Fortsetzung : 20

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Ich hakte mich aufgeregt bei Yoonie ein.

"Du schaffst das!", motivierte er mich mit einem strengen, aber gleichzeitig liebevollen Blick. Als Antwort bekam er ein unsicheres Nicken von mir und wir liefen los. Der Schleier meines langen Kleides wurde von Amber gehalten. Jeder kleinste Schritt fühlte sich wie ein Kilometer an und ich wollte ihm jetzt schon in die Arme springen.

Um den Altar saßen die Leute, die kommen sollten und sie alle lächelten mich an. Mein Herz raste, als er mich anschaute. In einem Anzug sah er so gut aus. Ich musste ebenfalls lächeln, als Yoonie mich ihm übergab. Ich hatte das Gefühl, als würde mein Herz mir gleich aus der Brust springen.

Ich stellte mich vor TaeTae hin, aber sein Blick war immer noch dort hingerichtet, wo ich zuvor stand. Mein Blick wanderte dort ebenfalls hin und als ich sie sah, wollte ich schreien. Agressionen, Wut sowie Enttäuschung und Traurigkeit kamen in mir auf und die Tränen schossen mir in die Augen.

Jiyoon in meinem Kleid, bloß noch viel schöner. Sie trug ein dichten Schleier vor dem Gesicht und bemerkte mich gar nicht. Anscheinend erkannte keiner, dass sie es war.

Das Lächeln aller Meschen hier galt nicht mir, sondern ihr.

Sie stellte sich genau dort hin, wo ich stand und berührte mich nicht mal. Ich war unsichtbar. Keiner hier bemerkte mich. Das sollte der schönste Tag meines Lebens werden, nun wird es der von Jiyoon? Wütend versuchte ich sie von ihm wegzuschubsen und ignorierte weinend die Rede des Pfarrers.

Ich wollte schreien. Ich wollte sie zerstören. Ich wollte, dass sie verschwand.

TaeTae steckte ihr den Ring langsam auf den Finger und der Satz, vor dem ich am meisten Angst hatte, wurde ausgesprochen.

"Sie dürfen die Braut jetzt küssen"

Er zog behutsam den Schleier von Jiyoon noch und näherte sich ihr.

Ich zuckte heftig zusammen. In Schweiß gebadet versuchte ich meine Atmung zu regulieren. So würde also meine Hochzeit enden.

TaeTae legte seinen Arm um mich und zog mich näher an ihn heran.

"Was hast du geträumt?",fragte er, als wüsste er über meinen Traum Bescheid.

"Von unserer Hochzeit."

"Wieso weinst du dann?"

"Weil es anders ausgegangen ist, als ich wollte."

"Wie denn?",seine Stimme klang verwundert.

"Du hast Jiyoon anstatt mich geheiratet.",sprach ich und fing an heftig zu schluchzen.

"Ohh nein, baby.",säuselte seine Stimme.

Er nahm mich fest in den Arm und drückte mich gegen seine Brust.

"Ich werde dich niemals verlassen, betrügen oder sonst irgendwas.",flüsterte er und strich meine Haare hinter mein Ohr. Ich ließ meinen Tränen freien lauf und es fühlte sich besser an denn je, einfach so zu weinen.

Plötzlich erklang mein Handyklingelton. Schnell stand ich auf und lief aus dem Raum.

"Endlich gehst du ran! Ich hab seit einer Stunde nach deiner Nummer gesucht! Dein.. eh unser Vater liegt im Krankenhaus.. er will dich sehen.",sprach eine unbekannte Stimme.

"Ich glaube Sie haben sich verwählt.", kicherte ich etwas perplex.

"Nein, Nein! Du bist doch Sun Hi, oder?"

Meine Augen weiteten sich. Das war angsteinflößend.

"Ich bin Seong Xia. Dein Vater... ich will ihm einen Wunsch erfüllen und vielleicht wird es sein letzter...",fing das Mädchen plötzlich an zu schlurchzen. Ich konnte doch keinem weinenden Mädchen Nein sagen?! Jedoch war mir die ganze Sache ziemlich unheimlich.

"Reden hier gerade von meinem Vater? Wong Jiang?",fragte ich ungläubig nach.

"Ja und die Adresse ist ########. Bitte komm so schnell wie möglich! Wir können uns glücklich schätzen, dass er in ein Krankenhaus hier in Seoul verlegt wurde.",seufzte sie immer noch weinend.

"Ok.. annyeong.",beendete ich das Gespräch schnell und überlegte, ob ich hinfahren sollte. Ich hatte keine guten Erfahrungen mit sowas gemacht und am meisten fragte ich mich, woher sie meine Nummer hatte.

Mein Vater war das einzige Familienmitglied, was ich besaß.

Schnell googlete ich die Adresse. 22 Minuten von hier entfernt.

Ich machte mich anschließend fertig und lief nach unten an den Frühstückstisch, wo Tae gerade sein Müsli aß.

"TaeTae, ich werd dir alles später erklären.",sagte ich zu ihm und er hebte mit vollgestopften Wangen seinen Kopf.

Flüchtig gab ich ihm einen Kuss auf seine Stirn und rannte zur nächsten Straße, um von da aus ein Taxi zu nehmen.

35 Minuten vergingen im Taxi, während die Seouler Straßen voller denn je waren und es draußen wie aus Eimern schüttete.

Erleichtert atemte ich aus und gab dem ausländischen Fahrer das Geld.

Mein Gang war schnell und ich stoppte bei der nächsten Krankenschwester.

"Entschuldigen Sie? Wo liegt hier Wong Jiang?",fragte ich aus der Puste und die junge Frau überlegte kurz.

"Dort gleich rechts! Sie müssen Fr. Wong sein... ihm geht es sehr schlecht."

Also doch. Er war dieses Mal keine Verarsche. Dieses Mal lag wirklich mein Vater hinter dieser Tür.

Langsam steuerte ich auf die Tür zu und ließ meine Hand über die Klinke schweifen. Also dann...

Grelles weißes Licht blendete mich und ein Schlurchzen verstummte.

"Sunhi!",umarmte mich ein Mädchen und rief mein Namen fassungslos.

Sie sah aus wie eine typische Chinesin und dazu war sie noch sehr sehr hübsch.

Und dann sah ich ihn. Meinen Vater. Die Ähnlichkeit zwischen uns war verblüffent. Seine tiefen Augenringe, sowie seine vielen Falten beunruhigten mich und für einen Moment spürte ich nichts. Keine Treuer, keine Freude, das einzige was ich tat, war ihn anzusehen. Meinen Vater... wie komisch sich das nur anhört.

Er war komplett abgemagert, was Tränen in meinen Augen aufsteigen ließ.

"Wie ist sein Zustand?"

"Er hat noch vielleicht eine Stunde, meinten.. die Ärzte.",murmelte Seong Xia neben mir und hielt sich die Hand vor dem Mund, um nicht laut zu weinen.

"Er kann nicht reden, aber er ist noch bei Bewusstsein. Die Ärzte sagten, er könnte nicht hören oder sehen im Moment, aber er weiß sicher, dass du hier bist. Er muss es wissen."

Ich brauche dich. - (BTS) FF | 웡히순Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt