Kapitel 11 Rebecca

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Maria p.o.v

Kurz nach unserer Ankunft verschwanden Demetri und ich. Wir gingen zwar in den Wald, aber nicht auf die Jagd. Wir hatten dort einen geheimen Ort nur für uns. Er war immer noch auf unserem Grundstück. Demetri hatte ihn für uns gebaut.

Bei einem unserer Streifzüge hatten wir diesen Baum entdeckt. Er war alt und hochgewachsen und er hatte eine flache Krone. Demetri hatte dann heimlich ein Baumhaus für uns dort zusammengezimmert. Es war wunderbar gemütlich. Ein kleines Zimmerchen aus Holz mit vielen Fensterlöchern, die man durch Holzläden verschließen konnte.
Er hatte es mir zum 19. Geburtstag geschenkt. Wir verzogen uns manchmal dorthin, um allein zu sein.

Ich wusste, dass es unfair war, die Familie genau in diesem Moment allein zu lassen, aber für mich war das einfach zu viel. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, wieder Demetris Leben auf's Spiel zu setzen. Nicht wieder. Niemals könnte ich es verkraften, wenn er ging. Er hatte es sofort erkannt, als ich zurückgekommen war. Ich hatte es erklärt und war nur noch dort geblieben, bis die anderen mich sahen, damit sie wussten, dass ich es bereits erzählt hatte. Aber Demetri wusste sofort Bescheid. Er kannte mich besser als jeder andere. Der Gedanke an einen Kampf mit den Volturi machte mir Angst. Ich hatte das schlimme Gefühl, dass dieses Mal wieder jemand sterben würde. So wie Lia beim letzten Kampf. Ich wollte das nicht nochmal.

Nun lagen wir auf dem Fußboden in unserem kleinen Reich und sahen durch ein Loch im Dach in den Himmel. Ich hatte meinen Kopf auf seinen Bauch gebettet und er strich mir beruhigend durch die Haare. Ich wollte weinen, doch mir würden natürlich keine Tränen kommen. Deshalb schluchzte ich nur. Er zog mich hoch zu sich und legte mir seine Arme um den Oberkörper.
,, Ich fühle deinen Schmerz, mia principessa", sagte er unglücklich,,, Mir geht es doch genauso."
Ich lächelte ihn traurig an.
,, Ich will nicht wieder jemanden verlieren. Nicht dich. Auf gar keinen Fall dich."
,, Das wirst du nicht, Maria. Sieh mich an."
Er hob mein Kinn an.
,, Ich werde dich beschützen und mit deiner Gabe kannst du mich genauso schützen. Außerdem haben wir Bella. Ihr Schutzschild wird sehr nützlich sein."
,, Aber es wird zu einem Kampf kommen."
Mein Ausspruch war eine Feststellung. Er antwortete nicht, sondern sah mich nur an. Ich drückte ihn noch fester an mich.
,, Verlass mich nicht, Demetri. Halt mich."
,, Das werde ich", erwiderte er fest.

Wir machten uns erst nach einigen Stunden wieder auf den Weg zurück. Die anderen erwarteten uns nicht. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass wir so lange weg blieben. Alec und Kiara kümmerten sich um Sara. Man hörte sie in ihrer Etage spielen. Jane saß im Wohnzimmer und stickte. Senna und Zafrina waren auf der Jagd. Mehr waren bisher noch nicht eingetroffen. Ich hoffte noch, dass zumindest Carlisle oder Alice absagen würden. Es war unwahrscheinlich. Zumal wir dann auch auf die wertvollen anderen Cullens verzichten mussten. Vor allem Edward und Bella wären für uns ein entscheidender Vorteil.

Der Kamin prasselte, vermag es aber nicht, mich zu beruhigen.
Wir setzten uns zu ihr auf die Couch. Niemand sprach ein Wort. Die Stimmung war bedrückend und man hätte nichts sagen können, um sie zu lockern. Keiner wusste, ob wir die nächste Begegnung mit den Volturi überleben würden.

Als erstes trafen die Cullens ein. Sie waren bereits nach wenigen Tagen bei uns. Alle außer Renesmee, die unbedingt bei Jacob bleiben wollte. Das war nach meinem Gefühl echt unfair. Wir hatten sie beschützt und sie kam nicht, um Sara zu schützen. Irgendwie hatte ich aber auch das Gefühl, dass Edward und Bella sie extra Zuhause behalten hatten, damit sie nicht in Gefahr geriet. Trotzdem war ich dankbar gewesen, dass sie überhaupt kamen. Wegen Corin auf Seiten Aros würden ohne Bella zahllose Vampire einfach überlaufen. Dann hätten wir keine Chance mehr.

Danach die Denalis und die Iren.
Sie jagten alle in der Stadt, in der Alec und Jane auch jagten. Jedenfalls die, die auch Menschenblut tranken. Bis wir alle zusammen hatten, die wir bekommen konnten, war schon ein halber Monat um. Dann kamen die, die wir am wenigsten erwartet hatten und die wir am wenigsten mochten: Die Rumänen.
Keiner von uns hatte wirklich damit gerechnet, denn seit dem Vorfall mit Carlisle und Renesmee mussten sie uns hassen. Wir hatten seitdem auch nichts mehr von ihnen gehört.

Ich wollte sie eigentlich nicht im Haus haben, denn ich hegte nach wie vor eine große Antipathie gegen beide, aber sie würden mit uns kämpfen. Wenn auch nur, weil sie den Volturi etwas auswischen wollten. Um Sara und meinen Clan zu beschützen, waren auch sie ein notwendiges Übel, denn sollte es zum Kampf kommen, waren sie zweifellos starke Verbündete. Und wenn ich Demetri und alle anderen retten wollte, musste ich das akzeptieren.

Sara blieb am liebsten bei Tanya. Da Tanya schon lange lebte, konnte sie ihr viele Geschichten erzählen und das gefiel ihr. Jeder hier außer die Rumänen gewann sie lieb und würde sie verteidigen. Sie lernte durch die vielen Geschichten ständig dazu und sprach schnell wie eine viel ältere Person.

Trotzdem kehrte natürlich keine Normalität ein. Ich fühlte mich in der Gegenwart so vieler nach wie vor unwohl, aber ich konnte ihr nur gelegentlich entfliehen. Ich wollte nicht, dass es auffiel und ich musste meinen Clan repräsentieren. Da durfte ich keine Schwäche zeigen.

Eine Vampirin kam noch dazu. Sie hieß Rebecca. Die Volturi hatten ihren Seelenverwandten getötet und nun wollte sie Rache. Rebecca war eine junge Nomadin mit dunkelbraunen Haaren und einem hübschen Gesicht. Auch sie hatte ihrer Ernährung entsprechend rote Augen.
Wie sie auf unsere Sache aufmerksam geworden war, wussten wir allerdings nicht. Eines Tages war sie einfach da, saß mit in unserer Runde, wie als wäre sie schon immer dort gewesen. Sie war extrem verschlossen, ähnlich wie Alec und redete nur sehr wenig mit uns. Meistens blieb sie im Wald und kam nur gelegentlich zu uns. Auch sie schien, sich unter so vielen Artgenossen unwohl zu fühlen. Ich konnte es ihr nicht verübeln.

Bis(s) der letzte Hauch von Leben uns verlässt | Abgeschlossen Where stories live. Discover now