Kapitel 32

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Ciel seufzte leise, als er die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ.

Eigentlich hatte er vorgehabt, so schnell wie möglich seine Sachen zu packen (oder besser gesagt: packen zu lassen) und mit der nächstbesten Droschke zurück in sein Anwesen zu fahren, aber in diesem Moment war er einfach zu aufgewühlt, um noch daran zu denken.

Was sollte er jetzt tun? In ihm nagte eine Unruhe, ein Sehnen, das er einfach nicht definieren konnte.

Diese Demütigung gerade war einfach zu ekelhaft gewesen, um einfach so zu tun, als wäre nichts geschehen. Aber andererseits wollte er diese Sache auch nicht mit sich herumtragen, bis er sie irgendwann verdrängt hatte.

Er wollte sie jetzt vergessen.

Er musste jetzt zeigen, dass er stärker war als seine Peiniger.

Er durfte sie auf keinen Fall gewinnen lassen.

„Du hättest sie töten sollen", flüsterte er leise an Sebastian gewandt. Noch ehe er das letzte Wort ausgesprochen hatte, fühlte er auch schon einen dumpfen Schmerz im Rücken, als er unsanft gegen die nächstbeste Wand gedrückt wurde. Zwei Hände schlugen rechts und links neben seinen Schultern gegen den grauen Putz und ein Zwillingspaar aus rubinroten Flammen glühte vor ihm in der Dunkelheit.

„Ja, das hätte ich wirklich", flüsterte Sebastian, wobei sein Körper sich fordernd an Ciels drängte. „Vielleicht wäre ich dann jetzt nicht so ungezügelt."

Einen Moment lang war Ciel sprachlos. Zuerst hatte er geglaubt, dass Sebastian vielleicht irgendwie wütend auf ihn war, doch damit, dass der Andere ihn nach dieser Situation mit einer solchen Heftigkeit begehrte, hätte er niemals gerechnet. War das die Art eines Dämonen, mit Eifersucht umzugehen?

Bevor er etwas sagen konnte, eroberte Sebastian seinen Mund mit einem fast gewaltsamen Kuss, der beiden keinen Raum mehr zum Atmen ließ.

Im ersten Augenblick wollte Ciel diesen Angriff auf seinen Körper abwehren, zu sehr belasteten ihn noch die Ängste, die er hatte ausstehen müssen, als Lucas und Gwendolina ebenfalls so über ihn hergefallen waren ...

/Nein/, dachte der Junge, als er spürte, dass sein Geliebter ihn nicht gehen lassen würde. Das hier war völlig anders.

Dass Sebastian jetzt Gewalt anwandte, geschah aus dem Rausch des Momentes heraus. Dahinter versteckten sich, deutlich zu spüren, trotz allem immernoch Respekt und Liebe.

Zögernd schlang Ciel die Arme um den größeren Mann und erwiderte den Kuss vorsichtig, obwohl seine Lungen langsam nach Luft verlangten.

„Warum?", keuchte er, als Sebastian seine Lippen wieder freigab, um stattdessen eine Spur von kleinen Küssen auf seinem Hals zu hinterlassen.

„Du bist mein", wisperte der Dämon mit unverhohlener Gier. „Ich liebe dich. Ich bin der einzige, der dich berühren darf. Du gehörst nur mir."

Ciel ließ sich widerstandslos von Sebastians Armen umfangen und auf das Bett werfen.

/Warum nicht?/, dachte er und schloss die Augen. Wenn er jetzt, nach dieser ... Sache mit seinem Geliebten schlafen konnte, wenn er das hier durchstand, bedeutete das, dass Lucas verloren hatte.

Und dieser Psychopath hatte verloren. Ciel wusste, dass er stark genug war. Er wusste, dass er das hier jetzt tun konnte. Er wusste, dass er es sogar wollte.

Bereitwillig öffnete er seine Beine ein wenig, als Sebastian sich selbst ungeduldig dazwischen drängte. In diesen Augenblicken geschah plötzlich alles gleichzeitig, zu schnell und zu berauschend, um die Eindrücke zu trennen. Während die Hände des Dämonen Ciels Weste und Hemd aufknöpften, trafen sich ihre Lippen erneut und Sebastians Hüften rieben mit einem schnellen Rhythmus gegen die des Jungen unter ihm, als würde er bereits in diesen hineinstoßen.

Eine Teuflische Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt