Kapitel 9

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Immer noch war ich in meiner Angriffsstimmung: "Was soll ich da?", "Marcel liegt im Krankenhaus und ich dachte ich sollte dich darüber informieren." Abrupt fiel ich in eine Schockstarre und konnte gar nichts mehr sagen. Mein Herz drohte stehen zu bleiben und ich weiß nicht mehr ob ich überhaupt noch geatmet habe. Ich habe diesen tollen Menschen doch gerade erst kennen gelernt und er ist mir so ans Herz gewachsen, dass ich ihn nicht mehr missen will. "Was ist passiert?" Waren die einzigen Worte, die meinen Mund verließen und mich wunderte es, dass Marco diese überhaupt verstand. "Ist hinter einem Bus über die Straße gelaufen und wurde von einem Autos, das ihn nicht sehen konnte, erfasst." Ich schüttelte mich kurz und begriff langsam die Situation: "Gib mir 15 Minuten." Ich machte im Bad schnell das Wasser aus, zog mir frische Sachen an, schnappte mir meine Tasche und lief dann zu meinem Auto. Als ich am Krankenhaus ankam, konnte ich mich nicht mal mehr an die Fahrt bis hier erinnern, zum Glück ist mir nicht auch noch etwas passiert. Marco hatte mir nicht gesagt wo ich hin sollte, daher lief ich zur Information: "Können sie mir bitte sagen, wo Marcel Fornell liegt." Sie Frau kaute Kaugummi und sah mich gelangweilt an. Ohne etwas zu sagen, tippte sie wohl seinen Namen in den Computer ein: "Intensivstation." schmiss sie mir entgegen. Na ganz toll, das wird ja immer besser. Sofort hastete ich los und bahnte mir meinen Weg zur Intensivstation. Am Ende des Gangs sah ich schon Marco und noch 2 Jungs stehen. Außer Puste blieb ich vor Marco stehen und sah ihn erwartungsvoll an. "Gehts dir gut?" vergewisserte er sich bei mir, da ich wohl ziemlich fertig aussah. Ich nickte nur und japste immer noch nach Luft. "Komm erstmal runter. Es geht ihm soweit gut, aber sie haben ihn zur Sicherheit ins künstliche Koma gelegt." Ohne, dass ich es wollte, begann ich zu weinen. Ich konnte es einfach nicht mehr zurück halten. Ich hatte Abneigungen gegenüber Marco, das war eindeutig, aber jetzt war ich froh, dass er mich in den Arm nahm. Er sagte nichts, sondern gab mir einfach nur Kraft und das brauchte ich in dieser Situation. Als er mich wieder losließ, war mir die ganze Situation peinlich und ich merkte, wie ich rot anlief. "Sorry." flüsterte ich nur, während ich mir die Tränen weg wischte. Marco nickte mir nur aufmunternd zu. Nun schaute ich auch das erste Mal zu den anderen beiden Männern. Beide schätze ich so alt wie Marco und Marcel. Der eine hatte ein etwas dunklere Hautfarbe und kurze Haare, die sich bei mehr Länge wohl kräuseln würden und der andere war sehr groß, sehr helle Haut und braune Haare. Beide sahen auch mitgenommen aus. "Ich bin Robin und das ist Marcel." stellte der Zweite die Beiden vor. Ich versuchte sie anzulächeln: "Ich bin Lea." Oh man, ich musste erstmal mit der Situation klar kommen. So viel prasselte gerade auf mich ein. "Wollte ihr auch einen Kaffee?" fragte Robin dann plötzlich. "Cappuccino, bitte." antwortete Marco sofort. Ich war noch ein wenig schüchtern, antwortete daher: "Für mich nicht, danke." Und schon machten sich Robin und Marcel 2 auf den Weg Kaffee zu holen. Marco und ich setzte uns auf die sterilen Plastik-Stühle vor dem Raum. "Warst du schon bei ihm?" fragte ich vorsichtig: "Ja, seine Eltern haben mich informiert und ich bin dann gleich hier her, aber ich will sie jetzt erstmal allein mit ihm lassen." Irritiert sah ich ihn an. Wen meinte er mit sie? Scheinbar sah er meine Irritation: "Seine Eltern sind gerade da." Jetzt verstand ich. Unsicher fragte ich dann: "Soll ich dann lieber gehen? Vielleicht wollen sie gar nicht, dass ich hier bin. Sie kennen mich doch auch gar nicht und..." Dann unterbrach mich Marco: "Lea, bleib ruhig. Seine Eltern sind froh, wenn sich jemand um Marcel sorgt und außerdem braucht er uns jetzt alle. Du bist ihm scheinbar sehr wichtig geworden." Ich wusste nicht, was er damit meinte, aber ich wollte auch nicht weiter nachfragen. Nun folgte ein peinliches Schweigen, aber meine Gedanken schweiften ab. Marcel lag im Koma. Vom Auto erfasst. Wann wacht er wieder auf? Wann kann er wieder tanzen? Kann er überhaupt wieder tanzen? Geschockt sah ich Marco an: "Hat er bleibende Schäden?" Er rutschte ein Stück vom Stuhl runter und verschränkte seine Arme: "Wissen sie noch nicht. Der PKW ist zum Glück wie vorgeschrieben gefahren, aber die Kollision war trotzdem extrem. Sie wollen ihn versuchen in 2-3 Wochen wieder aus dem Koma zu holen, wenn das schlimmste überstanden ist." Wieder begann ich zu weinen. Ich wollte das gar nicht und wurde langsam sauer auf mich selbst. Konnte ich mich nicht Mal zusammen reißen? Marco wollte seine Hand auf meinen Oberschenkel legen, aber ich zog ihn weg. Das ganze würde nichts daran ändern, dass ich nichts mit ihm zu tun haben wollte. Nun kamen Robin und Marcel mit Kaffee wieder und aufmunternd drückte mir Robin einen Kaffee in die Hand, auch wenn ich verneint hatte. Dankend nahm ich ihn an. "Wie geht es jetzt weiter? Wir können nicht immer hier sein. Ich muss arbeiten, du musst zum Training, Marcel muss arbeiten und Lea sicher auch." stellte Robin an Marco gewandt fest. Dieser nickte auch sofort: "Ich hab morgen auch ein Spiel, kann daher eh morgen nicht kommen." Er sah niedergeschlagen aus. Mir würde es auch nicht anders gehen, würde Celine im Krankenhaus liegen. "Ich kann morgen her kommen, habe frei." warf ich in die Runde ein. "Ja, aber du kannst auch nicht den ganzen Tag bleiben." Meinte "Marcel 2" fürsorglich. Ich winkte ab: "Klar, hab eh nichts vor." Jetzt stieg Marco wieder ein: "Bei mir siehts echt schlecht aus. Die Presseleute wollen mich danach auch immer noch sprechen. Ihr wisst wie das ist." Angenervt verdrehte ich die Augen. Ich wusste, dass ich Recht hatte. Eingebildet, als wäre er Gott. "Ich werde Liam und so nachher noch anrufen und fragen ob jemand Zeit hat, dich abzulösen." Meinte Robin dann zu mir und ich nickte. Bis 22 Uhr saßen wir noch gemeinsam vor dem Raum, aber seine Eltern waren immer noch nicht draußen. "Ich muss sie bitten jetzt zu gehen." meinte eine schon älter wirkende Krankenschwester. Robin stand sofort auf um zu protestieren: "Sie können uns nicht einfach wegschicken." Meinte er selbstbewusst und die Krankenschwester musste zu ihm aufsehen, so klein war sie. "Ich hätte sie schon vor 2 Stunden weg schicken können." Jetzt stand Marcel auf und fasste Robin an den Arm: "Komm, wir gehen. Seine Eltern sind da und morgen fährt Lea her." Robin war zwar nicht zufrieden, kam aber trotzdem mit zum Ausgang. Draußen blieben wir noch kurz stehen und Marco fragte: "Noch kurz zu mir was trinken?" Das war mein Signal: "Ich nicht. Will morgen zeitig zu Marcel." Ich hob meine Hand zur Verabschiedung und verschwand dann auch. 

Sind alle Fußballer arrogante Arschlöcher?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt