36.Kapitel (Jason)

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Ungeduldig starrte ich auf mein Handy, was mir noch immer keine neue Nachricht anzeigte. Heute war Sonntag und es war nun schon eine Woche her, dass ich mit Aaron Kontakt hatte. Ich hatte die Woche erstaunlich gut überstanden ohne viel an ihn zu denken, aber je näher der Sonntag rückte umso öfter schaute ich auf mein Handy, öffnete den Chat obwohl es nichts brachte und las alte Nachrichten durch. Manchmal wollte ich seine Stimme hören, aber ich rief ihn trotzdem nicht an. Es war gerade mal eine Woche vergangen und ich verhielt mich, als wäre ich zwölf.

Wie er gesagt hatte, machte ich mich gleich nach dem Mittagessen auf dem Weg zu zu ihm, die zweite Ferienwoche würde ich vermutlich nur bei ihm verbringen, aber ich packte trotzdem keine große Tasche zusammen. Bei ihm angekommen setzte ich mich auf die Vordertreppe und wartete. Ich wusste nicht ob sein Vater zu Hause war, aber ich wollte trotzdem nicht klingeln.

»Verdammt Jack, muss das sein?« Ich hörte seine Stimme schon von weitem und sofort fing ich an zu lächeln und mein Herz schien einen kurzen Sprung zu machen. Es war gerade einmal eine Woche vergangen, aber es hatte sich angefühlt wie drei. Wahrscheinlich wäre es anders gewesen, wenn mich die Schule abgelenkt hätte aber in den Ferien wenn man so viel freie Zeit und keinen geregelten Tagesablauf hatte...

»Ich passe nur auf. Wir sehen uns irgendwann diese Woche noch...« Jack winkte mir vom Gartentor aus zu und lief die Straße weiter hinunter. Er wohnte mehrere Straßen entfernt, aber meines Wissens nach war es dennoch ein Umweg von der Schwimmhalle erst hier vorbei zu gehen. Aaron drückte die Klinge hinunter und ich stand sofort auf, wartete bis er zu mir kam. Er lächelte zwar bei meinem Anblick, aber ich sah sein blaues Auge.

»Was ist passiert?«, fragte ich und er winkte ab.

»Nichts schlimmes...«, murmelte er, zog mich an sich und küsste mich sanft, aber ich schob ihn weg.

»Nein, erzähl mir was passiert ist.« Er schloss die Haustür auf und ich nahm meine Tasche. Wir gingen nach oben in sein Zimmer und setzten uns aufs Bett.

»Es ist wirklich nichts schlimmes und es war eigentlich auch zu erwarten. Irgendjemand von den jüngeren im Schwimmteam hat uns irgendwann mal gesehen, ich weiß nicht wann und wo. Jedenfalls hat er mich darauf angesprochen und es hat so geendet... und dann hat es natürlich jeder mitbekommen...« Seine Stimme klang eher nüchtern, aber ich ahnte das es alles andere als gut war. Er war im Schwimmteam, was hieß wenn raus kam das einer schwul war, würde so ziemlich jeder etwas dagegen haben und vielleicht wurde er ja auch aus dem Team geworfen? Das wollte ich nicht... er war einfach so gut darin und es machte ihm so viel Spaß...

»Was hat dein Trainer gesagt?« Mein Mund fühlte sich plötzlich trocken an und ich merkte an seinem Blick, dass es keine gute Antwort gewesen war.

»Noch hat er mich nicht aus dem Team geschmissen... aber ich bin für die nächsten zwei bis drei Wochen vom Training befreit...« Ich schlang meine Arme um ihn und drückte ihn fest an mich.

»Es tut mir so leid... ich...«

»Es ist nicht deine Schuld. Mir war klar, dass so etwas früher oder später passieren würde, aber Jack steht zu mir und du auch. Daher wird es nicht so schlimm sein, aber trotzdem wird etwas in meinem Leben irgendwie fehlen...« Er hörte sich nun doch ein wenig niedergeschlagen an und ich wollte ihm unbedingt helfen, aber ich wusste das ich es nicht konnte. Dabei war er so gut... und der beste in seinem Team. Man konnte ihn doch nicht wirklich dafür raus werfen, oder? Wie viele waren denn schwul, nur gaben es nie zu... und nur weil es bei ihm rauskam, würde er aufgeben müssen?

»Lass uns jetzt bitte von etwas anderem reden...«

Ich nickte und kuschelte mich an ihn, er drückte mich an sich und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren.

»Achso... ich wollte dir ja was geben... Warte« Er kramte in der Schublade seines Nachtschranks nach etwas, dann zog er etwas heraus.

»Ich dachte eine Kette und ein Ring wäre nun ja... Seltsam. Daher ist es nur das.« Er hielt mir eine kleine Schachtel hin, die ich neugierig entgegen nahm. Was konnte da wohl drin sein? Ich öffnete sie und betrachtete das, was darin lag. Es war ein Fotorahmen, was an sich wirklich nichts besonderes war, da wir schon genug Bilder miteinander gemacht hatten. Aber etwas an diesem Bild war einfach anders... es war keines der Bilder, wo wir uns küssten oder nahe bei einander standen, sondern wo wir einfach beide grinsend in die Kamera schauten, aber es dennoch so vorkam als wären wir die einzigen auf der Welt. Ich drehte es herum, und da stand ein einfaches „Ich liebe dich".

»Das war noch nicht alles... aber mach ihn erst auf, wenn du wieder allein bist.« Er reichte mir einen Umschlag, den ich entgegen nahm. Er war irgendwie schwer, aber auch nicht wirklich dick.

»Danke...«, meinte ich grinsend und betrachtete weiter das Bild. Ich konnte mich gut an den Tag erinnern, es war tatsächlich nichts besonderes, aber vielleicht machte genau das den Unterschied. Es war eher ein spontaner Schnappschuss gewesen, kein Bild wo man sich bewusst irgendwie hingestellt hatte, es beabsichtigte oder wo man mehrmals versucht hatte es gut aussehen zu lassen und es war, als hätte genau das unsere Emotionen am besten eingefangen. Vielleicht hatte er sich genau deswegen für dieses Bild entschieden.

»Irgendwann gebe ich dir das alles zurück«, meinte ich und kuschelte mich an ihn.

»Das tust du doch schon, du merkst es nur nicht.« Ein Lächeln umspielte seine Lippen und ich konnte nicht aufhören zu grinsen.


Eine kleine Information am Rande: Ich habe jetzt endlich mal, auf meinem eigentlichen Hauptacc  RyuseiCuore etwas hochgeladen. Dort wird allerdings mehr so Fantasy Zeug kommen, also wer mag, kann ja gerne mal vorbei schauen. (:

You are my Light (BoyxBoy/Yaoi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt