Kapitel 14

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Hier kommt jetzt noch mal etwas Kitsch und dann geht es auch schon weiter mit dem Krimi ... Und nur Geduld, ein wenig Lime ist auch nicht mehr weit! Ich überschlag mich mal wieder mit meinen OCs, aber in einen Krimi gehören nun einmal Verdächtige *grins*.

Die Dunkelheit, die Ciel umgab, war längst nicht so tief und undurchdringlich wie beim letzten Mal. Und obwohl er vor sich hintrieb in diesem Ozean seiner Seele, orientierungslos, ohne Zeitgefühl, drangen doch immer wieder undeutliche Empfindungen zu seinem Bewusstsein (oder Unterbewusstsein?) durch, er nahm etwas wahr und dann doch wieder nicht ... Vermutlich träumte er. Aber seine Träume waren - wie das für ihn, den die Vergangenheit im Schlaf immer wieder einholte, ungewöhnlich war - auf eine schwer zu fassende Art und Weise schön. Er fühlte sanfte, vertraute Berührungen auf seiner Haut, von denen eine Geborgenheit und Wärme ausging, wie Ciel sie sich immer gewünscht hatte. Diese Geborgenheit gab ihm ein Gefühl von Frieden, das er sich bisher nicht einmal im Traum hatte vorstellen können. Es herrschte so ein vollkommener Friede in seiner Seele, dass er jede einzelne Angst, die er jemals gekannt hatte, vergaß. Selbst wenn jetzt und in diesem Augenblick der Tod auf ihn wartete, er hätte ihn ohne zu zögern angenommen. Es gab nichts, das er im Leben noch begehrte, als dieser Friede, die Ruhe in seinem geschundenen Herzen, das Glück, das durch sein Blut strömte wie flüssiges Silber. Es gab keinen Schmerz in dieser Welt, in der nur noch diese wundervollen Berührungen eine Bedeutungen hatten. Irgendwann drang eine vertraute Stimme durch den Nebel der Wärme, der Ciel einhüllte - Sebastians Stimme, die ihm sanfte Worte zuflüsterte, die so wunderschön in Ciels Seele widerhallten, dass es einfach ein Traum sein musste. Ciel ... Mein geliebter Ciel ...

Ciel ... Ich liebe dich.

Ja, das hier war ein Traum, aber es gab keinen Grund, aus einem Traum aufzuwachen, der so wunderschön war, in dem Angst und Schmerz und Verzweiflung nicht mehr existierten ... Umso schmerzhafter war es, als die fremde und doch so vertraute Wärme sich plötzlich entfernte. Flehend klammerte sich Ciel an das, was davon übrig blieb, doch auch das wurde ihm entzogen. Lass mich nicht allein, hämmerte es in seinem Kopf, aber es war aussichtslos. Die Kälte brach unerbittlich über ihn herein und er konnte nicht sagen, wie lange sie blieb. Erst nach Ewigkeiten, so schien es ihm, kehrte die vermisste Wärme zu ihm zurück. Eine Hand legte sich auf seine Stirn und Ciel spürte, wie ihn diese Berührung - anders, als die anderen - aus seiner eigenen Seelenwelt riss und ihn in die Realtität zurückholte. Verwirrt schlug er die Augen auf und blickte direkt in Sebastians Gesicht. Der Butler war bereits angezogen und wirkte auch sonst so perfekt wie immer. "Guten Morgen, Bouchan", lächelte er Ciel an. "Habt Ihr gut geschlafen?"

"Guten Morgen, Sebastian", antwortete der Junge wehmütig, dass man ihn aus seinen Träumen gerissen hatte. Mit einem Blick aus dem Fenster stellte er fest, dass die Sonne bereits hoch am Himmel stand. Normalerweise stand er schon relativ früh auf, aber hier, wo die Arbeit erst spätabends begann und mitten in der Nacht aufhörte, liefen die Dinge etwas anders. Als Ciel sich aufsetzte und die Bettdecke zur Seite schob, stellte er fest, dass noch irgendetwas nicht so war, wie sonst. Es wurde ihm erst einen Moment später klar, was es war. Sebastians Geruch. Der Geruch haftete überall an Ciels Körper. Er war unverkennbar. Exotisch und dann wieder vertraut, wie der Duft, der zu Weihnachten durch fast jedes Haus zog. Der Geruch von Kaminfeuer und fremdländischen Gewürzen, Zimt, Muskat, Pfeffer. Fast jeden würde dieser Duft an glückliche Winterabende erinnern, aber für Ciel hatte er noch eine andere Bedeutung. Er war um Weihnachten herum geboren worden und so zählte der Geruch wohl zu den ersten, die er in seinem jungen Leben wahrgenommen hatte. Er hatte diesen Duft an Sebastian immer geliebt und sich geborgen gefühlt, wann immer er ihn aufschnappte, aber noch nie hatte er ihn an sich selbst wahrgenommen. Es war fast, als hätte Sebastian ihn im Schlaf wirklich im Arm gehalten, so, wie er es geträumt hatte ... Aber das konnte doch nicht sein, oder? Nachdenklich blickte er den Dämonen vor sich an. Würde er so etwas jemals tun? "Mit dem Frühstück müsst Ihr Euch leider noch etwas gedulden, Bouchan", sagte Sebastian beiläufig. "Wir müssen wohl in der Gemeinschaftsküche essen." Ciel nickte. Seinetwegen. Er hatte eigentlich gar keinen Hunger. Obwohl, wenn es etwas Süßes war, zubereitet von Sebastian .... Der Earl ließ sich von seinem Butler ankleiden, wobei sich jedes Mal, dass ihre Haut aufeinander traf, ein süßer Schmerz tief in Ciels Seele brannte - der Schmerz der Erinnerungen an seinen Traum und die Gefühle, die dieser ihm gebracht hatte. Sebastian wagte es kaum, Ciel zu berühren, als er ihn ankleidete. Nach seiner ungehörten Liebeserklärung und den heimlichen Berührungen der letzten Nacht fühlte er sich wie gerädert, obwohl Dämonen doch gar nicht an Schlafmangel leiden konnten. Und es war auch gar nicht die Tatsache, dass er die ganze Nacht lang kein Auge zugetan hatte, ihn quälten viel mehr Schuldgefühle und etwas Anderes, das er nicht kannte ... Es klang wie das, was die Menschen manchmal beschrieben, wenn sie etwas bedrückte. Wie nannten sie das noch gleich?

Eine Teuflische Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt