5. Allison Argent

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Ich schlug meine Fäuste gegen das Armaturenbrett des Autos und biss auf meine Unterlippe. Versuchte die Schmerzen zu vertreiben. Das. Ich konnte das nicht. Fahr einfach. Ich saß da. Sie könnte recht haben. Sie könnte falsch liegen. Sie könnte es ihnen erzählen.

Ich schaltete den Motor aus, versuchte einen klaren Kopf zu bekommen.

Du bist stärker als das.

Du bist Überlebenskünstlerin.

Du bist eine Kämpferin.

Das war nicht mein Kampf. Das waren nicht meine Freunde. Die Erinnerungen zählten nicht mehr. Sie waren nur verschwendeter Platz in meinem Kopf, die mich Nacht für Nacht wachhielten. Um mich wachzuhalten und meine Träume zu zerstören.

Ich startete den Motor erneut.

Ich sah aus dem Fenster und in das Feld von Grabsteinen. Sie war dort. Sie beide waren es, aber wieso war mir das Mädchen, deren Tante mich fast umgebracht hätte wichtiger als mein eigen Fleisch und Blut? Ich schüttelte meinen Kopf und wollte losfahren.

Es musste mir egal sein.

Ich schlug gegen das Lenkrad und starrte aus dem Fenster.

"Scheiss drauf." Ich parkte und stieg aus. Sie war meine Freundin, sogar meine beste Freundin. Sie hatte nur getan, was sie getan hatte, weil sie einen miesen Mentor gehabt hätte. Richtig? Richtig. Zumindest hoffte ich das.

Ich schnappte mir meine Jacke vom Rücksitz und streifte sie über. Mein Herz flatterte. Zum ersten Mal seit langem fühlte ich Emotionen. Das konnte ich nicht ausblenden. Ich wünsche, ich hätte es gewusst. Es wäre nicht so schwer zu akzeptieren gewesen und ich wäre nicht nach Beacon Hills gekommen.

Ich ging langsam, mit jedem Schritt bröckelte meine Mauer mehr. Der schmerzhafte Ausdruck auf Lydia's Gesicht war in meinem Kopf und ich konnte es nicht verdrängen. Ich konnte es nicht abstellen so wie vorher. Ich hielt an. Kämpfte immer noch mit mir, ihren Stein zu finden. Ich wusste, dass er nah war. Ich konnte ihn spüren. Ich konnte sie spüren.

Ich sah mich um. Ich war allein, aber ich spürte nichts mehr. Es war mehr ein unheimliches Gefühl, mehr eine Erlösung. Vielleicht würde es helfen. Vielleicht würde es mir helfen, Abschied zu nehmen.

Ich fiel auf meine Knie, als ich sie erreichte.

Allison Argent.

Allison.

Es tut mir leid.

Die Tage wiederholten sich in meinem Kopf, es war nur ein paar Monate her. Es war. Es war... Ich stand auf. Ich konnte nicht klar denken. Ich konnte nichts tun. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich zerbrach. Ich war stärker als das.

Ich wischte die Tränen aus meinem Gesicht und knurrte laut, versuchte die Schmerzen zu verdrängen, die ich seit Jahren versteckt hatte. Ich hatte mich niemals verabschieden können. Ich hatte niemals es tut mir leid sagen können. Sie starb in dem Glauben, ich wäre tot. Sie starb in dem Glauben, dass ich sie wahrscheinlich gehasst hatte oder ich ihr die Schuld gab.

Sie ist tot.

Ich saß auf ihrem Grab und hob den Pfeil hoch, der auf ihrem Stein platziert war. Ich drehte ihn zwischen meinen Fingern, die Gedanken an meinen Bruder kehrten zurück und machten es noch schwerer. Dieser Pfeil. Diese Spitze. Ich legte ihn zurück und taumelte rückwärts.

Warum war alles so scheisse?

Ich versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, baute die Mauer wieder auf, die langsam zerbrach. Ich fühlte das Feuer unter meiner Haut und zitterte, als meine Augen einen roten Schein auf ihren Stein warfen.

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