Kapitel 32

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Wir sind wieder zusammen und ich habe das Gefühl, dass dich das Band zwischen uns nur noch mehr verstärkt hat. Es gibt nichts, was uns jetzt noch trennen könnte, ausser Gott. Seine Familie hat sich darüber gefreut, dass wir wieder zusammen sind. Auch meine Familie war glücklich darüber, ausser mein Vater. Ich glaube, dass er Mergim erst wieder vertrauen muss, um sich darüber freuen zu können. Er weiss die ganze Geschichte noch gar nicht. Er denkt, dass Mergim mich verletzt hat, wobei es doch ganz anders ist. Ich würde es ihm ja gerne erzählen, aber ich habe den passenden Moment noch nicht gefunden.

Es ist alles beim Alten. Mergim ist mittlerweile 23 und ich 22 Jahre alt. Wir sind dabei unsere Hochzeit zu planen. Ich weiss nicht, aber ich glaube, dass Mergim aufgeregter ist als ich. Sowas sollte eigentlich unmöglich sein. Schliesslich ist es die Frau, die immer Panik schiebt. Der Gedanke bringt mich zum Lachen. Wahrscheinlich kommt das noch, dass ich Panik schiebe.
Anita hat währenddessen einen gesunden Jungen zur Welt gebracht. Wir freuen uns so für sie. Natürlich habe ich ihr die ganze Geschichte dann auch erzählt. Wenn sie gekonnt hätte, dann hätte sie mich auf den Jupiter geschickt ohne Rückfahrtticket, so sauer wie sie war, dass ich ihr das alles verheimlicht habe. Wenn ich so darüber nachdenke, dann musste ich viele Entscheidungen treffen und ich habe immer versucht das Beste für die anderen zu wollen. Doch manchmal stellt sich heraus, dass jede Lüge falsch ist. Nur die Wahrheit verschafft dir einen klaren Blick und vor allem die Ruhe in dir selbst.

In wenigen Wochen ist es soweit. Unsere Hochzeit. Natürlich würden viele behaupten, dass das ziemlich schnell geht nach der Trennung so schnell zu heiraten und so weiter. Stimmt. Ich würde das vielleicht von anderen auch denken, aber man sollte niemals urteilen, wenn man die ganze Geschichte nicht kennt. Es ist so viel passiert. Ich habe mich wirklich wie auf einer Achterbahn gefühlt. Es ging hoch und runter. Aber das alles spielt keine Rolle. Wichtig dabei ist, dass man sich nicht verliert. Jeder Schritt ist einfacher, wenn man ihn gemeinsam geht. Und ich bin froh darüber Mergim an meiner Seite zu haben, egal was passiert.

Es ist ein wunderschöner Tag und Mergim wird in wenigen Minuten hier sein. «Scheisse man!» «Was los mit dir?» «Leon! Hast du meine High Heels gesehen?» «Sehe ich etwa so aus, als würde ich sowas anziehen?» lacht er. Boah. «Das sagt doch niemand. Ich frage nur, ob du sie gesehen hast.» «Ja im Keller» «Dein ernst?» «Klar. Mama hat einige deiner und meiner Schuhe in den Keller gebracht» «Na super» Ich stehe auf und renne die Treppe runter und wieder hoch. Ich bin noch nicht ganz fertig, als es an der Tür klingelt. «Mach ihm die Tür auf» «Jaja» Meine Eltern sind zur Zeit in Kosovo und mein Bruder und ich sind alleine zu Hause. Da kann man sich vorstellen wie es hier zu und ab geh. Leon macht nichts. Wirklich nichts. Er zockt oder trifft sich mit seiner Freundin. Dieser Verliebte. Er soll lieber mal was im Haushalt machen, sonst erzähle ich es seiner Freundin. Wahrscheinlich ist er voll der Macho. So habe ich das Gefühl. Naja. «Hey Leon, was geht?» «Hey, nichts bei dir? Komm doch rein? Wieso klingelst du überhaupt? Komm doch das nächste Mal einfach herein» «Haha. Ja Anstand und so» «Du bist nun ein Teil dieser Familie, da kannst du einfach rein und raus» lacht Leon. Ich glaube, dass Leon Mergim wie einen älteren Bruder ansieht, was mich natürlich sehr freut. Ich liebe sie – meine zwei Jungs.

«Also viel Spass euch zwei und meldet euch ja» «Ja machen wir» sagt Mergim. Mein Bruder umarmt mich kurz, was mich etwas überrascht. Mergim hat eine Überraschung geplant. Ich habe kein Plan wohin wir gehen. Er meint nur, dass ich es früher oder später schon erfahren werde. Zuerst gehen wir etwas essen und geniessen den Abend zu zweit. Seine Kette, sowie seinen Ring habe ich wieder an. Es fühlt sich so schön an. Ich dachte immer, dass man jedes Gefühl beschreiben kann, so ist das aber nicht. Manche Gefühle kann man nicht beschreiben, weil man sie einfach selbst fühlen muss, um zu verstehen.
«Ist das die Überraschung?» «Nein» lacht Mergim. «Ja was dann?» «Das wirst du schon sehen» «Ach komm schon. Sei nicht so ein Spielverderber» «Hahaha die einzige Spielverderberin hier, bist du» Er lacht sich kaputt. «Sei doch etwas geduldig. Ich werde es dir nicht verraten» «Wenn du mich liebst, dann sagst du es mir jetzt» Okay. Jetzt muss er es mir sagen. «Dass ich dich liebe? Ja ich liebe dich. Also frag nicht weiter» Sein Grinsen ist ansteckend. Ich höre auf zu fragen. «Gut, dann eben nicht.» «Komm lass uns gehen» Wir stehen auf und verlassen das Restaurant.

Wir steigen in den Maserati und fahren los. Mergim fährt auf der Autobahn und ich blicke gemütlich aus dem Fenster. Am Himmel ist ein Flugzeug zu sehen. Kein kleines, sondern ein grosses. Als ich nach vorne blicke, sehe ich, dass wir Richtung Flughafen fahren. «Flughafen?» Mergim grinst nur und schaut weiter auf die Strasse. Bis eben, war ich voll müde, aber jetzt bin ich hellwach. Gespannt blicke ich aus dem Fenster. Tatsächlich. Wir sind am Flughafen in Kloten. «Mergim was wollen wir hier» Er steigt aus ohne ein Wort zu sagen. Er geht zum Kofferraum, öffnet ihn und nimmt einen Koffer heraus. Was? Einen Koffer? «Willst du mich in die Wüste schicken?» frage ich ironisch mit einem Lächeln. «Hahahahah. Du labberst nur Müll, weisst du das?» Mergim zieht mich zu sich und küsst mich. «Vielleicht sollte ich das öfters machen, damit du nichts sagen kannst» Er grinst und nimmt meine Hand und wir laufen zur Eingangstür. Na, das kann ja was werden.

SchicksalsschlägeWhere stories live. Discover now