6. Kapitel

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...Man sah ihr an, das es ihr unangenehm war, wie sie hier bedient wurde. "Oh nein! Ich kann das schon" sagte sie, doch Jonathan ignorierte sie und schob sie mit samt den Stuhl zum Tisch vor. Sie lächelte ihn unsicher an. "Danke..."

Ich verkniff mir ein grinsen und ließ das ganze Programm über mich ergehen. "Was ist los?" Fragte ich und ließ mir die Ärmel hochkrempeln.

"Nichts..." Sagte sie und schaute sich um. Hier waren nunmal viele Menschen unterwegs. Sie musste sich daran gewöhnen, ob sie wollte oder nicht. Außerdem war das doch gar nicht schlimm. Egal was sie wollte, das Personal würde jeden Wunsch erfüllen. Wäre ich in ihrer Situation, hätte ich mir nur die besten Sachen bestellt. Sauna, Whirlpool am Abend ein Steak... Das hörte sich echt gut an...

'Okay Ian! Wie fangen wir am besten an?...' Ich musste das ganze vorsichtig einleiten. "Also... Rita?" Sie nickte knapp und schaute mich erwartungsvoll an. "Ich weiß nicht genau was du dir erhoffst..." "Du sollst mir einfach helfen Chloe und James zu finden" unterbrach sie mich.

"Ja, schon klar. Aber sie sind beide weg. Wo sollen wir anfangen?" Fragte ich sie.

"Du hast doch bestimmt Freunde, die uns weiterhelfen können" sagte sie. "James Angestellte oder... Erik! Er ist ja wohl kaum mit ihnen weggefahren. Irgendjemand muss doch etwas wissen" sagte sie.

Ich stützte mein Kinn auf der Hand. "Ich und James haben keine Freunde".

"Wieso?" Fragte sie und schaute mich verdutzt an.

"Man kann heutzutage niemanden mehr trauen. Ich traue nicht einmal dir" sagte ich. Ich schätze sie nicht wirklich als Gefahr ein, aber ich war dennoch vorsichtig. Es gab viele Menschen die hinter mir her waren und viele die auch gerne meinen Platz einnehmen wollten.

"Aber du und James seid doch Freunde? Ihr traut euch gegenseitig. Hat er dir nichts gesagt?" Fragte sie.

Ich seufzte. Thema James mal wieder. "Ja, das sind wir. Aber das ist was anderes und trauen... Naja. Sagen wir es mal so, es hat sich in letzter Zeit viel verändert".

"Verändert? Wie meinst du das?" "Also wir..." 'Warte mal!' Ich schaute sie mit verengten Augen an. "Du kleines Miststück. Du fragst mich hier gerade aus, nicht wahr?! Du versuchst etwas über Chloe und James herauszufinden".

Sie wirkte noch verwirrter als zuvor. "Was? Nein! Falls dir das zu persönlich wurde, t-tut es mir leid. Ich war einfach neugierig... Tut mir leid" sagte sie gegen Ende immer leiser werdend.

Ich schloss meine Augen für einen kurzen Moment. 'Überreagiert?' Vielleicht ein bisschen. "Nein, das ist nicht deine Schuld. Weißt du, ich und James kennen uns schon sehr lange. Um genau zu sagen, sind wir zwei zusammen aufgewachsen und... In letzter Zeit ist alles anders..." Ich umklammerte die Gabel fester und starrte auf den Tisch. Ich hatte James kurz nachdem Tod seiner Eltern kennengelernt. Es war damals nur ein kurzer Blickkontakt gewesen, doch einpaar Jahre später, saßen wir alle im selben Haus. Wir waren alle noch Teenager und durch unsere Geschichten, wurden wir Freunde. James, Charles, Icon und ich...
James Vater war ein depressiver Alkoholiker. Nachdem der Vater seine Mutter im Rausch getötet hatte, hatte James seinen Vater getötet.
Henry Charles Junior, wurde damals stark von seinen Eltern misshandelt. Er war abgehauen doch die jahrelange Erniedrigungen, hatten Spuren hinterlassen. Er hatte ein Aggression Problem, dadurch hatte er auch mehrere Schlägereien. Mit Frauen konnte er ebenfalls nicht umgehen. Mehrere anzeigen wegen Belästigung folgten sofort.
Mein Geschichte war einfach.
Mein Vater war Tod und meine Mutter eine prostituierte. Wir lebten im schlimmsten viertel der Stadt und je nachdem waren auch meine Verhältnisse. In unsere kleine Wohnung ging ich nur schlafen. Den Rest des Tages verbrachte ich auf der Straße und ging meinen Geschäften nach. Junger Kerl, wenig Geld und zu viel Freizeit führten mich auf einen schlechten Weg. Es war elf Uhr und einer meiner Kunden hatte uns beklaut. Ich war ein Dealer und damals war dieser Verlust viel Geld für mich. Ich wartete vor seiner Wohnungstür auf ihn und als er gekommen war, hatte ich es erledigt. Ich bereute diese Tat und hätte ich die Uhr zurück drehen können, hätte ich es nie getan. Er war mein erstes Opfer gewesen und ihn würde ich nie vergessen.
Der Therapeut wusste nicht wirklich viel über uns, wir waren zwangsweise bei ihm und jeder tischte ihm etwas anderes auf. Wir alle waren wegen kleineren vergehen bei ihm. Die großen Sachen kamen nie raus.
Wir drei hatten alle einen Knacks, das war klar, aber Icon war anders.
Er hatte seine Tat bis zum letzten Atemzug bereut. Durch eine Wette, hatte er ein Auto gestohlen und als er vor der Polizei geflüchtet war, hatte er ein Kind übersehen. Er hatte damals geschworen nie mehr ein Steuer zu berühren und das hatte er auch nie getan. Eines Tages kam es, wie es kommen musste. Vier betrunkene Jungs und ein Auto. Wir alle überlebten, nur Icon nicht... Jedes Jahr an seinem Todes Tag, besuchten wir sein Grab. Nur einer nicht. James saß damals am Steuer und er war der Meinung,  das er es nicht verdient hatte vor sein Grab zu stehen. Ich konnte seine Schuldgefühle verstehen, an seinem Todestag hatte sich alles für uns geändert.
James zog sich zurück und fing an sein Geld in etwas sinnvolleres als Alkohol zu investieren.
Henry wanderte aus und suchte sich einen reichen Geschäftspartner.
Ich baute mir langsam ein Unternehmen auf und in einpaar Jahren trafen wir uns alle als reiche Mensch wieder.
So war unsere Geschichte. Einer verrückter als der andere und heute waren wir hier. Immer noch am Leben und immer noch am Sünden. Wir würden eh in der Hölle schmoren also was solls.

HuntsmanWhere stories live. Discover now