor allem dann nicht wenn es sich dabei um einen mächtigen Vampir handelte.
Aber ich vertraute Jane. Sie war eigentlich erwachsen genug, um damit umgehen zu können.

Bis(s) der letzte Hauch von Leben uns verlässt | Abgeschlossen Where stories live. Discover now