Kapitel 5

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Die Ferien haben erst begonnen und ich langweile mich jetzt schon zu Tode. Was soll ich bloss 5 Wochen lang machen?! Ich suche gerade einen passenden Film, damit ich mir die Zeit irgendwie vertreiben kann, als Anita schreibt: 'Hey was machst du?' 'Nichts, langweilen du?' 'Ja ich auch. Komm doch vorbei und schauen wir uns einen Bollywoodfilm an' Perfekt, denke ich mir. 'Alles klar. Bin in einer halben Stunde bei dir' 'Okay bis gleich' Ich liebe Bollywoodfilme. Ich habe schon alle 100 mal gesehen, aber egal. Ich werde die Filme bestimmt noch mit meinen Kindern anschauen, lache ich vor mich hin. Ich mache mich zurecht und sage meinen Eltern, dass ich zu Anita fahre um mit ihr einen Film zu schauen. Ich nehme die Autoschlüssel und fahre auch schon los.

Bei Anita angekommen, merke ich, dass sie Besuch hat. Scheisse man! Konnte sie mich nicht vorwarnen?! Ich klopfe an die Tür. «Hey, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du nicht klopfen sollst? Komm doch einfach herein.» Anita umarmt mich und ich ziehe meine Schuhe aus und gehe herein. Sie hat mir das bestimmt schon 1000 Mal gesagt, dass ich einfach hineinlaufen soll, aber ich finde das ziemlich unverschämt, deshalb mache ich das nicht. «Sag mal, habt ihr Besuch?», frage ich sie, bevor wir ins Wohnzimmer gehen. «Ach, ne. Das ist nur ein Freund von Besnik.» Ich nicke nur. Wir gehen ins Wohnzimmer und ich setze mich gleich hin. «Welchen Film schauen wir?» «Denn meine Liebe ist unsterblich. Kennst du den?» Ich werfe einen Blick zu ihr rüber. «Ah ja stimmt. Du kennst ja alle», kichert sie. «Ganz genau», sage ich voller Stolz und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ehrlich gesagt liebe ich diesen Film, obwohl diese Filme niemals der Realität entsprechen werden, liebe ich sie.

Der Film hat gerade angefangen als Besnik kommt und hinter ihm gleich sein Freund, Mentor. «Schau mal Bruder. Die heulen bestimmt gleich.» «Hau ab, geh weiter zocken», sagt Anita genervt zu seinem Bruder. «Jaja, entspann dich. Wir wollten nur mal kurz nach euch sehen. Ob ihr nicht bereits ertrunken seid in euren Tränen», lacht er. Er schmeisst und ein paar Päckchen Taschentücher hin. «Hier, für alle Fälle.» Sie verziehen sich wieder. Wie schon erwähnt, liebe ich Bollywoodfilme, aber dieses ständige Singen und Tanzen, müsste echt nicht sein. Währenddessen die wieder singen, nehme ich mein Handy und checke Facebook ab. Unglaublich. Eine neue Nachricht. Da bin ich mal gespannt. Es ist der Typ wieder. Ich öffne die Nachricht und lese: 'Wenn ich ein Fake bin, wieso schreibst du dann zurück? Oder gefällt dir mein Profilfoto ;-)' Ich lese die Nachricht mehrmals durch. Verdammt. Ich wusste, dass ich es bereuen werde ihm geschrieben zu haben. Anita bemerkt, dass ich nicht mehr den Film anschaue, sondern nur auf mein Handy fixiert bin. «Uhh, da ist ja eine verliebt.» Bei dem Wort verliebt, blicke ich sie sofort an. «Spinnst du?» «Wer ist der Glückliche?» «Niemand. Ich bin nicht verliebt. So einer geht mir einfach auf die Nerven.» «Auf die Nerven ja?» Ihr Blick verrät sie. Sie glaubt mir kein Wort. Ich kann nicht anders. Ich muss die Augen verdrehen. «Hier, lies selber.» Ich schmeisse ihr mein Handy hin. Sie liest aufmerksam die Nachricht und schaut mich an. «Wieso lässt du dich überhaupt auf so einen ein? Der will doch nur spielen. Scheiss auf den!» Da hat sie verdammt recht. Das passt gar nicht zu mir. Für gewöhnlich ignoriere ich solche Typen. Wieso ich ihm geantwortet habe, weiss ich selbst nicht. «Soll ich ihm nicht antworten?» «Nein, lass es lieber.» Hmm.. eigentlich würde ich gerne zurückschlagen, aber ich habe keinen Bock, dass die Unterhaltung weitergeführt wird. Also lösche ich die Nachricht und schliesse Facebook.

Wir schauen uns weiter den Film an. Wieso kann es nicht eine solche Liebe auch im wahren Leben haben? Wieso können solche Liebesgeschichten nicht realistisch sein? Irgendwie macht es mich traurig. Aber was will mach schon machen? So nimmt das Leben seinen Lauf.

Nachdem der Film zu Ende gegangen ist, chillen wir noch ein bisschen und quatschen. Anita ist seit 2 Jahren schon in einer Beziehung mit Fitim. Ihre Familien kennen sich schon und eigentlich ist bei ihnen alles perfekt. Sie kommen sogar aus der gleichen Stadt in Kosovo. Was will man schon mehr? Albaner, Moslem und dazu noch aus dem gleichen Ort. Ich gönne es Anita von Herzen, weil ich weiss, dass auch ihre Beziehung Höhen und Tiefen hatte. Ihre Verlobung ist noch nicht festgelegt, aber bald wird es soweit sein.

Kurz vor Mitternacht mache ich mich auf dem Heimweg. Zuhause angekommen, lege ich mich gleich hin. Ich bin todmüde. Kurz darauf, schlafe ich auch sofort ein. Die Nachricht, die mich in dieser Nacht erreicht, bemerke ich nicht. Wer hätte gedacht, dass ich so eine Nachricht erhalten werde?

SchicksalsschlägeWhere stories live. Discover now