Kapitel 15

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Lucas?

Warum sprach dieses Mädchen Sebastian mit diesem Namen an? Kannte sie ihn etwa? Ciel verstand gar nichts mehr. Ratlos blickte er zwischen den beiden hin und her. Dann veränderte sich Gwendolinas Gesichtsausdruck. Beschämung zeichnete sich darin ab. "Du ... Du bist nicht Lucas, habe ich recht?", fragte sie leise. "Du siehst ihm so ähnlich, dass du sein Zwilling sein könntest, aber es fühlt sich anders an, wenn ich vor ihm stehe." "Sebastian, kennst du sie?" Ciels Stimme klang aufbrausender, als er es wollte, aber die vertrauten Blicke, die Gwendolina dem Dämonen gerade zugeworfen hatte, machten ihn rasend vor Eifersucht. "Nein, ich kenne sie nicht", antwortete Sebastian und Ciel glaubte ihm ohne zu zweifeln. Ein Dämon konnte seinen Master einfach nicht anlügen. Niemals. "Sebastian also", murmelte die Nichte der Duchess leise. "Entschuldige bitte." Sie sah Ciel an. "Ihr seid wohl neu hier, oder? Entschuldige bitte, ich wollte deinem Freund nicht zu nahe treten." Freund? Schon wieder? Sie mussten ihre Rolle als Pärchen wirklich perfekt spielen - zu perfekt. "Gwendolina!", rief Duke von Greyville streng. "Ich habe dir gesagt, dass du dich besser von den Männern hier fernhalten sollst! Was hast du bitte mit diesem Lucas zu schaffen?" „N-nichts, Vater! Ich rede ab und zu mal mit ihm, aber ... das ... das ist alles!", stammelte Gwendolina eingeschüchtert. „Ach ja?" Der Gesichtsausdruck des Dukes konnte nur eines bedeuten: Jetzt folgte die Moralpredigt eines besorgten Vaters. „Das sah aber gerade anders aus! Kannst du dir nicht jemanden suchen, der zumindest einem anständigen Beruf nachgeht? Es gibt so viele gutaussehende, angesehene junge Adelige für dich! Wenn ich herausfinde, dass du und diese männliche Hure ..."

„Jacob!", fiel ihm die Duchess ins Wort. „Wir sind hier nicht allein! Kannst du unsere Familienangelegenheiten bitte nicht vor meinen neuen Angestellten ausfechten?"

Der Tonfall ihrer Stimme duldete keinen Widerspruch. Es war klar, wer in dieser Familie die Hosen anhatte.

„Du hast ja Recht, Nee-chan", räumte Jacob widerwillig ein, bevor er sich noch einmal dohend an seine Tochter wandte. „Aber wehe, ich sehe dich in der Gesellschaft von diesem Lucas! So einer wird dich nur unglücklich machen!"

„Vater ..."

„Sag bloß, du willst doch was von ihm?"

„Nein, aber ..."

„Schluss jetzt!", sprach der Duke ein Machtwort. Dann musterte er die 'neuen Angestellten' seiner Schwester mit neugierigen silbergrauen Augen. „Wie ich sehe, hast du mal wieder einen echten Glückstreffer gelandet, Nee-chan", sagte er anerkennend. „Die beiden Schmuckstücke müssen die Kunden doch in Scharen anlocken. Du hast echt ein Händchen für's Geschäft! Wie heißen die Neulinge denn?"

Warum fühlte sich Ciel gerade begutachtet wie ein Jungstier auf dem Viehmarkt?

„Der kleinere hier ist Ciel und der größere heißt Sebastian", erklärte Vivienne wie eine geduldige Vertreterin.

„Ah, jetzt weiß ich auch, an wen sie mich erinnern!", grinste Jacob. „Der junge Earl Phantomhive und sein Butler sind ja auch mehr als bekannt in der Adelsgesellschaft. Auf jedem Ball, auf dem sie auftauchen, beschweren sich die Männer, dass sie die Aufmerksamkeit aller Frauen auf sich ziehen ... Schade, dass der Earl schon verlobt ist, er soll nämlich auch noch reich sein und gute Kontakte zur Königin haben - Gwendolina, der wäre wirklich eine gute Partie ..."

„Vater!"

„Schon gut, ich werde dich nicht zwingen. So lange du den Angestellten im Geschäft deiner Tante aus dem Weg gehst ..." Er wandte sich wieder Ciel und Sebastian zu. „Aber es ist wirklich verblüffend, wie ähnlich ihr zwei euren Vorbildern seht!"

Noch bis vor zwei Minuten hatte Ciel geglaubt, dass die Duchess diejenige war, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, ihn völlig fertig zu machen, aber ihr Bruder fast so gut darin wie sie.

Eine Teuflische Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt