28.Kapitel (Jason)

5.4K 337 145
                                    

Es war wie jeden Tag das selbe. Normalerweise war Freitag ja ein Tag an dem man sich freuen sollte, nur sechs Stunden Unterricht, das Wochenende wieder bei Aaron verbringen, sich erholen. Aber seid Samstag war jeder Minute zu Hause unangenehm.
Natürlich könnte man jetzt sagen, dass ich mit meiner Mutter in letzter Zeit nicht viel gesprochen hatte und ihr vielleicht auch nicht so Nahe stand wie meiner Schwester, aber es war immer noch meine Mutter. Sonst war sie immer unglaublich tollerant, liebevoll, hatte Verständnis und jetzt? Nur weil ich mit einem Jungen zusammen war, schien sie sich mir gegenüber in eine komplett andere Person verwandelt zu haben. Sie sprach nicht mit mir, behandelte mich wie Luft und verließ sogar den Raum, wenn ich das Zimmer betrat. Es fühlte sich schrecklich an, als ob es schlimm war, anders zu sein.
Und genau das war mein Problem. Es war nicht einfach nur die Tatsache, dass meine Mutter mich so behandelte, sondern das Wissen, das es noch genug andere geben würde, die es nicht gut finden würden. Da war ignorieren vielleicht noch das bessere, ich wollte nicht wissen wie viele es gab, die mich für meine Sexualität verprügeln würden. Allein bei dem Gedanken daran wurde mir schlecht.
Ich zog mich an und ging die Treppe nach unten, wo in der Küche bereits meine Schwester war die sich mit meiner Mutter unterhielt.
»Wie lange willst du das noch machen Mom? Er ist mein Bruder und dein Kind«, hörte ich Alice gerade sagen.
»Ich habe keinen schwulen Sohn«, war die kalte Antwort von ihr zu hören. Als wäre ich ihr vollkommen egal, kein bisschen Liebe war in ihrer Stimme zu hören.
»Doch das hast du. Das ist immer noch Jason. Unser Jason. Er hat sich nicht geändert nur weil er schwul ist. Er ist noch immer die gleiche Person wie zuvor.«
»Du weißt gar nicht was du da redest«, fauchte sie und ich hörte wie sie wütend das Messer auf die Anrichte knallte.
»Warum nicht? Weil ich erst 14 bin? Im Moment verhalte ich mich erwachsener als du.« Das kannte ich gar nicht von meiner Schwester, sie war unseren Eltern gegenüber noch nie so vorlaut gewesen.
»Wie redest du denn mit mir? Ich bin deine Mutter!«
»So wie du dich Jason gegenüber verhältst, ist das nicht in Ordnung. Er kann nichts dafür und es stört hier niemanden«, versuchte meine Schwester es in einer etwas ruhigeren Tonlage doch meine Mutter war schon voll in Fahrt.
»Mich stört es aber und ich werde das nicht akzeptieren.«
»Er wird es nicht leicht im Leben damit haben, aber willst du ihn dann auch noch ablehnen obwohl du hinter ihm stehen solltest? Liebst du ihn denn gar nicht?«
»Lieben? Es wäre mir lieber er wäre gar nicht hier bis er wieder zur Besinnung kommt und sich diesen Unsinn endlich aus dem Kopf schlägt!«
Das saß. Das ich unerwünscht war, war mir klar aber bis eben hatte ich geglaubt das sich das legen könnte, aber ein Irrtum. Wahrscheinlich hatte ich es meinem Vater zu verdanken, dass sie mich nicht schon lange rausgeschmissen hatte.
Nicht darauf achtend, dass man meine Schritte hören konnte, rannte ich die Treppe nach oben, nahm meine Tasche, warf ein paar Klamotten, so etwas wie Ladekabel und Schulzeug hinein, nahm dann meinen Rucksack und riss meine Zimmertür auf.
Alice stand vor mir und musterte die Tasche.
»Jason, wo...?«
»Ich werde für ein paar Tage zu Aaron gehen. Sag Dad Bescheid, ja? Ich komme auf jeden Fall wieder, aber ich brauche erst einmal ein paar Tage.«
Sie nickte und ich rannte die Treppe nach unten, verließ das Haus und lief die Straße hinunter. Dann griff ich nach meinem Handy und rief Aaron an, der verschlafen ans Telefon ging.
»Ja?«
»Ich bin es.«
»Jason, was ist los?« Er schien sofort hellwach zu sein.
»Kann ich zu dir kommen und ein paar Tage länger bleiben?«, fragte ich leise und er schien sofort zu wissen was vorgefallen war.
»Komm her. Genug Zeit haben wir noch, dann gehen wir gemeinsam zur Schule. Hast du ein paar Sachen gepackt? Wenn nicht leihe ich dir was.«
»Ich habe noch ein paar Sachen gepackt. Bis gleich«, sagte ich und legte auf, dann machte ich mich auf den Weg. Es dauerte nicht lange und ich war froh als ich vor seiner Tür stand und klingelte. Als er die Tür öffnete merkte ich wie ich bei seinem Anblick sofort ruhiger wurde.
»Wie geht es dir?«
»Gut. Es ist nur für ein paar Tage, ich denke Montag oder Dienstag gehe ich wieder nach Hause. Davor wegzulaufen bringt nichts, aber trotzdem brauche ich ein paar Tage Ruhe«, meinte ich und er nahm mir die Tasche ab.
»Kann ich verstehen. Hast du Hunger? Frühstück könnte aber knapp werden...«
»Ich hol mir nachher in der Pause etwas.«
»Gut.« Er brachte meine Tasche nach oben und kam mit seinem Rucksack wieder, dann schloss er die Tür hinter sich ab.
Es war das erste Mal das wir zusammen zur Schule gingen, normalerweise vermied ich es an Schultagen bei Freunden zu übernachten und meistens wenn ich das Wochenende über hier war, war ich Sonntags immer gegangen.
»Wie viele Stunden hast du heute?«
»Sechs.«
»Ich habe acht. Soll ich dir nachher meinen Schlüssel geben das du rein kommst?«, fragte er und ich schüttelte mit dem Kopf.
»Nein, ich werde einfach auf dich warten. Das tue ich gerne«, meinte ich lächelnd und er grinste.
»Okay.«
Bei der Schule angekommen verabschiedete ich mich von ihm und ging ins Klassenzimmer, wo ich mich hinsetzte und mein Zeug auspackte. Kurz darauf vibrierte mein Handy, eine Nachricht von Sam der fragte ob ich mit ihm und Liam in der Pause essen wollte, ich schrieb eine Antwort und schaltete mein Handy dann aus.
Nachdenklich schaute ich aus dem Fenster. Ich würde wieder nach Hause gehen und dann? Nun ja damit leben, wie es war. Solange sie mich nur ignorierte... Und außerdem würde ich noch oft genug in solche Situationen kommen, also musste ich damit klar kommen das einige Leute so dachten. Und je eher ich damit anfing umso besser.

Nun möchte ich noch etwas wissen, was mich mal interessieren würde. Wer ist bisher euer Lieblingscharakter aus dieser Story und warum? (Alle Charaktere einbegriffen auch Nebencharaktere) Und wer ist der Charakter, den ihr am wenigsten mögt?

You are my Light (BoyxBoy/Yaoi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt